In seiner Rolle als Platonow wird Edwin Kubotat von den Frauen umschwärmt. Foto: privat

Beim Marbacher Sommertheater haucht Edwin Kubotat der Hauptfigur Platonow Leben ein. Premiere ist am kommenden Donnerstag, 23. Juli.

Marbach - Edwin Kubotat hat schon auf dem Burgplatz geschauspielert, da gab es Südlich vom Ochsen noch gar nicht als eingetragenen Kulturverein. 1999 war er eines der Gründungsmitglieder der Theatergruppe. Er hat eigenes Kabarett im Duo gemacht, hat jahrelang in einer Sechsertruppe die Gailtalerin im Rustical Der Watzmann ruft gegeben. Nun spielt er in Platonow, einem frühen Werk von Anton Tschechow, die Hauptfigur. „Theater macht Spaß, wenn’s dich irgendwie weiterbringt“, sagt der 46-Jährige, der ursprünglich sogar Berufsschauspieler werden wollte. Nach dem Zivildienst besuchte er ein Jahr lang eine Stuttgarter Schauspielschule. Dann schnupperte der Ludwigsburger in Berlin Theaterluft, studierte in Bochum Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und in Stuttgart Philosophie.

Die Figur des Platonow beschreibt Edwin Kubotat als gescheiterten Intellektuellen. Er wolle alle lieben, fühle sich aber auch der Wahrheit verpflichtet. Daher komme es zu Beleidigungen und Feindschaften. Die Frauen lieben ihn gerade deswegen „im Privaten“.

Die rebellische Art habe wohl eine gewisse Anziehungskraft, sinniert Kubotat. Doch in der Öffentlichkeit würden die ihn Damen ihn genau dafür kritisieren. Da fühlten sie sich den Normen verpflichtet. In Tschechow stecke viel Inhalt und Tiefgang, findet Edwin Kubotat. Es gehe um Liebe, Wahrheit, Tod, „die großen Themen“. Der Platonow-Darsteller, der hauptberuflich als Ethiklehrer und Soziologiedozent arbeitet, zieht eine interessante Parallele zum Leben seiner Figur und dem heutiger Jugendlicher. Platonow finde zu keinem Standpunkt, weil er es jedem recht machen wolle. Die große Freiheit und die vielen Möglichkeiten heute würden für viele junge Menschen ein ähnliches Problem darstellen. Sie täten sich schwer damit, Weichen für ihr Leben zu stellen, sich zu entscheiden. Auf ein anderes Problem stieß Edwin Kubotat bei den Proben. Zehnmal hintereinander mussten ihn die Mitspieler auslachen. „Man weiß, es ist nur ein Spiel“. Trotzdem kratze das irgendwann gehörig am Ego. So ist ihm auf eine neue Art etwas bewusst geworden, was ihn am Theaterspielen eigentlich fasziniert. Man sei dabei wie nackt, spüre sein Ursprüngliches.

Mit dem Regisseur der Marbacher Platonow-Inszenierung, Alexander Ilic, hat er zuletzt bei Der Menschenfeind von Moliere, das 2011 im Schlosskeller lief zusammengearbeitet. Die Kleinkunstszene liegt dem Familienvater nach wie vor am Herzen. Mit Ingo Klopfer hob er 2001 die alternative Lesebühne get shorties aus der Taufe. In der Luke, organisierte er die ersten Poetry Slams in Ludwigsburg. Seit ein paar Jahren bietet er als selbst ernannter Kulturattaché Musikern und anderen Künstlern eine Bühne im Brückenhaus. Dabei geht es ihm um „Netze abseits des Mainstreams“, um die Vermittlung kultureller Angelegenheiten zu dem Zweck, „den Frieden der Völker zu retten“. Mal sehen, was sein Dorflehrer Platonow dazu sagt.