„WISO“-Moderator Marcus Niehaves, hier im neuen Studio, gibt den Zuschauern Woche für Woche Verbrauchertipps. Foto: ZDF/Jana Kay

Marcus Niehaves ist in Marbach aufgewachsen. Heute leitet er die ZFD-Sendung „WISO“.

Marbach/Mainz - Ist am Montag um 19.25 Uhr wieder das 45-minütige Wirtschafts- und Verbrauchermagazin „WISO“ im ZDF zu sehen, wird auch Marcus Niehaves wieder vor der Kamera stehen und – wird der übliche Schnitt erreicht – 2,5 bis 3 Millionen Zuschauer live durch die Sendung führen. Der 43-Jährige ist sozusagen das Gesicht von „WISO“ – er ist Hauptmoderator und Redaktionsleiter gleichermaßen. Dem seit 1984 existierenden TV-Format hat er nun außerdem ein ganz neues Aussehen verpasst, das an diesem Montag erstmals zu sehen sein wird.

Seine Wurzeln hat Marcus Niehaves in Marbach. Geboren wurde er zwar in Offenburg, aufgewachsen ist er aber in der Schillerstadt, wohin er noch immer regelmäßig zurückkehrt. Zum einen leben seine Eltern in Marbach, zum anderen pflegt er hier den Kontakt zu Freunden. „Ich hätte früher ja nie gedacht, dass ich das mal so sagen würde: Aber Marbach ist meine Heimat. Die Stadt und die Menschen dort finde ich einfach toll, das liegt mir wirklich am Herzen. Und ich bin schon auch stolz darauf, aus der Schillerstadt zu kommen.“

Marbach, das verbinde er „mit einer intensiven und tollen Zeit“, die er hier verbracht habe. Ob das die Spaziergänge als Kind auf dem Galgen waren oder die Schlittenfahrten am Wasserhäusle. Marcus Niehaves, der heute mit seiner Frau und den gemeinsamen drei Kindern in Mainz lebt, war auch Teil der katholischen Kirchengemeinde, war Sängerknabe, besuchte am Friedrich-Schiller-Gymnasium die Oberstufe, war während seines Zivildienstes beim Deutschen Roten Kreuz auch an der Rettungswache in Marbach tätig – und er spielte Basketball beim TV Marbach.

Letzteres ist nicht nur spannend, weil er mit den Männern in den 1990ern den umjubelten Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg schaffte, sondern vor allem weil er hier seine ersten Schritte im Journalismus ging. Als Pressebeauftragter schrieb er die Spielberichte für die Marbacher Zeitung. „Das war immer besonders, die Texte zu schreiben und dann bei der Redaktion in den Briefkasten zu schmeißen. Ärgerlich war dann nur, wenn der Artikel gekürzt wurde“, erinnert er sich lachend.

Darauf folgte ein beruflicher Werdegang im Journalismus, den Niehaves anfangs selbst nicht für möglich gehalten hatte. „In die Richtung wollen ja schließlich viele gehen“, sagt er. Von Zufall, oder davon, dass er bei den Öffentlich-Rechtlichen „reingerutscht“ wäre, kann jedoch keine Rede sein. „Ich habe schon viel dafür getan“, blickt er zurück. Es folgten Stationen als Praktikant beim RMB-Radio in Ludwigsburg und später beim ZDF und SWR. Neben dem Studium der Kommunikationswissenschaft an der Uni Hohenheim und in den Semesterferien war er als freier Mitarbeiter tätig. „Weil viele meiner Kommilitonen dann in den Bereich PR- und Öffentlichkeitsarbeit gegangen sind, habe ich mich auch bei der damaligen Dresdner Bank in der Kommunikationsabteilung ausprobiert. Da wusste ich aber schon am dritten Tag, dass das nicht mein Ding ist.“

Seine Motivation war schließlich eine andere. „Schon als Kind habe ich mehr Zeitung als Bücher gelesen. Ich fand es einfach spannend, was in der Welt oder auch in Marbach passiert“, meint Marcus Niehaves, den nun eben selbst Geschichten liefern wollte, und zwar solche, „die erzählt werden wollen und die erzählt werden müssen“. Rausgehen und in Welten eintauchen, die man sonst nicht kennenlernt, das trieb ihn an. Nach seinen Stationen bei der Zeitung, beim Radio und beim Fernsehen entschied er sich dann für das TV. Beim ZDF-Landesstudio wurde er Reporter, zusätzlich drehte er zahlreiche Dokumentationen. Für „Raus aus der Krise – Ein Jahr in der Schwabenschmiede“, in der er einen Betrieb in Aalen durch die Wirtschaftskrise begleitete, wurde er 2010 mit dem renommierten Herbert-Quandt-Medienpreis ausgezeichnet. „Das war damals eine bewegende Preisverleihung. Ein toller Moment, aber natürlich auch eine Ausnahme.“

2011 wurde er Teil von „WISO“, seit zwei Jahren ist er Leiter und Hauptmoderator der Sendung. In seiner täglichen Arbeit geht es um die Themenauswahl, die Führung seiner Mitarbeiter, das Repräsentieren der Sendung, das Abnehmen der Beiträge, für deren Inhalt er hauptverantwortlich ist, sowie das Weiterentwickeln des Formats. Das zeigt sich besonders an diesem Montag, wenn „WISO“ erstmals aus dem neu gestalteten Studio ausgestrahlt wird. Eine Veränderung, die Niehaves im vergangenen Jahr maßgeblich vorangetrieben hat. „Die Sendung ist wichtig, war aber oft anstrengend anzuschauen. Sie muss unterhaltend sein und Spaß machen, darf aber auch nicht zu oberflächlich oder ‚oberlehrerhaft’ daherkommen“, macht Niehaves die Gratwanderung deutlich. Mit dem neuen Design und starken Bildern, die auf einer großen LED-Wand gezeigt werden, möchte die Redaktionsleitung diesem Anspruch gerecht werden. „Der Fokus liegt aber natürlich weiterhin auf dem Inhalt.“

Auch Dokumentationen möchte der 43-Jährige weiterhin drehen. Eine pro Jahr, das ist trotz der begrenzten Zeit weiterhin sein Ziel. Im vergangenen Jahr ging es um Scheidungskinder, nun beleuchtet er das Thema: Wenn die Eltern alt werden.

Mit seinen Dokumentationen bleibt sich Marcus Niehaves also treu – und so geht es ihm auch mit seiner Heimat, wo er das Geschehen weiter mit Interesse verfolgt. „Die Kinder sind jetzt natürlich in Mainz verwurzelt, einmal im Monat versuchen wir aber schon, die Großeltern zu besuchen“, sagt er. Dann besucht er auch gerne die Altstadt. „Ich empfinde die als herausragend. Es ist aber traurig zu sehen, wie aufwendig es ist, diese lebendig zu halten“, so Niehaves. Auch auf der Schillerhöhe schaut er gerne vorbei.

Ein Vorhaben allerdings konnte er länger nicht mehr umsetzen: „Basketball war mein großes Hobby, der Aufstieg machte mich damals echt stolz. Ich erinnere mich auch an die vollen Zuschauerränge. Leider habe ich es, seit ich weggezogen bin, nur noch zwei, drei Mal geschafft, mir ein Spiel des TVM anzuschauen. Auch wenn ich mir das immer vornehme. Ich drücke aber weiter fest die Daumen.“ Schließlich ist der Verein ja auch nicht ganz unschuldig daran, dass Marcus Niehaves am Montagabend wieder auf der Mattscheibe zu sehen ist.