Im Gebiet Keltergrund können einmal rund 200 Frauen, Kinder und Männer leben. Foto: KS-Images.de / Karsten Schmalz

Der Bebauungsplan für das Gebiet Keltergrund wird aufgestellt. Doch noch sind einige Fragen offen.

Marbach - Die Stadt hat sich bislang die Zähne daran ausgebissen, an der Affalterbacher Straße ein Neubaugebiet auszuweisen. Die Verwaltung konnte sich bis heute nicht mit allen Großgrundbesitzern darauf verständigen, wie viel bezahlbarer Wohnraum auf dem Gelände bereitgestellt werden muss. Wesentlich einfacher dürfte es sein, im Rielingshäuser Keltergrund Nägel mit Köpfen zu machen. Hier hat sich die Stadt den überwiegenden Teil des Areals sichern können. Außerdem hat der Ausschuss für Umwelt und Technik am Donnerstag beschlossen, einen Bebauungsplan für das Terrain aufstellen zu lassen. Damit wurde eine entscheidende Weichenstellung auf dem Weg zu einer tatsächlichen Erschließung der Fläche vorgenommen.

Trotzdem wird auch bei diesem Gebiet die Frage eine Hauptrolle spielen, wie hoch der Anteil an Immobilien sein soll, die sich Otto Normalverbraucher leisten kann. Darauf gab die leidenschaftliche Diskussion im Ausschuss schon einen Vorgeschmack.

Laut dem Vorentwurf ist ein Mix aus den gängigsten Wohntypen angedacht. Auf dem insgesamt rund drei Hektar großen Areal sind bis zu 13 Einzelhäuser, maximal 34 Doppelhaushälften sowie 16 Reihenhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser mit circa 20 Wohneinheiten vorgesehen.

Ernst Morlock von der SPD fragte sich allerdings, ob diese Planung der Weisheit letzter Schluss ist. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sei seiner Fraktion ein großes Anliegen. Doch genau das lasse sich wohl lediglich in den 20 Einheiten in den Geschosswohnungen verwirklichen. „Das gefällt uns augenblicklich noch nicht an der Sache“, sagte er. Barbara Eßlinger von den Grünen erging es ähnlich. Es werde immer gejammert, dass man nicht genügend erschwingliche Immobilien zur Verfügung stellen könne. Und dann wolle man jetzt so viele Einzelhäuser auf den Markt bringen. Davon abgesehen vermisste sie auch einen stärkeren ökologischen Akzent und erinnerte an das Vorbild der Stadt Waiblingen, die ein klimaneutrales Baugebiet auf den Markt gebracht habe.

Es sei ein schwieriger Spagat, beides unter einen Hut zu bekommen, betonte der Bürgermeister Jan Trost. Mache man zu viele Vorgaben in Sachen Umweltschutz, verteure sich das Bauen. Außerdem sei es rechtlich unter Umständen anfechtbar, schon über den Bebauungsplan die Installation von Solaranlagen zu fordern, ergänzte der stellvertretende Bauamtsleiter Ralf Lobert. Aber solche Dinge könne man über einen Kaufvertrag festzurren. Jan Trost versicherte, dass man überprüfen werde, wie man das Thema Fotovoltaik am besten verankern könnte. Was die Durchmischung des Gebiets anbelangt, riet Ralf Lobert davon ab, das System grundlegend in Frage zu stellen. Städtebaulich sei es gefälliger, die Geschossbauten nur im Innern des Gebiets anzuordnen. Zudem sei die Nachfrage dafür in Rielingshausen nicht so gewaltig – dafür umso größer nach Einzel- und Doppelhäusern. Er gab zudem zu bedenken, dass sich auch ein Reihenhaus halbwegs günstig erstellen lassen könne. Da bewege man sich mitunter auf einem ähnlichem Preisniveau wie bei einer größeren Wohnung. Zumal ja die Stadt als Eigentümer der Stückle mitsprechen könne. In die Richtung dachte auch Martin Mistele von den Freien Wählern. Die Stadt könne ein Grundstück entsprechend günstiger abgeben. „Da haben wir endlich die große Chance und können gestalten“, sagte er.

Vor dem Hintergrund war es Benjamin Flaig von Puls wichtig, mehr in Richtung Reihenhäuser zu denken, wenn man schon mit dem Geschossbau an Grenzen stößt. Jochen Biesinger (CDU) empfahl, sich zumindest die Option offenzuhalten, in manchen Fällen auf Reihenhäuser umzuschwenken. Eine Botschaft, die bei der Verwaltung ankam. Ralf Lobert beteuerte, dass man bis zum Entwurf des Plans noch an diversen Stellschrauben drehen könne und Änderungen möglich seien.

Einige Dinge scheinen aber auch gesetzt und wurden vom Gremium nicht angezweifelt. So zum Beispiel die Idee, am westlichen Rand einen Spielplatz anzulegen und das Gebiet durch eine innere Ringstraße zu erschließen. Die Verwaltung kann sich ferner vorstellen, im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses eine Kita einzurichten. Denkbar wären in einem Geschossbau auch Räumlichkeiten für einen Arzt. Doch prinzipiell hofft man, dass sich in der Ortsmitte eine Lösung für eine Praxis ergibt, sagte Ralf Lobert.