Haben ihr Publikum begeistert: das Duo Graceland. Foto: avanti

Duo Graceland reißt die rund 450 Besucher der Marbacher Stadthalle mit seiner Hommage an Simon & Garfunkel von den Stühlen.

Marbach - Die schöne, ruhige Musik von Simon & Garfunkel passt irgendwie gut in die Vorweihnachtszeit“, meinte einer der etwa 450 Besucher am Samstagabend in der Stadthalle, bevor das Duo Graceland zusammen mit einer sechsköpfigen Band die Bühne betrat. Ruhig waren die meisten der Songs tatsächlich. Doch den Musikern gelang es, mit ihrer Interpretation bekannter Hits und weniger bekannter Titel so sehr die Emotionen zu wecken, dass auch bei eigentlich nicht dafür geeigneten Titeln immer wieder rhythmisch mitgeklatscht wurde und zum Schluss fast keiner mehr auf den Stühlen saß.Den Auftakt des mehr als zweistündigen, von der ersten bis zur letzten Minute begeisternden Konzerts machten Thomas Wacker und Thorsten Gary nur mit ihren Gitarren und mit dem melancholischen Stück „Old Friends“ und dem daran anschließenden „Bookends Theme“. Klangschön nicht nur die beiden akustischen Gitarren, sondern auch die Harmonie der beiden Tenöre – dem etwas dunkleren von Wacker und dem hellen von Gary. Und „Old Friends“ war ein passender Auftakttitel, denn im Publikum saßen offenbar lauter alte Simon & Garfunkel-Freunde. Wobei das „alt“ nicht wörtlich zu nehmen ist, denn obwohl die grauen Haare zu überwiegen schienen, waren auch etliche jüngere und sogar einige Kinder und Jugendliche unter den Besuchern in der Stadthalle. Jung geblieben ist auch die Musik von Simon & Garfunkel. Zumal, wenn sie in einer so frischen Interpretation wie vom Duo Graceland daherkommt – nah genug am Original, um dem Anspruch „Tribute“ gerecht zu werden, aber doch mit Raum für eigene Variationen von Musik und mitunter auch Text.

Sehr gelungen auch die Idee, die meisten Titel von der Band begleiten zu lassen. Bei „El Condor Pasa“ ließ der Erste Geiger Andrea Barla mit viel Hall einen symbolischen Kondor durch die Halle kreisen, als Intro zu „A Hazy Shade of Winter“ gab es klassisch anmutende Töne von den Streichern. Und immer wieder kamen von der Band auch überraschende Elemente. So etwa, als der Bratschist Vadim Razumnyy in gefühlt 20 Sekunden den „Hummelflug“ spielte. Oder als die Zweite Geigerin, Hiroko Tamaki, gemeinsam mit Thomas Wacker ergreifend schön „Where Have All the Flowers Gone“ sang und die Handys der Besucher im Saal leuchteten. Der Cellist Vasily Bystroff erwies sich nicht nur wie die anderen Band-Mitglieder – außer den genannten noch Martina Berenz am Bass und Sebastian Brauchle am Schlagzeug – als exzellenter Musiker, sondern auch als echte Rampensau, die das Publikum immer wieder zum Klatschen und Lachen brachte.

Neben gemeinsamen Titeln von Paul Simon und Art Garfunkel wie „America“ oder „Homeward Bound“ präsentierte das Duo Graceland auch Solotitel, die die beiden Amerikaner nur beim legendären Konzert im Central Park zusammen gesungen haben – „Slip Slidin’ Away“ etwa oder „A Heart in New York“. Die bekanntesten Hits kamen vor allem nach der Pause: „Scarborough Fair“, „I Am a Rock“ oder „The Sounds of Silence“. Das „Lielalie“ von „The Boxer“ sang das Publikum alleine, ebenso „Heyheyhey“ bei „Mrs. Robinson“. Und als ganz zum Schluss noch Thorsten Gary mit klarer, heller Stimme „Bridge Over Troubled Water“ anstimmte, waren alle Fans restlos im Glück und gingen mit seligem Lächeln und vielleicht auch einem kleinen „Lielalie“ im Ohr oder auf den Lippen nach Hause.