Markus Schneider (links) und Axel Grau haben sich dem Leben des Schriftstellers gewidmet. Foto: Thomas Weingärtner

Beim Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ist das Lebenswerk von Janusz Korczak vorgestellt worden.

Marbach - Eng wurde es am Sonntagnachmittag in der Wendelinskapelle. Viele Besucher waren erschienen, um in der Buchhandlung Taube sowie in der Galerie den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zu begehen. Seit 2014 findet die Veranstaltung bereits in der Buchhandlung statt, in diesem Jahr bekam der Gedenktag durch die Künstlerin Susanna Giese, welche in der Galerie von Monika Schreiber ausstellte, auch eine plastische Komponente. Doch zunächst einmal stand Literatur im Vordergrund.

Markus Schneider und Axel Grau widmeten sich dem Leben und Schaffen des jüdischen Schriftstellers Janusz Korczak. Der in Warschau unter dem Namen Henryk Goldszmit geborene Kinderarzt und Pädagoge widmete sein ganzes Leben der Erziehung und den Rechten von Kindern. Viele von Korczak aufgestellte Theorien zur Kindeserziehung sind noch heute aktuell. Der engagierte Arzt leitete lange Jahre ein Waisenhaus in Warschau und begleitete die jüdischen Kinder sogar ins Konzentrationslager Treblinka, wo er am 7. August 1942 verstarb.

Vor allem sein Buch „Das Recht des Kindes auf Achtung“ zog bereits zu seinen Lebzeiten weite Kreise. Eindrucksvoll berichtete Axel Grau vom Leben des Kinderfreundes und Markus Schneider verlieh den Werken Korczaks eine Stimme. Untermalt wurden die Passagen von Gedichten der jüdischen Autoren Rose Auslänger, Paul Celan und Itzik Manger. Düster und Bedrückend präsentierten sich die Gedichte, die unter der Herrschaft des Nationalsozialismus entstanden waren und zeichneten ein deutliches Bild. „Es ist schön, dass so viele Klänge zusammenkommen“, sagte Schneider. Die Veranstaltung diente neben der kulturellen Bereicherung einem guten Zweck. Für die Hilfsorganisation „terre des hommes“ war am Eingang eine Sammelbox aufgestellt.

Auch die Werke von Susanna Giese stellen das Kind in den Mittelpunkt. Die Plastiken der in Stuttgart lebenden Künstlerin präsentierten sich im Obergeschoss der Wendelinskapelle – düster und hell gleichermaßen. Giese arbeitet mit natürlichen Materialien wie Holz, Wachs oder auch Leinwand und findet ihre Inspiration in Gedichten von Rose Ausländer und Paul Celan, welche stellenweise auch fragmentarisch in ihrer Kunst verbaut sind.

Die beiden Organisatoren Markus Schneider und Monika Schreiber zeigten sich mit der Veranstaltung zufrieden. „Es waren wieder viele Menschen da“, sagt Schneider. „Bei solchen Veranstaltungen tauchen Literaten auf, die vielleicht nicht so bekannt sind.“ Die Idee, sich in diesem Jahr mit Janusz Korczak zu beschäftigen, kam Markus Schneider und Axel Grau bereits im vergangenen Jahr. Zu seinen Werken passte auch die Kunst von Susanna Giese ausgesprochen gut. „Es ist wichtig, sich den Nationalsozialismus immer wieder zu vergegenwärtigen“, sagt auch Monika Schreiber. „Wir müssen uns daran erinnern.“