Die verschiedenen Projektpartner sind nun aufgerufen, in den nächsten Wochen Vorschläge einzureichen. Foto: Peter Widenhorn

Die Stadtverwaltung und das Polizeipräsidium rufen ein Präventionsprojekt ins Leben.

Marbach - Ein junger Mann wird von einem anderen jungen Erwachsenen nach einer Zigarette gefragt, als er ihm keine gibt, stößt Letzterer ihn zu Boden. Er und seine Begleiter treten brutal auf das Opfer ein. Das Vorkommnis am Marbacher Bahnhof aus der jüngsten Vergangenheit ordnet die Polizei der Gruppe „Streetfighter 672“ zu. Einer Gruppe, die durch brutale Gewalt vor allem Kinder und Jugendliche im Raum Marbach verunsichert, wie Polizeipräsident Burkhard Metzger bei einem Pressegespräch im Polizeirevier Marbach am Dienstag erläuterte: „Bei den Taten handelt es sich keinesfalls um Kinderspiele.“ Sie reichten von der alkoholbedingten Störung über Körperverletzung und Erpressung bis zum Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte. Ein Höhepunkt sei der Angriff auf einen Polizisten in der Marbacher Innenstadt im Sommer 2018 gewesen.

Da die Ordnungsstörungen und Straftaten der „Streetfighter“ weiter zugenommen haben, setzt die Polizei bereits die Anfang Juli eingerichtete vierköpfige Ermittlungsgruppe „Glocke“ ein, die neun Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder dieser Gruppierung bearbeitet. Die Beamten sollen vor allem die Struktur hinter der Gruppe ermitteln. Zudem verstärkt die Polizei ihre Präsenz auf der Straße. Ein großes Problem sei, dass viele Opfer sich nicht trauten, die Täter zu verraten, weil sie riesige Angst vor Repressalien hätten, erklärt Burkhard Metzger.

Am Dienstag vereinbarten die Stadtverwaltung Marbach und das Polizeipräsidium den strukturellen Aufbau des kommunalen Präventionsnetzwerks „Jugendtypische Straftaten in Marbach am Neckar“. Die Idee war in einem Gespräch des Marbacher Bürgermeisters Jan Trost mit Burkhard Metzger entstanden. Die Leitung der Projektgruppe übernimmt der Rathauschef, der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling die Geschäftsführung. Zum Startschuss trafen sich Vertreter der Stadt Marbach, darunter Jan Trost und Andreas Seiberling, Vertreter des Referats Prävention und des Polizeireviers Marbach, die Schulleiter der Marbacher Schulen, Mitarbeiter der Jugendhäuser aus Marbach und der Umgebung und die Suchtbeauftragte des Landkreises Ludwigsburg. „Wir möchten die Kräfte in der kommunalen Kriminalprävention bündeln“, erklärt Burkhard Metzger das Vorgehen, „wir wollen die Erfahrung der verschiedenen Partner nutzen und uns vernetzen.“ So sollen weitere Straftaten verhindert und Gefahren abgewehrt werden.

Die verschiedenen Projektpartner sind nun aufgerufen, in den nächsten Wochen Vorschläge einzureichen. Metzger nennt mögliche Ansätze: „Wir haben darüber gesprochen, Lehrer und Eltern zu sensibilisieren, auf Täter- und Opferfamilien einzuwirken, einen digitalen Kummerkasten einzurichten und mögliche Aussteiger zu unterstützen.“ Das nächste Treffen soll Anfang September stattfinden.

Auch Jan Trost ist überzeugt von der Notwendigkeit des Projekts: „Wir beobachten seit einigen Monaten verstärkt Vandalismus in der Innenstadt und an den Schulen. Wir müssen die Situation angehen, um unseren Kindern und Jugendlichen Sicherheit zu geben.“

Bei den „Streetfightern“ handelt es sich nach Angaben der Revierleiters Peter Kolwe um eine heterogene Gruppe, die aus einer hohen zweistelligen Zahl an Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen besteht. Flüchtlinge seien nicht beteiligt. Mädchen und Frauen seien kaum dabei. Laut Jan Trost fallen die Mitglieder auch in den Nachbarkommunen durch Straftaten auf.