Da war die Stimmung noch gut: Im Mai präsentierte Hamdan Iflazoglu (links) „seine Jungs“. Foto: Archiv (avanti)

Die drei Vorsitzenden und Hamdan Iflazoglu machen sich gegenseitig Vorwürfe.

Marbach - Der KSV Marbach hat wahrlich schon bessere Zeiten erlebt. Die Ringer der Schillerstadt sind in den vergangenen Jahren sportlich meist nur eine Randnotiz gewesen, zwischenzeitlich drohte sogar die Auflösung des Vereins. Mit Hamdan Iflazoglu als Trainer und Sportlichem Leiter sollte ein Neuanfang gestartet werden. Im Mai präsentierte der Coach sich mit „seinen Jungs“ im Training unserem Fotografen. Eine komplette Mannschaft hatte er mitgebracht, die künftig für den KSV ringen sollte. Iflazoglu sprach von Sponsoren, die er akquirieren würde, und sogar von einem Aufstieg in die Bundesliga. Doch momentan herrscht dicke Luft im Verein, die Zusammenarbeit wird wohl zum 31. Dezember enden.

Wobei schon hier die Aussagen auseinandergehen. Laut dem Ersten Vorsitzenden Markus Götz habe Iflazoglu in einer Ausschusssitzung Mitte November erklärt, dass er mehr Geld für seine Tätigkeit haben wolle. „Wir haben einen Freibetrag von 2400 Euro pro Jahr, den haben wir voll ausgeschöpft. Wenn wir mehr zahlen würden, müssten wir ihn anmelden. Das können wir uns als kleiner Verein einfach nicht leisten“, so Götz. Also habe man sich „friedlich darauf geeinigt, die Zusammenarbeit zum 31. Dezember zu beenden. Als ich ihm dann zwei Tage später ein entsprechendes Sitzungsprotokoll vorgelegt habe, hat er die Unterschrift verweigert“, sagt Götz.

Iflazoglu beschreibt den Vorgang anders: „Das war keine geplante Sitzung. Die haben mich nach dem Training zu einem Gespräch gebeten und erklärt, sie hätten kein Geld mehr, um meine Fahrtkosten zu bezahlen. Mehr bekomme ich ja nicht, ich mache das alles ehrenamtlich“, erklärt der Trainer. „Ich habe gesagt, dass man eine andere Möglichkeit finden müsse. Ich könnte Leute organisieren, die uns finanziell unterstützen und die den Verein so leiten könnten, dass es funktioniert.“ Die drei Vorstände – neben Markus Götz noch dessen Vater Dieter als Dritter Vorsitzender sowie Daniel Fischer als Zweiter Vorsitzender – wären einverstanden gewesen, das Ruder zu übergeben. „Und dann kommen sie zwei Tage später und legen mir ein Papier zur Unterschrift vor, dass ich von mir aus kündigen würde. Das stimmt nicht, deshalb habe ich nicht unterschrieben.“

Einen schriftlichen Vertrag über die Trainertätigkeit gibt es nicht. Für Markus Götz ist die Sache klar: „Die Zusammenarbeit wird zum 31. Dezember beendet. Hamdan Iflazoglu und seine Ringer sind nach wie vor Mitglieder des KSV Marbach. Daher dürfen sie am 7. Januar, wenn es wieder los geht, natürlich zum Training in die Halle. Aber er darf nicht mehr als Trainer fungieren.“ Man habe sich auch beim Verband nach der Rechtslage erkundigt und sei diesbezüglich auf der sicheren Seite.

Laut Götz sei der KSV-Vorstand in Verhandlungen mit einem neuen Trainer. „Ich hoffe, dass der am 7. Januar schon am Start ist.“ Und auch mit einigen Sportlern, die dann für den KSV ringen sollen, sei man in Gesprächen. Denn Götz geht davon aus, dass Iflazoglu die Sportler, die er mit nach Marbach gebracht hat, auch wieder mitnehmen wird, wenn er den KSV als sportliche Heimat wieder verlässt. „Die machen, was er sagt. Und wenn Iflazoglu ein so guter Trainer ist, wie er es sagt, dann wird es ja kein Problem sein, einen neuen Verein zu finden.“

Den vollmundigen Ankündigungen von Sponsoren und sportlichen Aufstiegen seien keine Taten gefolgt. „Mir war klar, dass das nicht alles so kommen würde, wie er es angekündigt hat. Aber es ist ja gar nichts passiert“, sagt Götz. Der KSV beendete die Saison in der Bezirksklasse – der untersten Liga – auf Rang drei. Doch aus Iflazoglus Sicht ist daran der Vorstand Schuld: „Die hatten kein Konzept, deshalb habe ich nicht alle Ringer eingesetzt. Hätte ich das getan, hätte uns keiner stoppen können“, behauptet er.

Doch seine Vorwürfe gehen noch weiter, der Vorstand sei gar nicht legitim im Amt: „Die Wahlen sind manipuliert worden. Da haben Leute mit abgestimmt, die gar nicht Mitglied waren“, behauptet Iflazoglu. „Alle, die bei dieser Wahl mit abgestimmt haben, waren zu diesem Zeitpunkt Mitglied im KSV“, sagt hingegen Markus Götz. Iflazoglu kündigt an, rechtlich gegen die Wahl vorgehen zu wollen. Mit ihm im Boot ist dabei Roland Droll, der mit Iflazoglu zum KSV kam und dort eine Weile die Pressearbeit machte – bis der Vorstand ihm dies nach einem aus seiner Sicht vereinsschädigenden Bericht untersagte. „Eigentlich ist das ein Streit zwischen dem Vorstand und Roland Droll, in den ich mit hineingezogen wurde“, sagt Iflazoglu. „Ich habe das nicht gewollt. Mir geht es nur um meine Schüler, für die ich eine sportliche Heimat suche. Ich möchte, dass sie alle zusammen bleiben. Ich weiß nicht, wie das weitergeht.“

Heute Abend sollte es ein Gespräch der Beteiligten geben. „Aber das musste ich absagen: Mein Vater ist im Krankenhaus, Daniel Fischer im Urlaub, und zu zweit können wir keine Ausschusssitzung abhalten“, erklärt Markus Götz. Doch beendet ist das Thema ganz sicher noch nicht.