Dicht an dicht stehen die Wagen der Berufspendler auf der Nordseite des Marbacher Bahnhofs. Foto: Oliver von Schaewen

Neue Tarife an der Nordseite des Marbacher Bahnhofs sorgen für Verdruss. Die Stadtverwaltung sieht privaten Anbieter am Werk, der Rendite erzielen will. Die DB BahnPark GmbH verweist auf ein günstigeres Angebot im Internet.

Marbach - Der Höpfigheimer Andreas Richter ist sauer: „Ich finde es absolut unverschämt eine Preiserhöhung von 100 Prozent vorzunehmen“, schreibt er dem Marbacher Bürgermeister Jan Trost – und meint damit die Nordseite des Bahnhofs. Dort hatte die Stadt jahrzehntelang auf dem Grund der Bahn den Parkplatz mit rund 230 Plätzen betrieben. Dann jedoch kündigte die Deutsche Bahn den Vertrag und beauftragte die Tochter DB BahnPark GmbH mit der Bewirtschaftung. Die rund 50 Plätze auf der Südseite in Richtung City blieben dagegen in der Hand der Stadt (wir berichteten).

Die Stadt habe sich bisher mit 12 Euro im Monat und 120 Euro für ein Jahresticket „immer sehr vorbildlich verhalten“, stellt Andreas Richter fest. Der neue, private Anbieter verlange dagegen 12 Euro für 14 Tage. Es gebe kein Jahresticket mit Bonus mehr, wie es früher im DB Reisezentrum verkauft wurde. „Am Automaten kann man nur für 14 Tage buchen“, moniert Richter, „online nur für sechs Monate“. Die Bürger stünden in der Pflicht, die Luft rein zu halten und das Auto möglichst stehen zu lassen – die Preisentwicklung sei jedoch falsch: „Ich finde kaum eine politisch korrekte Wortwahl zu diesem Fauxpas.“

Der angeschriebene Bürgermeister Jan Trost verweist in seiner Antwort auf die eigene Preispolitik, auch auf den P+R-Plätzen auf der Südseite. „Wir hatten immer die Intention, möglichst viele Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bringen.“ Die DB BahnPark verfolge aber als Hauptziel, entsprechende Renditen zu erwirtschaften. Darauf habe die Stadt keinen Einfluss. „Wir hätten gerne die Parkplatzfläche mit günstigen Preisen weiter bewirtschaftet.“

Nur zum Teil habe die DB BahnPark GmbH die Änderungen beeinflussen können, teilt die DB-Pressestelle in Stuttgart auf Anfrage unserer Zeitung mit. Tatsächlich habe das DB Reisezentrum den Verkauf von Jahreskarten zum Januar 2018 eingestellt. Beim Verkehrsverbund Stuttgart erworbene Jahres- oder Halbjahreskarten dürften aber weiter benutzt werden. Für Pendler habe die von der DB Bahnpark GmbH als Betreiber beauftragte Contipark Parkgaragengesellschaft ein Angebot von 15 Euro pro Monat aufgenommen. Dessen Zahl sei jedoch wegen der hohen Auslastung der Stellplätze begrenzt worden. „Es besteht aber zurzeit noch freie Kapazität“, teilt die DB Bahn mit und nennt die Online-Adresse www.mein-contipark.de. Dort könnten Kunden einen Dauerparkvertrag mit dem Betreiber schließen. Dies sei „eine weiterhin sehr günstige“ Parkmöglichkeit am Bahnhof. Man müsse aber auch Stellplätze für Reisende und nicht regelmäßige Pendler bereitstellen, sodass nicht alle Plätze an Dauerparker vermietet werden.