Der Kindergarten im Gässle bekommt einen Anbau, um frische Kapazitäten zu schaffen. Doch bis dahin wird es dauern. Eine Containerlösung soll kurzfristig helfen. Foto: Werner Kuhnle

Mütter und Väter schreiben Brief wegen Kindergartentarifen. Rat ist für Sonderregelung.

Marbach-Rielingshausen - Die vom Rathaus eigentlich anvisierte Erhöhung der Betreuungsgebühren steht zunehmend auf wackeligen Beinen. Nachdem zunächst Gegenwind von den Grünen kam, die beantragt haben, für ein Jahr nicht an der Gebührenschraube bei den Kindergärten zu drehen, fordert nun auch der Rielingshäuser Ortschaftsrat eine Kurskorrektur. Das Gremium gab der Verwaltung am Montag einstimmig mit auf den Weg, ein Modell vorzulegen, das die derzeit angespannte Lage im Stadtteil berücksichtigt. Zudem sprechen sich auch die Mütter und Väter geschlossen gegen eine Anhebung der Sätze aus. Ein Schreiben mit diesem Tenor haben die Elternbeiräte aller Kindergärten in Marbach und Rielingshausen unterzeichnet.

In der Note an die Rathausspitze und die Gemeinderäte verweisen die Mütter und Väter darauf, dass die Plätze in Marbach ab März 2020 knapp werden. Deshalb werde auf „problematische Lösungen“ wie eine Überbelegung oder eine spätere Aufnahme in den Kindergarten gesetzt. In Rielingshausen seien die Einrichtungen voll ausgelastet, was man nach Ansicht der Eltern schon früher hätte absehen können. Und nun sollten die Kinder in ein „Provisorium neben einer Hauptstraße ausweichen“. Damit erinnern die Mütter und Väter an die Container-Lösung, mit der die Stadt kurzfristig frische Kapazitäten schaffen möchte. Mittelfristig sollen die Module als Ausweichquartier für die Kids aus dem evangelischen Kindergarten dienen, den die Stadt umfassend sanieren möchte. Die ersten dieser mobilen Räumlichkeiten werden im November in Betrieb gehen, kündigte der Bürgermeister Jan Trost an.

Der Rathauschef gab außerdem bekannt, dass die Verwaltung ihren Beschlussvorschlag zu den Kindergartengebühren bis zur entscheidenden Gemeinderatssitzung nächste Woche überarbeiten wird. „Wir werden einen Vorschlag machen, der die Situation in einigen Einrichtungen berücksichtigen wird“, beteuerte Jan Trost. Es sei in der Tat schwierig, in Rielingshausen einen Kindergartenplatz zu finden.

Aus diesem Grund könne derzeit der hohe Anspruch, den man selbst an die Qualität der Betreuung habe, nur mit Abstrichen erfüllt werden, meinte Jochen Biesinger von der CDU. Folglich solle man das Signal aussenden, dass man für ein Jahr in Richtung Aussetzung einer Anhebung gehe. Von Biesinger kam dann auch die Anregung zu dem Antrag, wonach die Verwaltung ein Gebührenmodell austüfteln soll, das die derzeit besonderen Lage im Kindergartenbereich adäquat miteinbezieht.

Nikolai Häußermann (SPD) stand hinter dem Vorstoß von Biesinger und hob zudem die Unzufriedenheit der Mütter und Väter hervor. Dabei erinnerte er an das Schreiben der Eltern, die sich ein Entgegenkommen wünschten – und zwar im Hinblick auf die gesamte Kinderbetreuung. Häußermann votierte dann wie seine Fraktionskollegin Christiane Scheuing-Bartelmess sowie Walther Eulenberger von den Freien Wählern entsprechend auch gegen die Erhöhung der Gebühren für die U-3-Betreuung. Doch dafür gab es im Ortschaftsrat keine Mehrheit.

Biesinger wollte allerdings wissen, ob man in Rielingshausen die Lage im Krippenbereich wirklich im Griff habe. Jan Trost strich daraufhin heraus, dass sich der Grünen-Antrag nur auf den Ü-3-Bereich beziehe, weil in Marbach keine Engpässe im Kleinkindsektor zu erwarten seien. In Rielingshausen seien die zehn vorhandenen Plätze zwar belegt, bei Einzelfällen könne man sich aber arrangieren, zum Beispiel mit dem Hinweis auf freie Kapazitäten in der Kernstadt. Sollten sich aber so viele Eltern mit einem Bedarf melden, dass eine neue Gruppe zusammenkommt, müsse und werde man darauf mit einem weiteren Modul reagieren.

Deutlich mehr Luft hätte die Kommune im Krippen-Sektor in Rielingshausen, wenn dort ein Kindernest eröffnet worden wäre. Doch diese Hoffnung hat sich zerschlagen. Man hatte eine mögliche Betreiberin an der Hand, diese mache jetzt aber woanders ein Kindernest auf, sagte Trost.