Bei der Vernissage ist das MZ-Treppenhaus gut besucht. Foto: avanti

Im Verlagsgebäude der Marbacher Zeitung ist eine Ausstellung mit Fotos aus Russlands Norden eröffnet worden.

Marbach - Dobry djen“ – „Guten Tag“, eröffnete Kai Keller die Vernissage der 48. Ausstellung in der Reihe „Kunst im MZ-Treppenhaus“. Im Gespräch stellte der Geschäftsführer der Marbacher Zeitung dann Ruth und Jürgen Haberhauer vor. Mit ihrem Land Rover Defender sind die beiden durch Polen und das Baltikum bis nach Karelien und auf die Kola-Halbinsel gefahren und über Skandinavien wieder zurückgekehrt. Rund 12 000 Kilometer haben sie zurückgelegt und 18 000 Fotos gemacht. Die 45 schönsten Motive haben sie für ihre erste Ausstellung „Russlands Norden“ ausgewählt.

Musikalisch begleitet wurde die Vernissage von Alexander Burmistrov, der auf der Balalaika Stücke wie „Der Baum im Roggenfeld“ und „Ich habe sie getroffen“ spielte. Zudem trugen Mitarbeiter der Marbacher Zeitung ein Heimatgedicht des russischen Bauerndichters Spiridon Droschin sowohl auf Russisch als auch in der deutschen Übertragung von Rainer Maria Rilke vor – ein kleiner Vorgeschmack auf die Ausstellung „Rilke und Russland“, die Anfang Mai im Literaturmuseum der Moderne eröffnet wird.

Wenn Ruth Haberhauer nicht reist, unterrichtet sie mit Begeisterung Mathe und Physik. Jürgen Haberhauer hatte bisher als Designer und Grafiker gearbeitet und dann beschlossen, ihr gemeinsames Hobby – Reisen und Fotografieren – zum Beruf zu machen. In Zukunft wollen die beiden im Rahmen einer Live-Reportage von ihren Erlebnissen berichten und kommen damit im März noch einmal nach Marbach. Zudem erscheint im Sommer ihr Buch über Karelien, das mehr als 250 Farbfotos enthält.

Ihre Aufnahmen haben Ruth und Jürgen Haberhauer nicht so stark nachbearbeitet, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Vielmehr sind sie oft über längere Zeit an einem Ort geblieben und haben auf die richtigen Wetter- und Lichtverhältnisse gewartet. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Die blauen Kuppeln der Klosteranlage Walaam im Ladogasee strahlen in der Sonne. Die schwarze Silhouette des Kirchenensembles Kischi im Onegasee hebt sich vom Blau und Weiß des Himmels ab. Sturmwolken ziehen über das dunkle Wasser des Weißen Meeres. Das Solowezki-Kloster spiegelt sich perfekt im Wasser. Der Braunbär ist bis auf wenige Meter herangekommen.

Doch woher diese Faszination für den hohen Norden? Und warum ausgerechnet Russland? „Uns reizen weite Gebiete, wo nicht so viele Menschen leben“, erklärte Ruth Haberhauer. Ursprünglich war eine Reise in die Mongolei geplant, wovon noch der Name ihrer Internetseite www.sojombo.de zeugt. Das Sojombo-Symbol ist das nationale Symbol der Mongolei und zum Beispiel auf deren Flagge zu sehen. Doch auch mit dem in Russland und Finnland gelegenen Karelien haben sie sich ein von Deutschen eher selten bereistes Gebiet ausgesucht. Die nächste große Reise soll dann tatsächlich nach Zentralasien, in die Mongolei und den Osten Russlands führen.

Von Russland sei ihnen im Vorfeld vielfach abgeraten worden. Doch die Warnungen hätten sie nur noch mehr gereizt. „Wir können eigentlich nur sagen: Keine Angst vor Russland!“, so Jürgen Haberhauer. Vom ersten Tag an hätten sie positive Eindrücke gesammelt. Ein Erlebnis ist Ruth Haberhauer besonders in Erinnerung geblieben: „Relativ am Anfang waren wir auf einem kleinen Campingplatz. Als wir am Lagerfeuer saßen, sind zwei russische Familien dazugekommen und wir haben miteinander Kräuterschnaps getrunken. Da habe ich mich schon halb zu Hause gefühlt.“