In der Schillerstraße wird die Luft überprüft. Und laut der Messungen gab es im Mittel des ersten Halbjahrs keine Überschreitung Foto: Werner Kuhnle

Grenzwerte für Stickstoffdioxid werden in Marbach weiter unterschritten, weshalb das RP keinen Handlungsbedarf sieht.

Marbach/Pleidelsheim - Es fehlte nicht viel und für Marbach wäre wie für Stuttgart oder Ludwigsburg ein Luftreinhalteplan erstellt worden. Die Messungen, die die Stadt für 2016 initiiert hatte, ergaben, dass der Grenzwert für Stickstoffdioxid von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³) an der Schillerstraße eklatant überschritten wird. Doch dann wurde die Sache im letzten Moment doch noch abgeblasen. Eine eigene Bestandsaufnahme durch die Landesanstalt für Umwelt hatte für 2018 nämlich ein anderes Bild gezeigt. Demnach wurde die Marke nicht gerissen – auch wenn man mit einem Jahresmittelwert von 39 µg/m³ nur knapp an einer Überschreitung vorbeischrammte. Weil die Geschichte so eng war, läuft die Luftüberwachung aber weiter. Die neuesten Zahlen für das erste Halbjahr bestätigen nun jedoch den positiven Trend.

„In Marbach wurde ein Wert von 38 µg/m³ gemessen“, teilt Stefanie Paprotka, Pressesprecherin beim Regierungspräsidium Stuttgart, mit. Die Tendenz gehe also dahin, dass die Grenzwerte deutlich eingehalten werden, womit kein Luftreinhalteplan aus der Taufe gehoben werden müsse. Ähnlich ist die Stoßrichtung in Pleidelsheim, wo es zwar längst einen Luftreinhalteplan gibt, die Belastung aber wie in der Schillerstadt weiter überprüft wird. Hier ermittelten die Fachleute zwischen dem 1. Januar und dem 30. Juni im Mittel einen Stickstoffdioxid-Anteil von 37 µg/m³. Der Jahreswert für 2018 hatte in der Spargelgemeinde bei 39 µg/m³ gelegen, womit sich auch hier eine leichte Verbesserung der Luftqualität abzeichnet.

Die Reaktion des Marbacher Bürgermeisters Jan Trost auf die neuesten Zahlen aus Stuttgart fällt dennoch zwiegespalten aus. Nicht ganz glücklich ist er vor allem über die Begründung der Behörde zu dem gewaltigen Rückgang der NO2-Belastung in der Schillerstraße. Zum einen sei auf das besondere Wetter im Jahr der städtischen Messung hingewiesen worden. Was genau allerdings 2016 so speziell gewesen sein soll, sei unklar. Zum anderen habe das Land an die mittlerweile umweltfreundlicheren Autos erinnert. Und da frage man sich schon, warum dann in Ludwigsburg nicht auch so ein signifikanter Rückgang der Luftbelastung wie in Marbach zu verzeichnen ist. Drittens sei die Verbesserung in der Schillerstraße mit dem in diesem Bereich geltenden Tempo 30 erklärt worden. „Das ärgert uns am meisten“, sagt Jan Trost. Schließlich habe man via Lärmaktionsplan gefordert, auf den Ortsdurchfahrten generell die Geschwindigkeit auf 30 zu begrenzen. Das Landratsamt Ludwigsburg habe jedoch für diese große Lösung den Daumen gesenkt. Aber vielleicht liefere die Argumentation des Regierungspräsidiums nun neue Munition, um das Ziel bei der bald anstehenden Fortschreibung des Lärmaktionsplans doch noch zu erreichen.

Positiv findet der Bürgermeister, dass es nun keine Fahrverbote geben wird, die ja auch für Marbach im Raum standen. Damit würden nämlich speziell Familien mit Kindern oder Rentner getroffen, die sich nicht ohne Weiteres ein anderes Auto zulegen könnten. Andererseits fehle ohne den Luftreinhalteplan ein Instrument, um ein Lastwagen-Durchfahrtsverbot für die Affalterbacher Straße und damit an der engen Kronenkreuzung zu erwirken. Das wäre möglich gewesen, betont Jan Trost. Der Verkehr aus dem Rems-Murr-Raum könne schließlich über die L 1115 zur Autobahn gelangen.

Die Sorgen von Marbach wegen der Brummis dürfte Pleidelsheim mit seiner Umweltzone nicht mehr haben. Dort gilt bereits ein Durchfahrtsverbot für Laster, ebenso wie Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt. Weil diese Maßnahme schon länger in Kraft sind, führt der Bürgermeister Ralf Trettner die neuerliche Luftverbesserung in der Gemeinde in erster Linie darauf zurück, dass die Autos mittlerweile nicht mehr so viele Schadstoffe ausstoßen. Nun sei man allerdings an einem Punkt angelangt, an dem sich die Qualität nur schwer im größeren Stil optimieren lasse, zumal bestimmte Grundbelastungen wie die nahe Autobahn quasi gesetzt seien. Unterm Strich zeigt sich Ralf Trettner mit den neuesten Zahlen aber zufrieden. „Wir freuen uns natürlich, dass die Grenzwerte eingehalten werden und die Maßnahmen greifen“, sagt er.

Während man also die aktuellen Zahlen in Pleidelsheim zufrieden und in Marbach mit gemischten Gefühlen aufnimmt, ist noch unklar, wie die Deutsche Umwelthilfe nun reagiert. Die Organisation hatte wegen der Überschreitung der Grenzwerte in Marbach gegen das Land geklagt (wir berichteten). Man warte nun auf die Ladung zur mündlichen Verhandlung, erklärt Pressesprecherin Ann-Kathrin Marggraf. „Dann wird sich alles Weitere wohl klären“, fügt sie hinzu.