Die Stadt prüft, ob Radler bergauf in der Ziegelstraße fahren dürfen. Foto: Werner Kuhnle

Grüne wollen, dass das Trottoir in der Ziegelstraße für Pedaleure bergauf freigegeben wird. Viele Radfahrer, ob Einheimische oder Tourisen, nutzen die Strecke bereits jetzt.

Marbach - Selbst wenn der eine oder andere auch bislang schon mit seinem Fahrrad den Gehweg in der Ziegelstraße hinaufstrampelt: Erlaubt ist das eigentlich nicht. Die Grünen im Marbacher Gemeinderat fordern nun allerdings, dieses Verbot zu kippen. Die Fraktion hat beantragt, dass das Trottoir in der Ziegelstraße bergaufwärts „für eine gleichberechtigte Nutzung von Fußgängern und Radfahrern offiziell freigegeben und gekennzeichnet wird“.

Die Grünen begründen ihren Vorstoß damit, dass Bewohner aus dem Kirchenweinberg regelmäßig auf dieser Route mit dem Rad in Richtung Innenstadt unterwegs seien. Auch Touristen auf zwei Rädern würden über die Ziegelstraße in die City gelangen, weil die Steigungsprozente in der Niklastorstraße auf die Besucher abschreckend wirkten. Mangels anderen Optionen würden die Radler also auf dem Gehweg am Reformhaus Sieber vorbei den Hang hinauffahren, teilweise geschehe das auch mit E-Bikes. Angesichts dieser Gemengelage schlagen die Grünen vor, dass Pedaleure und Passanten den Fußweg „gleichberechtigt und rücksichtsvoll gemeinsam nutzen können“. Um diesen Anspruch zu untermauern, könne man einen Hinweis wie „Radfahrer Schrittgeschwindigkeit“ an der Ecke Ziegelstraße/Ecke Schillerstraße anbringen lassen. „Das Befahren des Fußwegs solle alles in allem „legitimiert und eine Verbindungslücke im Marbacher Radwegenetz geschlossen werden“, fassen die Grünen zusammen.

Trotz dieser Argumente ist es ungewiss, ob der Wunsch der Grünen auch umgesetzt wird. „Das muss geprüft werden“, sagt der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Mit dem Ergebnis werde man dann in die politischen Gremien gehen. Seiberling macht jedoch klar, dass der jetzige Grünen-Antrag nicht der erste Vorstoß in diese Richtung darstellt. Auch von Bürgerseite sei beispielsweise schon angeregt worden, die Ziegelstraße gegen die von oben kommende Einbahnstraße mit dem Rad befahren zu dürfen. Und auch die Idee, dieses Ziel auf dem Gehweg umzusetzen, komme nicht zum ersten Mal auf den Tisch. Tatsache sei aber, dass man in der Vergangenheit schon sämtliche Einbahnstraßen daraufhin habe prüfen lassen, ob sie in Gegenrichtung mit dem Rad passierbar sein könnten. „Und die Straßen, bei denen das zu vertreten ist, haben wir freigegeben“, sagt Andreas Seiberling. Bei der Ziegelstraße wurde allerdings ebenso wie bei der Goethestraße der Daumen gesenkt.

„Wir schauen uns das aber nochmal an“, versichert der Chef des Ordnungsamts. Letztlich handele es sich um eine verkehrsrechtliche Bewertung, die unter Hinzuziehung der Fachbehörden erfolge.

Sollte sich die Waage zugunsten einer Lösung neigen, bei der Radler und Fußgänger sich den Gehweg teilen, wäre das für Marbach kein Präzedenzfall. Eine solche Kombilösung findet man auch an der Bottwartalstraße hinunter zum Neckar. Auf die Erfahrungswerte mit diesem Modell angesprochen, reagiert Andreas Seiberling jedoch nicht gerade euphorisch. „Wenn die Radfahrer sich an das vorgeschriebene Tempo halten, funktioniert es“, sagt er. Doch das sei nicht immer der Fall. Einige Pedaleure ließen es den Berg hinunter laufen und seien nicht mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs. Folglich wäre der Stadt im Prinzip „eine andere Lösung lieber“. Doch eine Entflechtung von Rad- und Fußweg sei aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich.