So sieht der Wagen aus, der im Sommer in Marbach Station machen wird. Im Innern werden die Besucher mit Erzählungen unterhalten. Foto: Kultur-Region

In einem mobilen Friseursalon werden im Juli Texte vorgelesen.

Marbach - So ein Jahr erlebt selbst die Schillerstadt eher selten. 2018 standen mit den ersten Marbacher Theaterfestspielen, dem Literatursommer und dem Kunstprojekt „Der Marbach“ gleich mehrere kulturelle Großevents auf dem Programm. Das hat sich auch in den Besucherzahlen niedergeschlagen. Im Vergleich zu 2017 verzeichnete man ein sattes Plus von rund 2000 Gästen, berichtete Melanie Salzer vom städtischen Kulturamt jetzt im Verwaltungsausschuss. Für die aktuelle Saison muss man beim Zuschaueraufkommen wohl etwas kleinere Brötchen backen. Denn Großereignisse in einer Ballung wie zuletzt fehlen im Spielplan. Aber geboten ist auch in den nächsten Monaten noch allerhand auf den Marbacher Bühnen – sowie in der Fußgängerzone. Denn dort wird ein Pop-up-Friseursalon Station machen.

Dabei handelt es sich um eine Aktion der Kultur-Region Stuttgart. Der Salon ähnle einem Bauwagen, erläuterte Melanie Salzer. „Innendrin wird es recht gemütlich sein, im Retrostyle. Man kann sich da eine Haube aufsetzen und Geschichten hören“, erklärte sie das Konzept. Dieser etwas andere Coiffeur werde tagsüber seine Pforten öffnen. Und zwar vom 11. bis zum 14. Juli. Ergänzend dazu ist in Kooperation mit der Bücherei ein Leseprogramm angedacht. Außerdem soll das Ganze in die Nachtschicht Kunst von Südlich vom Ochsen eingebunden werden, die am 12. Juli stattfindet. Doch auch Freunde der Comedy kommen bis Jahresende auf ihre Kosten, zum Beispiel bei dem Auftritt von Komiker Matthias Jung am 28. September im Schlosskeller. Popfans dürften sich hingegen den 30. November dick im Kalender anstreichen, wenn es in der Stadthalle heißt: „Graceland – Simon & Garfunkel meets Classic“.

Auch die Schillerwoche bietet im November interessante Termine für Kulturliebhaber wie ein Gastspiel der Württembergischen Landesbühne Esslingen mit „Kabale und Liebe“ oder eine Lesung mit Birger Laing zu „Goethe und Schiller – die Freundschaft des Jahrhunderts“ in Schillers Geburtshaus.

Melanie Salzer hat aber auch schon das nächste Jahr im Blick, in dem dann wieder ähnlich dimensionierte Projekte wie 2018 nach Marbach geholt werden sollen. „Wir wollen nächstes Jahr erneut beim Literatursommer dabei sein“, kündigte sie an. „Das waren einfach wunderbare Veranstaltungen“, blickte sie auf 2018 zurück. Das Thema für 2020 lautet Hölderlin und Hegel.

Außerdem streckt Salzer die Fühler nach einer Teilnahme am Projekt „Rückzugsort“ der Kultur-Region Stuttgart aus, über die 2018 schon der „Der Marbach“ initiiert worden war. „Es wird ein Kunstprojekt sein, das sich mit der Grenze von Privatheit und Öffentlichkeit beschäftigt“, erläuterte die Fachfrau. Was genau am Ende dabei herauskommen könnte, ist noch nicht ganz klar, schränkte sie ein. Aber das kristallisierte sich 2018 ebenfalls erst recht spät heraus. Und doch war die Kunstaktion „Der Marbach“, der an die Marbacher Haushalte verteilt wurde, für Melanie Salzer ein Erfolg. Alle Empfänger mussten sich überlegen, was es mit den Münzen auf sich hat, mit denen man beispielsweise eine Kulturveranstaltung besuchen konnte. Zwar seien nur 3,3 Prozent der Kunst-Geldstücke in den Rücklauf gegangen, Salzer ist aber überzeugt, dass sich mindestens 50 Prozent der Bürger mit der Frage auseinander gesetzt haben, was sie mit den Münzen anstellen werden. „Wir haben damit wahnsinnig viele Marbacher erreicht“, resümierte sie.

Ein Teil der Münzen werde demnächst sogar als Geschenk an eine Delegation aus der französischen Partnerstadt L’Isle-Adam überreicht, sagte Ute Rößner von der SPD an, die wie Barbara Eßlinger (Die Grünen) von dem Projekt begeistert war. Hendrik Lüdke von Puls wollte dieser Einschätzung nicht widersprechen, fand den Rücklauf aber doch etwas enttäuschend. Einig waren sich die Räte, dass Marbach ein starkes Kulturprogramm an den Start bringt. „Es wird viel geboten. Mehr als einmal pro Woche findet hier im Schnitt eine Veranstaltung statt“, betonte Dr. Michael Herzog (Freie Wähler).