Die Arbeit der AG ist im April mit einem Siegel belohnt worden. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Fairtrade-AG am Friedrich-Schiller-Gymnasium stellt verschiedene Projekte auf die Beine.

Marbach - Schätzungsweise 152 Millionen Jungen und Mädchen weltweit gelten als Kinderarbeiter. Sie müssen oftmals unter Bedingungen arbeiten, die sie ihrer Rechte und Chancen beraubt. Und auch wenn diese Kinder älter werden, bessert sich ihre Situation selten – und das nur, um für reichere Länder billig Kaffee, Schokolade, Zucker und andere Produkte herzustellen. Eine Problematik, der sich die Fairtrade-Bewegung verschrieben hat, die sich getreu ihres Namens für einen gerechten Handel einsetzt. Auch die Stadt Marbach trägt seit dem 1. Juni ein entsprechendes Siegel und gilt damit als Fairtrade-Stadt. Doch Vorreiter ist die Schillerstadt damit nicht: Bereits seit April trägt nämlich das örtliche Friedrich-Schiller-Gymnasium den Titel „Fairtrade-School“ und ist damit der Wegbereiter.

Möglich gemacht hat das ein munterer Haufen von Schülern, die sich jeden Freitag pünktlich zur Pause zusammenfinden: die Fairtrade-AG unter Leitung von Lehrerin Barbara Schwarz. Aktuell gehören 27 Kinder der Arbeitsgruppe an, mal kommen mehr und mal weniger zu den Treffen. „Ich bin begeistert, wie viele mitmachen wollen“, so die Pädagogin, die aufgrund des Andrangs sogar noch ein zweites wöchentliches Treffen initiieren musste. Der Nachwuchs sei interessiert daran, was in der Welt passiert und wie diese ein Stückchen besser gemacht werden kann. „Kinder sollten in die Schule gehen und Freunde treffen anstatt zu arbeiten“, erklärt Amelie selbstbewusst, die mit mehreren Freunden ein Teil der AG ist. Und auch Kira teilt diese Ansicht: „Es muss faire Löhne für alle geben.“

Was genau Fairtrade ist, das wussten nicht alle Schüler, als sie sich für die AG anmeldeten, wie sie frei zugeben. „Ich bin einfach mal hin, um mir das anzugucken und mehr zu erfahren“, erzählt Kehwi – und dann sei er geblieben.

Sawitta dagegen hatte einen Flyer in der Schule gesehen: „Ich bin glücklich, dass ich jetzt auch mithelfen kann.“ Und tatsächlich wird jede helfende Hand benötigt, denn die Schülergruppe stellt gemeinsam mit ihrer Lehrerin verschiedene Aktionen auf die Beine. So werden etwa passend zur Saison fair gehandelte Schoko-Hasen oder Nikoläuse verkauft. Zum Valentinstag wurden auch schon Rosen an die Lehrkräfte verteilt und dann gibt es noch den Pausenverkauf, der regelmäßig stattfindet. „Wir haben Süßigkeiten, Obst, Chips aber auch Trinkflaschen im Angebot“, zählt Miriam auf. Auch ein Kochbuch haben die Schüler schon selbst geschrieben und an den Mann gebracht.

Seinen Anfang genommen hat die Fairtrade-AG übrigens im Rahmen von Schule als Staat. Bei diesem Projekt verwandelt sich das Friedrich-Schiller-Gymnasium eine Woche lang in die „United States of Schiller“ inklusive eigener Regierung und Wirtschaft. Auch ein Laden für Fairtrade-Produkte war dabei an den Start gegangen. „Eine handvoll Schüler war davon so begeistert, dass sie nach Ende der Projektwoche gerne weitermachen wollten“, erinnert sich Barbara Schwarz zurück. Der Anfang sei zwar holprig gewesen, doch nach und nach habe man sich eingespielt und auch Kooperationen gestartet. Etwa mit der thematisch nahestehenden Umwelt-AG, fügt Fabian hinzu: „Wir haben für die Filmtage passende Streifen ausgesucht.“ Die Produkte für den Verkauf beziehen die Schüler über den Weltladen und auch das Schiller-Café wird beliefert. „Wir haben zudem Kontakt zur Stadt“, erklärt Barbara Schwarz: „Ich bin zum Beispiel selbst auch Mitglied der Steuerungsgruppe für Nachhaltigkeit.“ Bei dem Erreichen der Siegel habe man sich da gegenseitig unterstützt. „Die Ernennung zur Fairtrade-Schule war eine schöne Etappe“, betont Schwarz. „Aber der Weg hört damit nicht auf.“

Neue Aktionen sind immer in der Mache – Ideen darf dabei jeder selbst einbringen. So besteht derzeit etwa die Überlegung, im Rahmen der Projekttage einen Workshop zum Thema Kakao auf die Beine zu stellen. Wenn dieser sich eingespielt hat, wäre es auch denkbar, dass die Schüler für Unterricht gebucht werden können und kleine Vorträge halten. Solche Expertengruppen soll es dann nach und nach für verschiedene Themenschwerpunkte geben. „Generell wären wir gerne noch stärker im Schulleben verankert“, so Barbara Schwarz. Eine Idee sei es beispielsweise, dass der Kaffee in der Schule auf ein fair gehandeltes Programm umgestellt wird: „Das ist derzeit in Arbeit.“

Wer die Arbeitsgruppe bei ihren Vorhaben unterstützen möchte, ist jederzeit willkommen. Das Angebot richtet sich an Schüler ab der 6. Klasse, aber auch Ältere sind gerne gesehen. „Wir freuen uns über Mitglieder“, erklärt Sawitta stellvertretend für die AG: „Übrigens besitzen wir auch witzige Bananenkostüme.“