Die Marbacher Stadträte stehen einer Wiederbelebung der brach liegenden Trasse aufgeschlossen gegenüber. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Stadt begrüßt den Vermerk des Projekts im Entwurf zum Regionalverkehrsplan. Dafür wird die Südtangente vermisst.

Marbach - Die Stadt Marbach stand einer möglichen Reaktivierung der Bottwartalbahn schon immer aufgeschlossen gegenüber. An dieser Einstellung hat sich auch jetzt nichts geändert, wie die Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik am Donnerstag zeigte, der sich mit dem Entwurf zum neuen Regionalverkehrsplan befasste. Dort ist der Wiederaufbau der Zugverbindung zwischen der Schillerstadt und Beilstein mit hoher Dringlichkeit vermerkt. Eine Einstufung, mit der das Gremium voll und ganz mitgehen konnte.

„Dazu gibt es eigentlich nichts Neues zu sagen. Die Stadt Marbach hat ja den Beschluss gefasst, dass wir dem Ganzen offen und positiv gegenüberstehen“, erklärte der Bürgermeister Jan Trost. Allerdings: Die Initiative, sich eingehender mit dem Fall zu beschäftigen, müsse nun von den Anrainerkommunen im Bottwartal kommen, meinte er. Vielleicht geschieht genau das nach einem gemeinsamen Termin im Landratsamt Ludwigsburg. Der sei angedacht, um das Thema aufzufrischen, berichtete Jan Trost. Doch auch die Marbacher SPD arbeitet daran, das Vorhaben zu forcieren. Man habe einen Brief an die Genossen im Bottwartal geschickt mit der Bitte, „sich darum zu bemühen, einen politischen Willen zugunsten dieser Bahn in ihren Kommunen zu pushen“, erklärte Hans Martin Gündner. „Wir sind gern bereit, ein Netzwerk aufzubauen, das die Akteure aller politischen Richtungen zusammenbringt, Anregungen aufnimmt und Informationen bündelt und vermittelt“, heißt es in dem Schreiben.

Genauso einverstanden wie mit der Bottwartalbahn sei man mit dem im Verkehrsplan als Maßnahme der höchsten Dringlichkeit eingestuften dreispurigen Ausbau der Landesstraße 1115 zwischen Backnang und Mundelsheim, stellte der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling fest. D’accord gehe man auch mit der Freihaltung einer Trasse für eine Umfahrung von Rielingshausen. Positiv steht die Stadt zudem dem Ansinnen gegenüber, die L 1100 zwischen dem Abzweig nach Murr und der Oehlerkreuzung auf vier Fahrbahnen zu verbreitern. Ergänzend dazu schlage man jedoch vor, auch die Knotenpunkte auf dem weiteren Abschnitt bis zur Einmündung in den Eichgraben zu optimieren, sagte Andreas Seiberling. Vor allem gehe es um einen „sachgerechten Ausbau der Oehlerkreuzung“.

Nur in einer Sache ist die Stadt zu einer vollkommen anderen Einschätzung gelangt wie die Verantwortlichen beim Verband Region Stuttgart (VRS). Während die Planer aus der Landeshauptstadt dafür plädieren, die Querspange zwischen Affalterbach- und Poppenweilerstraße nicht weiterzuverfolgen, macht sich die Kommune dafür stark, die Trasse freizuhalten. Andreas Seiberling wies darauf hin, dass der VRS bei der Beurteilung das neue Wohngebiet an der Affalterbacher Straße nicht berücksichtigt habe. Überdies sei im Verkehrsplan die alte Trasse eingezeichnet. Mittlerweile habe sich der potenzielle Verlauf verändert.

Auf Vorschlag von Jochen Biesinger von der CDU wird die Kommune auch anregen, den Bahn-Knotenpunkt in Backnang besser zu vernetzen. „Die S-Bahn in Backnang und der weiterführende Regionalverkehr fahren knapp aneinander vorbei“, bemängelte Jochen Biesinger und erinnerte in dem Zusammenhang an eine Resolution, die der Gemeinderat zum Fahrplan der kleinen Murrbahn vor rund einem Jahr gefasst hatte (wir berichteten). Abgesehen davon übte Jochen Biesinger auch Grundsatzkritik an dem Verkehrsplan. „Man hat die Einzelmaßnahmen zusammengeführt, ohne dass es ein großes Ganzes gibt“, sagte er.

Hendrik Lüdke von Puls schmeckt hingegen nicht, dass die Stadt an der Südtangente festhält. „Die Region hat genug gute Gründe, dass dort kein Straßenbau verwirklicht wird“, betonte er und erwähnte die Beeinträchtigungen für Mensch, Kulturlandschaft oder Landschaftsbild. Folglich stimmte er wie Jürgen Waser von den Grünen auch dagegen, die Querspange doch noch im Verkehrsplan zu verankern. Jürgen Waser hob außerdem hervor, dass er nichts vom vierspurigen Ausbau bis zur Bergkelter-Kreuzung halte. „Was bringt das, wenn ich dann da auch wieder stehe?“, fragte er rhetorisch in die Runde. Und dafür solle auch noch viel Geld ausgegeben werden.