Stephanie Gempe startet mit ihrer Kunst durch. Foto: Werner Kuhnle

Die junge Stephanie Gempe hat Erfolg mit ihrer Malerei. Davon hätte sie nicht zu träumen gewagt. Eher unverhofft kam sie zu ihren ersten Aufträgen.

Marbach - Es könnte ein kleiner kolibriartiger Paradiesvogel sein, dieses farbstarke, schwungvoll-grazile Gebilde, das die Visitenkarte der 25-jährigen Marbacherin ziert. Es entstammt einem Bild Stephanie Gempes, auf das es eher zufällig im Malprozess gelangte. So unverhofft, wie sie zu ihren Aufträgen kam. Vor eineinhalb Jahren begann es über Kontakte ihrer Schwester. Für eine Webdesignfirma hat Stephanie Gempe Bilder entworfen, in denen sich der Firmenname widerspiegelt. Ihre Arbeit kam gut an und zog Kreise. Andere kauften Bilder von ihr oder ließen welche nach eigenen Ideen anfertigen.

Ein glückliches Strahlen zieht über ihr Gesicht, wenn sie davon erzählt, vermischt mit einem noch nicht verschwundenen ungläubigen Staunen über die Erfolge. „Nie hätte ich gedacht, dass mich jemals jemand nach einem Bild von mir fragt“, sagt die junge Frau, die aufgrund eines inzwischen behobenen Hörproblems in der Kindheit schulische Umwege machen musste. Aber immer hat sie gemalt und ihre Hefte „kreativ gestaltet“. Nun hat sie schon im Stuttgarter Mercur-Hotel ausgestellt und bestreitet ab 1. Juli ihre zweite Ausstellung in der Fellbacher Zeitung. Der dort seit längerem vertretene Künstler Peter Jerg, Bekannter eines Bekannten, lud sie dazu und schaffte Platz für ihre Werke.

Diese entstehen inzwischen im jüngst eingerichteten eigenen kleinen Atelier im Elternhaus. Auffallend ist die Vielfalt der Motive, Stile und Techniken. „Ich will mich nicht auf eine Linie beschränken, Kunst hat viele Gesichter“, sagt Stephanie Gempe, die als gelernte Hauswirtschafterin tagsüber die Essensausgabe in einer Stuttgarter Großküche leitet. Sie malt große Kirschblüten für Freundinnen und einen Pfau im wilden Farb- und Ornamentemix der derzeitigen Pip-Mode. Ein Hummerbild ist ihrer Vorliebe für diese Speise geschuldet, organische Muster zeugen von ihrer Pflanzenliebe. Sie lässt sich von der Umwelt inspirieren, zum Beispiel dem kürzlichen Aufenthalt in Thailand, von dem sie „sehr viele Eindrücke“ speziell in puncto Seidenmalerei mitbrachte. Aber auch ihr Innenleben drückt sie malerisch aus. Viele Ideen entstehen in Tagträumen, zum Beispiel in der S-Bahn. Deswegen hat sie immer Stift und Block bei sich. Wenn sie nachts aus einem Traum erwacht, steht sie auf und macht eine Skizze. Häufig sind es abstrakte Bilder. „Ich sehe die genau vor mir.“ Sie notiert dann, wo welche Farben hinkommen.

Malend drückt sie ihre Gemütslage aus. Die blau-silbernen Bilder mit Frischhaltefolie entstanden in einer „kalten innerlichen Stimmung“. Die sei danach wie weggeblasen gewesen, erinnert sich Gempe. Das Bild mit Gold zeigt „den Glanz in mir“, die schwarzen Ränder die weniger glanzvollen Seiten. Als sie den großen blauen Wasserwirbel schuf, „wusste ich nicht so genau, wohin mit mir“. Stephanie Gempe joggt auch ganz gern zum Ausgleich. Aber: „Das Malen beruhigt mich mehr. Mein Kopf ist dabei leer und ich fühl’ mich frei.“