Auf dem Land wird es zunehmend schwierig, Hausärzte zu finden. Foto: dpa/Benjamin Ulmer

Fraglich ist, ob im Kellergrund auch Räume für Mediziner reserviert werden sollen.

Rielingshausen kann sich glücklich schätzen. Während andere Gemeinden vergleichbarer Größe händeringend einen Hausarzt suchen, ist die medizinische Grundversorgung im Ort durch Dr. Ursula Gierath gesichert. Wie es allerdings ausschaut, wenn sich die Heilkundige einmal in den Ruhestand verabschieden sollte, steht auf einem anderen Blatt – und bereitet dem Ortschaftsrat jetzt schon Sorge. Aus dem Grund kann sich die Stadt vorstellen, im geplanten Neubaugebiet Keltergrund in einem der beiden anvisierten Mehrfamilienhäuser Räumlichkeiten für eine Arztpraxis zu reservieren. Die Idee dahinter ist, einem Mediziner über eine attraktive Immobilie eine Niederlassung schmackhaft zu machen. Im Ortschaftsrat ist man sich allerdings uneins, ob der Standort für diesen Zweck tatsächlich geeignet ist.

Roland Stickel von der CDU sprach sich in der jüngsten Sitzung des Gremiums eindeutig gegen solche Planspiele aus. Seiner Meinung nach gehört eine Praxis in den Ortskern. Zudem fürchtet Stickel, dass die an- und abfahrenden Patienten die angrenzende Kelterstraße zusätzlich belasten würden. „Ich würde nicht noch mehr Verkehr da reinziehen“, betonte Roland Stickel. „Da hin ich anderer Meinung“, hielt Uli Lauterwasser von der SPD dagegen. „Das gehört da hin. Wenn man Ärzte will, muss man denen auch etwas bieten können“, erklärte der Sozialdemokrat. Insofern sei es sinnvoll, für alle Fälle entsprechende Räumlichkeiten in der Hinterhand zu haben.

Jochen Biesinger von der CDU dachte indes in eine ähnlich Richtung wie sein Fraktionskollege Roland Stickel und riet davon ab, im Keltergrund eine öffentliche Einrichtung zu platzieren. Dagegen sprächen die Ortsrandlage und das hügelige Terrain. Beides verleite dazu, sich ins Auto zu setzen, um seine Ziele zu erreichen. Angebote wie eine Arztpraxis oder eine Kinderbetreuung, die ebenfalls im Keltergrund gehandelt wird, sollten folglich möglichst zentral und fußläufig verortet werden. Sonst produziere man unnötig Verkehr, den gerade die Kelterstraße nicht verkraften könne. „Wenn es die Platzverhältnisse woanders hergeben würden, wäre ich auch dieser Meinung. Wir haben aber nicht so viele Möglichkeiten“, sagte daraufhin Markus Maas von den Freien Wählern. Aus dem Grund plädierte er für ein Angebot im Keltergrund.

Der Bürgermeister Jan Trost empfahl ebenfalls, auf Nummer sicher zu gehen. Es gebe zwar verschiedene Alternativen für eine Arztpraxis wie das Areal hinter dem katholischen Gemeindezentrum. „Aber bevor man gar nichts mehr hat, könnte man sicher auch darüber nachdenken, ob man im Erdgeschoss eines Neubaus eine Arztpraxis vorsieht“, sagte er im Hinblick auf das Areal im Keltergrund. Oberriexingen sei einen ähnlichen Weg gegangen. „Man muss schauen, ob man überhaupt einen Hausarzt bekommt. Die Aussichten sind relativ gering“, sagte er. Man sollte aber zumindest nichts unversucht lassen, um auf den Ruhestand von Ursula Gierath vorbereitet zu sein.

Welche Position sich durchsetzt, wird die Zukunft zeigen. Eine endgültige Entscheidung zu diesem Thema wurde vom Ortschaftsrat noch nicht getroffen.