Die Marbacher Innenstadt ist auf dem Prüfstand von Stadtplanern gestanden. Foto: Werner Kuhnle

Das Planungsbüro imakomm hat seine Ideen vorgestellt. Der Gemeinderat will auf dieser Grundlage weiterarbeiten.

Marbach - Die Entwicklung der Innenstadt ist ein Thema, das in Marbach auf offene Ohren in der Bevölkerung stößt. Das zeigte die Infoveranstaltung Ende Januar ganz deutlich. Rund 120 Bürger waren ins Rathaus gekommen. Und auch in der Sondersitzung des Gemeinderates, die sich am Donnerstag diesem Thema widmete, waren mit 15 Bürgern deutlich mehr anwesend als sonst.

Gehört haben sie und die Stadträte weitgehend die gleiche Präsentation des imakomm-Stadtplaners Matthias Prüller wie drei Wochen zuvor – gefolgt von einer lebhaften Diskussion und einem deutlichen „Ja“ des Gremiums zum Antrag der Verwaltung, von den Ergebnisse des Entwicklungskonzeptes „Perspektiven Innenstadt“ Kenntnis zu nehmen und diese künftig als Grundlage der Stadtplanung und -entwicklung in der Innenstadt zu nutzen. In der nächsten oder übernächsten Sitzungsrunde will die Verwaltung einen entsprechenden Zeitplan vorlegen, versprach der Bürgermeister Jan Trost.

Denn, so warnte der Stadtplaner am Ende seines Vortrags: Eine baldmögliche Umsetzung der Maßnahmen sei wichtig. „Die Zeit läuft gegen Sie und Ihre Innenstadt. Sie haben noch gute Voraussetzungen und damit Chancen.“

Die will das Gremium auch nutzen, wenn auch noch festgezurrt werden muss, welchen Weg man dabei genau geht. „Das Wichtigste, was ich gehörte habe, ist, dass die Stadt Marbach ein Juwel ist. Das mag an manchen Stellen etwas stumpf geworden sein, aber das können wir wieder aufpolieren“, so Heike Breitenbücher (CDU). „In dem Konzept wurden einige Themen nochmal auf den Punkt gebracht, die uns schon einige Zeit begleiten.“ Ein weiterer wichtiger Punkt sei für sie die Optimierung der Fußwege.

Hendrik Lüdke (Puls) kritisierte im vorgeschlagenen Maßnahmen-Katalog den Punkt Erweiterung des Stellplatzangebots. „Das gilt für uns als höchst fraglich“, so Lüdke. „Viele Städte reduzieren das Parkplatzangebot – wie Kopenhagen, Wien und nun auch Ludwigsburg am Arsenalplatz. Parkplätze ziehen Verkehr an, die Verkehrsbelastung steigt. Wer das Stellplatzangebot erweitern will, der darf sich nicht über den Verkehr in unserer Stadt beschweren. Eine autofreie Innenstadt verbessert die Aufenthaltsqualität, erleichtert Begegnungen, Gespräche und mehr.“

Die Familien liegen Sebastian Engelmann (Grüne) am Herzen. „Der Spielplatz auf dem Kelterplatz kommt nur, wenn der Platz autofrei wird. Wenn wir das nicht hinbekommen, bleibt in dem Konzept wenig für Familien übrig.“ Im Grunde sei das komplette Gremium vor fünf Jahren angetreten mit dem Ziel, die Strukturen in der Innenstadt zu verbessern. „Wir müssen uns selbstkritisch hinterfragen.“

Eine Lanze für das imakomm-Konzept brach Jürgen Schmiedel (SPD). „Unser städtisches Handeln wird sich nach dem Plan richten. Wenn wir das zerreden, können wir das Ganze in die Tonne treten. Wir müssen das sehr, sehr ernst nehmen.“ Ins gleiche Horn blies Barbara Eßlinger (Grüne). „Die Innenstadt ist teilweise schon tot. Wir müssen das jetzt machen. Ich stehe grundsätzlich hinter dem Konzept, auch wenn mir nicht alles schmeckt.“

Gar nicht geschmeckt hat Ute Rößner (SPD) der Vortrag von imakomm. „Ich bin ziemlich sauer. Das war exakt die gleiche Präsentation wie vor drei Wochen.“ Zudem habe es damals gute Ideen und Vorschläge aus der Bürgerschaft gegeben. „Auf die wurde gar nicht eingegangen.“ Diese seien aber nicht verloren, betonte Prüller. Er habe eine ganze DinA-4-Seite voll mit den Vorschlägen. „Letztendlich liegt es an Ihnen, zu entscheiden, welche Maßnahmen umgesetzt werden.“

Perspektiven Innenstadt

Die Idee Der Marbacher Gemeinderat hat in der Sitzung im vergangenen Mai das Büro imakomm beauftragt, ein Entwicklungskonzept für die Innenstadt zu erstellen. Ziel war es dabei, inhaltliche und räumliche Entwicklungsperspektiven speziell für die Innenstadt zu definieren. Zudem wurden auch Überlegungen angestellt, wie die Vermarktung noch schlagkräftiger werden kann und welche Ansiedlungen speziell im Bereich Einzelhandel künftig an welchen Standorten stattfinden sollen.

Der Weg Im Projektverlauf hat es einige Beteiligungsschritte gegeben. Einzelhändler und Eigentümer von gewerblichen Immobilien wurden befragt, die Innenstadt mit Bürgern bei einem Rundgang begutachtet, eine Projektgruppe initiiert . . . Insgesamt seien die Marbacher sehr engagiert an die Sache herangegangen, lobte der Planer Matthias Prüller.

Das Konzept Bei einer Veranstaltung ist das Konzept der Bürgerschaft vorgestellt worden. Oberstes Ziel sei eine höhere Kundenfrequenz für die Innenstadt, so Prüller. Das soll durch einen stärkeren Erlebnischarakter geschaffen werden. Dazu gehören städtebauliche Maßnahmen wie die Umwandlung des Kelterplatzes in einen Treffpunkt für Familien mit Spielplatz oder die Aufweitung des Marktplatzes als Treffpunkt mit hohem Erlebniswert und Außengastronomie. Die Eingangsbereiche sollen aufgehübscht, genügend Parkplätze geschaffen werden. Außerdem schlägt imakomm die Schaffung der Stelle eines City-Managers vor. sl