Matthias Eigel bewegt etwas. Foto: Matthias Eigel

Matthias Eigel hilft dem von einem Erdbeben schwer gebeutelten Land.

Von seiner Unterkunft bis zur Baustelle liegt ein Fußmarsch von etwa 30 Minuten vor Matthias Eigel. „Jeder Schritt davon ist für mich besonders“, berichtet der Vorsitzende des Vereins „Haiti-Wir-helfen“. Als er und seine Begleiter an dem Ort ankommen, wo gerade eine neue Schule für die Region Dano entsteht, ist er „sehr bewegt und unendlich stolz“. Was nicht verwunderlich ist, schließlich „baut man nicht jeden Tag eine Schule – und dazu noch in Haiti“.

Dieses Erlebnis liegt nun rund drei Wochen zurück. Seit vergangener Woche ist Matthias Eigel wieder in Deutschland und noch immer tief beeindruckt von den Begegnungen und Erlebnissen in dem Inselstaat, den die wenigsten auf ihrer Reiseliste haben dürften. Anders Matthias Eigel. „In Haiti zu sein, ist inzwischen wie nach Hause kommen für mich.“ Damit sind vor allem die Kontakte zu den Menschen gemeint, die zu Freunden wurden. Pastor Dominique gehört dazu, „der mir immer seine Tür öffnen würde“.

Selbstverständlich sind solche Bande nicht. Drei Jahre ist es her, dass sich die beiden das letzte Mal gesehen haben. Seit vergangenem Herbst baut der Verein „Haiti-Wir-helfen“ mit Hilfe heimischer Handwerker und Familien die neue Schule auf. Die ehemalige war nach dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 nicht mehr sicher und einsturzgefährdet. Dennoch wurden die Schüler bis zuletzt dort ausgebildet.

Erstmals hat Matthias Eigel nun den Neubau, der ohne sein und das Engagement des Fördervereins nicht möglich wäre, mit eigenen Augen gesehen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Baufortschritt“, sagt Eigel. Er betont aber auch, dass es einen gewissen Aufwand bedeute, das Projekt von Deutschland aus zu steuern.

Die Kraft dafür schöpft er unter anderem daraus, dass er das nicht für sich alleine macht. Am Ende werden rund 220 Schüler aus der Region Dano in dem Gebäude unterrichtet, dessen Erdgeschoss bereits fertig ist. Demnächst gehen Aufträge an den Schreiner raus, der das Mobiliar anfertigen wird. „Uns ist wichtig, die Menschen vor Ort einzubeziehen“, sagt Eigel. Damit hilft der Förderverein nicht nur den lokalen Handwerkern. „Es entsteht auch eine große Identifikation mit der Schule“, erzählt Matthias Eigel.

Überhaupt sei es wichtig, die Menschen stärker als bisher in die Verantwortung zu nehmen, gibt er selbstkritisch zu. „Das habe ich etwas unterschätzt“, sagt der Vereinsvorsitzende. Leicht entstünde so die Haltung, immer mehr Hilfe einfordern zu können. Das aber könne nicht Zweck des Fördervereins sein, der bislang mehr als 50 000 Euro an Spenden nach Dano gegeben hat. „Wir wollen beispielsweise die Eltern stärker motivieren, Eigenleistungen einzubringen, etwa beim Bau einer geplanten Mauer rund um das Schulgebäude.“

Der Vorsitzende kann allerdings inzwischen die Haitianer besser verstehen. Denn anders als die vorherigen Male „haben wir uns diesmal die Zeit genommen, richtig in das Land mit seiner Hauptstadt Port-au-Prince einzutauchen“, berichtet der Vereinsvorsitzende. Mit dem Motorradtaxi ging es da durch bisweilen chaotische Straßenverhältnisse in Port-au-Prince. Abenteuerlich bis gefährlich sei das gewesen, habe aber viel Wissenswertes über Land und Leute zu Tage gefördert. Und die Erkenntnis, dass alle drei Jahre vor Ort zu sein, nicht ausreichend ist. „Am liebsten wäre mir, ich könnte eine Auszeit nehmen und ein paar Monate am Stück helfen“, so Eigel. So lange das nicht möglich ist, will er aber doch künftig zumindest jährlich selbst oder im Wechsel mit Vorstandsmitglied Uwe Sindlinger das Projekt betreuen.

Helfen könne dabei, wenn Menschen hierzulande echtes Interesse an der Arbeit des Vereins zeigten, sagt Matthias Eigel. Auch seien helfende Hände willkommen, die Aufgaben von der Sponsorenakquise bis hin zum Verfassen eines Newsletters übernehmen wollen.

Dankbar ist Matthias Eigel aber auch, dass die Verantwortlichen des Bottwartal-Marathons einen der Kinderläufe als Spendenlauf für das Projekt ausgezeichnet haben. „Vor Ort helfen uns derzeit überhaupt vor allem Spendengelder“, sagt Eigel, der für den laufenden Betrieb der Schule Kosten von rund 40 000 US-Dollar jährlich ermittelt hat. Nicht ausgeschlossen sei, dass später etwa Studenten aus Deutschland ihre Praktika in der Schule in Haiti absolvieren könnten. „Doch dazu müssen wir erst noch die Infrastruktur schaffen.“