In der Ortsmitte wird zunächst kein bezahlbarer Wohnraum geschaffen. Foto: Archiv (Kuhnle)

Bei Rielingshäuser Innenverdichtung sind nur Einzelhäuser geplant. Hoffnung liegt nun auf Neubaugebiet.

Marbach-Rielingshausen - So schnell kann sich der Wind drehen. Vor nicht einmal zwei Monaten hat der Gemeinderat schweren Herzens das geplante Neubaugebiet an der Affalterbacher Straße in Marbach gestoppt, nachdem man sich mit den Bauträgern in puncto bezahlbarer Wohnraum nicht einigen konnte. In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik am Donnerstag war die Stimmungslage dann schon eine ganz andere. Das Gremium sprach sich bei einer Gegenstimme von Puls-Mann Benjamin Flaig dafür aus, die Realisierung eines anderen Areals voranzutreiben: Im Rielingshäuser Keltergrund sollen auf 2,2 Hektar Häuser hochgezogen werden.

Außerdem gab die Runde grünes Licht dafür, ebenfalls im Stadtteil zwischen Karlstraße und Forststraße die Innenentwicklung zu forcieren. Auf dem Grundstück in der Karlstraße 9 und den östlich angrenzenden Freiflächen können somit drei Einzelhäuser und zwei Doppelhaushälften oder alternativ fünf freistehende Gebäude entstehen. Weitere vier Einzelhäuser wären auf dem Gelände in der Karlstraße 15 denkbar.

Diese bauliche Vision für das innerörtliche Gebiet stieß allerdings nicht nur auf Gegenliebe. Benjamin Flaig und Barbara Eßlinger von den Grünen stimmten wie ihre Kollegen zwar für das Vorhaben, hätten es aber lieber gesehen, wenn an dieser Stelle preiswerte Mietwohnungen vorgesehen worden wären. Einen entsprechenden Antrag hatten die Grünen auch eingereicht, der wurde aber abgelehnt. Eßlinger betonte, dass es doch eigentlich Konsens sei, möglichst viel neuen Wohnraum schaffen zu wollen. „Und jetzt stellen wir wieder Einfamilienhäuser auf der freien Fläche hin“, ärgerte sie sich. In der Umgebung seien bereits andere Mehrfamilienhäuser angesiedelt. Insofern müsste es doch auch hier städtebaulich funktionieren.

Dieser Auffassung widersprach allerdings die Verwaltungsspitze. Besagte Mehrfamilienhäuser befänden sich in der Forststraße, sagte der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. „Aber hier passt es städtebaulich nicht“, betonte er. Der stellvertretende Bauamtsleiter Ralf Lobert wies zudem darauf hin, dass die Nachbarn gegen den Geschossbau in der Forststraße Sturm gelaufen seien. Und die Erschließungssituation dort sei besser. Benjamin Flaig meinte dennoch, dass das Thema bezahlbarer Wohnraum schwerer gewichtet werden müsse als etwaige ästhetische Vorbehalte. Ein Mehrfamilienhaus bringe auch nicht zwangsläufig mehr Verkehr mit sich, weil die Haushalte in der Regel weniger Autos besäßen.

Doch mit diesen Argumenten konnte er den Großteil des Gremiums nicht auf seine Seite ziehen. Es gebe durchaus auch in Rielingshausen Bedarf an günstigem Wohnraum, konstatierte Jochen Biesinger von der CDU. Aber auf diesem Areal mit seinem schwierigen Untergrund könne man nicht preiswert bauen. „Das ist also nicht der geeignete Punkt dafür. Und die Ästhetik spielt in dem Bereich sehr wohl eine Rolle. Das Bauobjekt muss sich in die Umgebungsbebauung einfügen“, erklärte er. Der Ortschaftsrat habe sich überdies intensiv Gedanken zu der ganzen Sache gemacht und sei zu dem Schluss gekommen, dass speziell nach Einfamilienhäusern eine große Nachfrage herrsche, ergänzte Jens Knittel von den Freien Wählern.

Ernst Morlock von der SPD hat zudem seine Zweifel, in der Ortsmitte den großen Wurf in Sachen bezahlbarer Wohnraum umsetzen zu können. Allerdings plädierte er dafür, solche Angebote, wenn möglich, dann wenigstens im Keltergrund zu schaffen. Der Bürgermeister Jan Trost regte ferner an, über dieses Thema beim Feuerwehrareal nachzudenken, das ja perspektivisch an einen anderen Standort verlagert werden soll. Letztendlich stand der Rathauschef schließlich wie alle anderen im Ausschuss auch hinter dem zweiten Teil des Grünen-Antrags, wonach im Stadtteil grundsätzlich das Ziel verfolgt werden soll, preiswerten Wohnraum anzubieten.