Vorurteile sind weiterhin präsent und festigen sich derzeit. Foto: Archiv (dpa)

Mathieu Coquelin vom Demokratiezentrum Baden-Württemberg warnt vor Verharmlosungen.

Marbach - Es ist leider keine Seltenheit: Über WhatsApp-Gruppen finden „Anleihen aus einem rechtsextremistischen Weltbild“, wie es Mathieu Coquelin bezeichnet, ihren Weg auch an Schulen. Coquelin muss es wissen. Er ist Leiter der Fachstelle Extremismusdistanzierung beim Demokratiezentrum Baden-Württemberg in Stuttgart. „Das kommt sehr häufig vor“, hat er festgestellt.

Vieles davon sei als vermeintlich harmloser Witz getarnt und werde unreflektiert weitergeleitet. Auch die klassischen Judenwitze seien nach wie vor „ein fester Bestandteil des Humors.“ Dem versucht die Fachstelle entgegenzuwirken. „Nur weil etwas als Witz daherkommt, muss es nicht weniger schlimm sein“, stellt Coquelin klar. Denn: „Vorurteile sind auch da noch präsent und festigen sich.“

Dass hinter solchen Fällen aber gezielte Werbeversuche aus der extrem rechten Ecke stecken, kann er nicht bestätigen. Auch Peter Widenhorn, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Ludwigsburg, hat auf Anfrage erklärt: „Wir haben in der letzten Zeit absolut keine Erkenntnisse über entsprechende Werbeversuche an Schulen.“

Seine Kollegin Andrea Glück vom Präventionsteam des Polizeipräsidiums berichtet von drei ihr bekannten Fällen – zwei aus dem Kreis Ludwigsburg, einer aus dem Kreis Böblingen –, an denen per Chat solches Gedankengut verbreitet wurde, allerdings auch ohne organisierten Hintergrund. Sie weist aber darauf hin, dass die Polizei nur das wissen kann, was zur Anzeige gebracht werde. Und das sei längst nicht alles.

Unabhängig von der Entstehung solcher Chats sei ihre persönliche Meinung: „Man darf das nicht auf die leichte Schulter nehmen und denken: Das sind ja nur Teenager. Man muss da schon genauer hinsehen, woher so etwas kommt und welche Einstellung dahintersteckt.“

Übrigens seien nicht nur Chats eine Gefahr für Schüler, aus der extrem rechten Ecke infiziert zu werden: „In Pforzheim hat die identitäre Bewegung Flugblätter an Schule und Universitäten verteilt“, weiß Andrea Glück.

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