Der Kunstrasen wird erneuert und dann für die Öffentlichkeit gesperrt. Foto: Archiv (avanti)

Nach der Sanierung ist der Marabcher Hermann-Mayer-Sportplatz für Hobbykicker tabu

Marbach - In einem Punkt waren sich alle Mitglieder des Gemeinderats am Donnerstagabend einig: Der Belag des Hermann-Mayer-Sportplatzes ist dermaßen abgewetzt, dass er nach 17 Jahren dringend erneuert werden muss. Entsprechend einmütig beschloss die Runde, das Projekt in Angriff zu nehmen und die Arbeiten auszuschreiben. Für rund 345 000 Euro wird in der Sommerpause ein Kunstrasen mit 40 Millimeter langen, geraden Fasern und grüner Granulatfüllung verlegt. Hoch umstritten war hingegen, ob die Sportstätte nach der Sanierung für die Öffentlichkeit weiter zugänglich sein soll. Am Ende entschied sich das Gremium bei sechs Enthaltungen und fünf Gegenstimmen dafür, die Tore zu schließen. Abgeblockt wurde auch ein Antrag von Puls, die Anlage zumindest unter Aufsicht für Hobbykicker freizugeben – mit der knappsten aller möglichen Mehrheiten. Elf Räte hätten sich das Modell vorstellen können, zwölf sprachen sich dagegen aus.

Ernst Morlock von der SPD wollte zwar nicht in Abrede stellen, dass der Ansatz Charme hat. Doch auch nicht so viel, um diesen Weg tatsächlich zu gehen. „Es gibt genügend Alternativen für unsere Jugendlichen“, betonte er. Der Nachwuchs könne auf dem Rasenplatz daneben, dem Feld bei der Stadionhalle oder der Festwiese die Fußballschuhe schnüren. Und all diese Sportstätten seien auch gut per pedes zu erreichen, ergänzte der Bürgermeister Jan Trost. Martin Mistele von den Freien Wählern riet ebenfalls von dieser Lösung ab. Er würde die knappen ehrenamtlichen Ressourcen dort nicht einsetzen.

Damit nahm er Bezug auf den Vorschlag von Puls-Mann Hendrik Lüdke, als Aufsichtsperson einen engagierten Bürger zu suchen, zum Beispiel über die Freiwilligenbörse. Damit wollte er einen Kompromiss erreichen. Denn die Argumente der Öffnungsgegner konnte er nachvollziehen, wonach mit Müll und Vandalismus auf dem frisch sanierten Platz zu rechnen wäre.

Mit Jochen Biesinger von der CDU fand die Liste Puls für ihre Idee auch einen Fürsprecher. „Das wäre einen Versuch wert. Wenn wir niemanden finden, bleibt der Platz zu. Aber dann kann man uns nicht vorwerfen, dass wir es nicht versucht hätten“, sagte er. Angesichts der Ausgaben müsse aber auch Sorge dafür getragen werden, dass der Kunstrasen geschützt ist.

Jürgen Waser von den Grünen befürchtet jedoch, dass wie früher Löcher in den Zaun geschnitten werden, wenn auf der Anlage ganz offiziell nicht gebolzt werden darf. Außerdem bezeichnete er es als „Affront gegen Jugendliche“, die dort nicht mehr spielen könnten. So baue man im Prinzip allein für den FC Marbach einen Platz. Eventuell könne man den Kunstrasen ja zu bestimmten Zeiten für die Allgemeinheit freigeben, schlug Waser vor. Der Bürgermeister konnte die Argumentation im Hinblick auf die nur für bestimmte Gruppen freigegebene Nutzung nicht nachvollziehen. Eine Sporthalle stehe auch nicht zu jeder Zeit jedem zur Verfügung, betonte Jan Trost.

„Im ganzen Kreis gibt es keinen Platz, der nicht abgeschlossen ist“, ergänzte der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. Höchstens solche, die ihre besten Jahre weit hinter sich hätten. Heim zeigte sich zudem skeptisch, dass das Ganze über die Marbacher Freiwilligenbörse funktioniert. Die Kids wollten doch spontan gegen den Ball treten und nicht organisiert. Das denkt auch Sebastian Engelmann von den Grünen. Er kann sich auch nur schwer vorstellen, dass jemand diese Aufgabe übernehmen würde. Zumal derjenige in der Haftung stünde. Und wenn doch, wäre es wohl sinnvoller, diesen direkt als Jugendtrainer im Verein zu integrieren – wo oftmals Personal für solche Positionen gesucht werden. Engelmann glaubt auch nicht, dass der Vandalismus auf dem Gelände aufs Konto von Freizeitkickern geht. „Das scheinen mir andere Gruppen zu sein, die sich wahrscheinlich nicht mit der Intention, dort Fußball zu spielen, aufhalten. Und das spricht durchaus für eine Schließung, weil es schwierig zu kontrollieren ist“, meinte er. Alles in allem sei der Puls-Ansatz also gut, aber leider nicht realistisch.