Unermüdlich treibt Hamdan Iflazoglu seine Schützlinge an. Foto:  

Um die Ringer des KSV Marbach ist es zuletzt still geworden. Hamdan Iflazoglu will das ändern.

Marbach - Den KSV Marbach gibt es bereits seit 109 Jahren, 2009 feierten die Ringer in der Schillerstadt ihr Hundertjähriges. Doch in jüngster Vergangenheit war es sehr still geworden um den Verein. Es reichte nicht einmal mehr für eine eigene Mannschaft, die wenigen verbliebenen Ringer kämpften in einer Kampfgemeinschaft mit der zweiten Mannschaft des RSV Benningen. Doch jetzt sollen wieder bessere Zeiten kommen. Seit März bilden Markus Götz, Daniel Fischer und Dieter Götz den neuen Vorstand – und setzen ihre Hoffnungen vor allem in einen Mann: Hamdan Iflazoglu.

Der 36-jährige Syrer, der seit der Jahrtausendwende in Deutschland lebt, ist neuer sportlicher Leiter und Trainer beim KSV und hat gleich die Kämpfer mitgebracht, die künftig für die Marbacher in der Bezirksklasse an den Start gehen sollen. Mit der Kampfgemeinschaft mit Benningen wird es dann wieder vorbei sein. „Unsere Mannschaft ist bereits gemeldet“, erklärt Daniel Fischer. Etwa 70 Mitglieder hat der KSV jetzt, trainiert wird wieder in der heimischen Stadionhalle. „Zuletzt haben die Marbacher Kämpfer in Benningen mittrainiert“, sagt Fischer.

Dass Hamdan Iflazoglu, der selbst auch schon in Benningen in der Regionalliga auf die Matte ging, jetzt ins Spiel kam, lag daran, dass er mit seiner Trainingsgruppe in der bisherigen sportlichen Heimat in Backnang nicht mehr zufrieden war. „Wir konnten dort nur zweimal pro Woche trainieren. Und auch sonst konnten sie unsere Wünsche nicht ausreichend erfüllen“, erklärt Iflazoglu und stellt klar: „Wenn ich etwas mache, dann zu hundert Prozent. Halbe Sachen gibt es nicht!“

Der 36-Jährige ist Ringer mit Leib und Seele. „Das liegt bei mir im Blut. Meine Familie ringt seit 300 Jahren. Ich könnte mir ein Leben ohne Ringen gar nicht vorstellen.“ Seine aktive Karriere musste er nach einem schweren Autounfall vor knapp zehn Jahren beenden. „Also habe ich mich entschlossen, Trainer und Kampfrichter zu werden.“ In Marbach habe er „durchschnittlich 15 Kämpfer im Alter zwischen 14 und 20 Jahren“ im Training. „Alle haben vor maximal zwei Jahren bei mir mit dem Ringen angefangen. Alles sind gute Jungs, auch hier oben“, sagt er und tippt sich an den Kopf. „Ich lege sehr viel Wert auf Disziplin. Das bringt die Jungs auch im Alltag weiter. Bei einigen haben sich die schulischen Leistungen deutlich verbessert, seit sie bei mir trainieren.“

Dreimal pro Woche geht es in die Halle, zusätzlich gerne auch mal „auf die Wiese oder in die Weinberge zum Konditionstraining“, erläutert Iflazoglu. Die Trainingseinheiten haben klare Schwerpunkte. Montags geht es mit Kraftausdauer los, anschließend folgt Techniktraining. Mittwochs wird mit einem Zirkeltraining gestartet, ebenfalls gefolgt von Technik-Übungen. „Und freitags machen wir viele Trainingskämpfe“, erklärt der Trainer, der eigentlich 1. Vorsitzender beim KSV Marbach werden wollte. „Aber das muss laut Satzung ein Marbacher sein. Also haben wir uns geeinigt, dass Markus, Daniel und Dieter den Vorstand bilden und ich sportlicher Leiter und Trainer bin. Und ich baue darauf, dass die drei auf mich hören“, sagt Hamdan Iflazoglu lachend.

So „ganz nebenbei“ hat der Syrer aber noch ein weiteres Steckenpferd: das Aba-Ringen, eine spezielle Stilrichtung, die besonders in der Türkei, im Iran und in Usbekistan populär ist. „Das ist im Grunde wie Freistil-Ringen. Aber man trägt dabei eine Weste, an der man den Gegner packen kann. Es hat auch ein bisschen was vom Judo“, sagt Hamdan Iflazoglu, der Präsident des deutschen und europäischen Verbandes ist und jedes Jahr in Deutschland ein internationales Turnier im Aba-Ringen veranstaltet. „2017 haben wir mit der deutschen Mannschaft erstmals gewonnen, das war in Aalen. Dieses Jahr wird es wahrscheinlich in Neuss stattfinden, nächstes Jahr vielleicht in Berlin“, sagt er.

„Hamdan ist im positiven Sinne ein Verrückter in Sachen Ringen“, findet Roland Droll, der lange Jahre die Pressearbeit für den Württembergischen Ringerverband gemacht hat und an diesem Abend ebenfalls in der Halle ist. Und etwas verrückt hört sich auch Iflazoglus langfristige Zielsetzung an: „Ich möchte mit dem KSV Marbach in die Bundesliga. Das ist natürlich ein langer Weg und man muss die passenden Sponsoren bekommen. Ob die anderen da alle mitziehen, wird sich zeigen.“ Er selbst scheint jedenfalls zu allem entschlossen.