Die Schilder zeigen im Zusammenspiel mit der Sperrung der Niklastorstraße Wirkung. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Niklastorstraße darf derzeit nicht passiert werden. Die Entlastung für die Altstadt ist signifikant. Die Zahl der durchfahrenden Autos und Lastwagen wird dadurch erheblich reduziert.

Marbach - Bislang konnte nur wild darüber spekuliert werden, welche Auswirkungen eine Sperrung der Niklastorstraße auf die Verkehrsströme in der Altstadt haben würde. Seit der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik am Donnerstagnachmittag herrscht Gewissheit: Die Zahl der durchfahrenden Autos und Lastwagen wird dadurch erheblich reduziert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die Thomas Glock vom Ludwigsburger Büro BS Ingenieure dem Gremium vorstellte.

Der Fachmann aus Erdmannhausen und sein Team hatten in einem ersten Durchgang im Juli 2018 erhoben, wie viele Fahrzeuge sich zwischen 15 und 21 Uhr durch die Gassen der Marbacher City schieben und auf dieser Basis tägliche Durchschnittswerte hochgerechnet. Die Bestandsaufnahme geschah zu einem Zeitpunkt, als die Niklastorstraße frei passierbar war. Zum zweiten Mal wurde dann am 16. Juli dieses Jahres per Kameraaufnahmen zwischen 6 und 22 Uhr ermittelt, welche Menge an Autos im Zentrum ein- und ausfährt. In dem Fall waren sowohl die Niklastorstraße als auch die Torgasse wegen der Arbeiten am Pfundhaus gesperrt – was immer noch dem Istzustand entspricht. Das gilt auch für das generelle Durchfahrtsverbot für Auswärtige durch die Altstadt, das ebenfalls im Zusammenhang mit der Sanierung des Pfundhauses erlassen wurde. Thomas Glock konnte folglich unter realen Bedingungen vergleichen, welche Konsequenzen mit einer Sperrung der Niklastorstraße verbunden sind.

Aus den Daten, die dem Experten am Ende vorlagen, konnte er herauslesen, dass der Durchgangsverkehr mit der Schließung des Bypasses um fast 75 Prozent zurückgegangen ist. „Die Beschilderung hatte dabei einen ordentlichen Anteil, also das Durchfahrtsverbot mit dem Zusatz Anlieger bis 7,5 Tonnen frei“, betonte der Planer. Waren 2018 bei der Zählung innerhalb von 24 Stunden noch 345 Wagen mit dem Ziel unterwegs, die City von A nach B zu durchqueren, sank dieser Wert in diesem Sommer auf 91, was einem Minus von 74 Prozent entspricht. Rund 50 der Autos schlängelten sich durch die Straße „Auf den Felsen“ und die Holdergassen. „Für die Holdergassen und die Straße ,Auf den Felsen’ sind natürlich auch die 50 Fahrten Durchgangsverkehr zu viel“, betonte Glock. Und wer auch immer am Steuer der betreffenden Autos sitze, müsse selbstverständlich nicht auf dieser Route die Altstadt durchqueren. Andererseits sei es ein „toller Erfolg“, dass der Durchgangsverkehr im großen Stil abgenommen habe. Insofern seien besagte 50 Fahrzeuge noch akzeptabel. Genau deshalb empfahl Thomas Glock auch, dauerhaft an der Sperrung der Niklastorstraße festzuhalten, also auch dann, wenn der Kran vor dem Pfundhaus die Durchfahrt einmal nicht mehr blockiert.

Noch ist allerdings völlig ungewiss, ob die Mehrheit der Fraktionen diesem Vorschlag folgen wird. Die Stadträte ließen auch keine Tendenz erkennen, in welche Richtung das Pendel bei ihnen ausschlagen wird. Klar ist jedoch, dass die Entscheidung bald fallen soll. Denn davon hängt ab, welchen Gestaltungsspielraum die Stadt bei der anvisierten Sanierung der Fußgängerzone für den Bereich zwischen Pfund- und Rathaus hat. Würden dort wie aktuell auch in Zukunft keine Autos mehr entlangfahren, wäre es denkbar, dort einen Platz mit Aufenthaltsqualität zu schaffen.

Zwiegespalten in der Frage nach einer permanenten Abriegelung der Niklastorstraße dürften die Altstadtbewohner selbst sein. Darauf deutete jedenfalls das Statement von Peter Zell, Vorsitzender des Holdergassenvereins, in der Sitzung hin. „Seit es die neue Regelung gibt, hat der Verkehr in der Unteren und der Mittleren Holdergasse subjektiv enorm abgenommen“, sagte er. In der Oberen Holdergasse sei es hingegen genau umgekehrt. Das sei nun die kürzeste Verbindung, um vom Cottaplatz in Richtung Ludwigsburger Straße zu gelangen, erklärte Zell.