Maike Letina (Mitte) freut sich über die Kreativität von Elif, Lara, Clara und Emma (von links). Foto: Werner Kuhnle

Die Kinder können ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Marbach - Beim Elternforum im Familienzentrum geht es hoch her. Sechs Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sitzen an einem mit blauem Wachstuch bedeckten Tisch. Wobei: So richtig blau ist das Wachstuch nicht mehr. Bunte Kleckse und Striche zeugen von etlichen vergangenen Bastel- und Malaktionen. Und machen zugleich deutlich, dass der Nachwuchs sich in der Kreativwerkstatt, die donnerstagnachmittags geöffnet hat, so richtig künstlerisch ausleben und austoben kann. „Ich hab mir überlegt, dass wir heute was mit Schmetterlingen machen, das passt gut zum Frühling“, eröffnet die Sonderpädagogik-Studentin Maike Letina den Bastelnachmittag. „Es ist Sommer“, tönt es empört zurück. Streng genommen ist es Frühsommer, aber auch dazu passen ja Schmetterlinge. Die Exemplare, die nach und nach unter den Händen von Emma, Clara, Lara, Leyla, Elif und Ali entstehen, sind allerdings viel größer und bunter als die heimischen Falter.

Kein Wunder, denn das dicke Papier in kräftigen Farben, das schon auf dem Tisch liegt, verlockt richtig dazu, knallbunte Schmetterlinge zu gestalten. Maike Letina gibt ein Muster vor, an das sich die Kinder aber nicht halten müssen: „Ihr könnt auch selber Schmetterlinge malen, ausschneiden und dann verzieren oder anmalen“, sagt sie.

Die meisten entscheiden sich dann aber doch dafür, erst einmal zuzuschauen, was die Studentin macht. „Ihr fangt hier an zu falten, das sieht dann aus wie eine Ziehharmonika“, erklärt sie. „Was ist eine Ziehharmonika?“, will Ali wissen. Zwei der Mädchen dagegen sind schon einen Schritt weiter. „Ah, jetzt weiß ich, wie’s geht!“, ruft Lara, während Emma aufgeregt auf ihrem Stuhl herumhüpft: „Darf ich, darf ich?“ Um zu zeigen, wie der fertige Papierfalter aussehen kann, spielt die angehende Sonderpädagogin aber erst einmal auf ihrem Smartphone ein Video ab. Gebannt schauen die Kinder auf den kleinen Bildschirm. Emma würde am liebsten statt des Schmetterlings einen Origami-Frosch machen, der auch im Video zu sehen ist, denn „der kann so schön hüpfen!“ Doch sie wird erst einmal vertröstet: „Den machen wir dann beim nächsten Mal.“

Jetzt geht es erst einmal richtig los mit der Schmetterlings-Produktion. Maike Letina verteilt Stifte und Scheren, Kleber und Krepppapier. Clara, die sich offenbar auskennt, steht auf und holt sich ein Stück Stoff. „Ich will was ausprobieren“, sagt die Neunjährige, die Stirn vor lauter Konzentration gerunzelt. Die sechsjährige Leyla macht sich unterdessen daran, die von der Studentin vorbereitete Schablone nachzumalen. „Kuck mal, wenn du hier anfängst mit Abpausen, hast du das Papier am besten genutzt“, greift die junge Frau ein wenig ein.

Eine halbe Stunde später sind die Schmetterlinge schon so weit, dass man sie verzieren kann. Dazu liegt unter anderem ein Päckchen mit Filzwolle auf dem Tisch, aus der manche der Kinder mit Klebstoff Punkte für die Flügel gestalten. Andere greifen zu den dicken Buntstiften und bemalen ihre kleinen Kunstwerke. Ausgerechnet die experimentierfreudige Clara ist nicht so ganz zufrieden mit dem Ergebnis: „Der Schmetterling sieht mehr aus wie ein Engel“, stellt sie selbstkritisch fest. „Das ist dann halt ein Frühjahrsengel, und ich finde den meganiedlich, ehrlich!“, muntert die Betreuerin sie auf.

Mit Basteln und Plaudern vergeht die Zeit wie im Flug, und schon ist es Zeit für eine kleine Teepause mit Obst und Gemüse. „Damit wir das Nachmittagsloch überwinden“, schmunzelt die Studentin. Für sie sind die Kreativnachmittage ein toller Einstieg in den späteren Beruf, weil sie jede Menge praktische Erfahrungen sammeln kann.

Seit 2009 gibt es die Kreativwerkstatt, erzählt Tanja Rieger vom Elternforum: „Das war unser erstes Angebot.“ Zu den Bastel- und Malnachmittagen kämen immer zwischen vier und neun Kinder. Geld- und Sachspenden ermöglichen es, das Angebot kostenlos zu halten. Gebastelt wird nicht nur mit Stoff und Pappe, sondern auch mit selbst gesammelten Naturmaterialien. Und ab und zu wird sogar getöpfert.

Die fertigen Kunstwerke können die Kinder am Ende des Nachmittags mit nach Hause nehmen. Oder sie schmücken, wie viele der bunten Schmetterlinge, eine Zeitlang die Räume des Familienzentrums.