Mindestens sechs Beteiligte sind durch Tränengas und anderes verletzt worden. Foto: 7aktuell.de/Schmalz

Rivalisierende Gruppen sind am Bahnhof aufeinander los gegangen. Ein junger Mann wird durch Messerstiche schwer verletzt. Sechs weitere werden leicht verletzt.

Marbach - Großer Polizeieinsatz am Marbacher Bahnhof: am Samstagabend gegen 22 Uhr trafen dort zwei rivalisierende Gruppen aufeinander, hinterließen ein Bild der Zerstörung und viele offene Fragen. Eine Person wurde schwer verletzt, mindestens sechs weitere erlitten leichte Verletzungen. Die Ludwigsburger Polizei ermittelt wegen schweren Landfriedensbruchs und versuchter Tötung.

Was war geschehen? Laut den Aussagen der Beteiligten hatte es schon am Samstagnachmittag in Tamm Reibereien zwischen russischstämmigen Personen aus Ludwigsburg und einer Gruppe vermutlich kurdischer oder türkischer junger Männer aus dem Raum Marbach gegeben. Man habe sich wohl zur „Klärung“ der Angelegenheit für den Abend im Bereich des Bahnhofs der Schillerstadt verabredet, teilt die Pressestelle der Polizei mit.

Gegen 22 Uhr hielten schließlich mehrere Fahrzeuge der russischstämmigen Gruppe an der Ampel in der Schillerstraße an, um nach links zum Bahnhof beziehungsweise geradeaus in Richtung Erdmannhausen zu fahren. In diesem Moment stürmten 20 bis 30 Personen der anderen Gruppierung auf die Autos zu. Während einige Fahrer Gas gaben und davonfuhren, blieb ein 19-Jähriger aus unbekannten Gründen mit seinem VW Golf stehen. Er und die drei Mitfahrer wurden von einem der Angreifer mit einer Schusswaffe bedroht, andere schlugen mit Stangen, Baseballschlägern und einem Beil auf das Auto ein. Der Fahrer und sein 20-jähriger Beifahrer wurden dabei leicht verletzt. Beim Versuch zurückzusetzen stieß der 19-jährige Golf-Fahrer mit einem anderen Auto zusammen. Derweil flüchteten die Angreifer in Richtung des Bus-Bahnhofs. Dort trafen sie auf mehrere Mitglieder der anderen Gruppe, und es kam erneut zu einem Handgemenge. Dabei wurde ein russischstämmiger 22-Jähriger von einem unbekannten Täter durch zwei Messerstiche in den Bauch schwer verletzt. Vier seiner Mitstreiter erlitten durch Schläge und den Einsatz von Reizgas leichte Verletzungen.

Die Angreifer flüchteten laut der Polizei in mehreren schwarzen Autos. Ob es in deren Reihen Verletzte gegeben habe, „wissen wir nicht“, sagt ein Polizeisprecher. „Die Identität der Beteiligten ist ungeklärt. Wir sind derzeit dabei, die Personalien zu ermitteln.“ Bei der Fahndung nach den Tätern waren neben den Streifen der örtlichen Polizeireviere auch Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums in Aalen und ein Hubschrauber im Einsatz. Dennoch ist die Gruppe noch nicht gefasst. Die Polizei bittet daher Zeugen, sich unter der Telefonnummer 0 71 41 / 189 zu melden. Der durch die zwei Messerstiche schwer verletzte junge Mann wurde noch in der Nacht operiert und schwebt laut der Polizei nicht mehr in Lebensgefahr.

In diesem Ausmaß seien Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen „relativ selten“, sagt der Polizeisprecher. In Ludwigsburg oder Stuttgart gab es zuletzt Fälle von Machtdemonstrationen rockerähnlicher Gruppierungen, die teilweise in Auseinandersetzungen gipfelten.

Im Fall des Streits am Marbacher Bahnhof sei der Hintergrund „aber noch offen“, sagte der Polizeisprecher. Eine Uneinigkeit im Straßenverkehr könne genauso zu den Auseinandersetzungen geführt haben wie ein Zwist mit eher kriminellem Hintergrund. „Es kann also vieles der Anlass gewesen sein. Wir stehen derzeit ja noch am Anfang der Ermittlungen.“