Diakon Michael Jäger sagt in Marbach ade. Foto: Werner Kuhnle

Diakon Michael Jäger geht nach zehn Jahren in der katholischen Kirchengemeinde in den Ruhestand.

Marbach - Die Zeit als Diakon in der katholischen Kirchengemeinde Zur Heiligen Familie Marbach ist „fast zu schnell vergangen“, sagt Michael Jäger wenige Tage vor seiner offiziellen Verabschiedung. Viele Beerdigungen hat er gehalten, Taufen und Wortgottesdienste, Seniorenkreise und Sternsingeraktionen organisiert und ältere Menschen zuhause besucht. Er war Kontaktperson für die Asylkreise, den Tafelladen, die Caritasgruppe, stellvertretender Vorsitzender im Krankenpflegeverein Marbach – und wenn es nötig war, hat er auch die Münzzählmaschine der katholischen Kirchengemeinde repariert.

Künftig nichts mehr zu tun ist für den 65-jährigen Diakon deshalb nicht vorstellbar. Er wird seinen Dienst deshalb nicht ganz quittieren, sondern als nebenberuflicher Diakon dem Großbottwarer Pfarrer Pius Angstenberger von der katholischen Kirchengemeinde St. Pius X. in Großbottwar zur Seite stehen. Dort wohnt er mit seiner Frau. Worüber er wirklich froh ist: Nicht mehr täglich ins Büro in der Marbacher Ziegelstraße kommen zu müssen. Auch wenn er sehr gerne Diakon in Marbach war, die Gemeinde als „sehr angenehm“ empfunden und in den zehn Jahren „viel Gutes“ erlebt hat.

Mit einem Schmunzeln erinnert sich Diakon Jäger an seinen Amtsantritt in Marbach. Seinen Start hat er als „unkonventionell“ und nicht ganz einfach in Erinnerung. „Ich hatte sehr lange keinen eigenen Computer und habe deshalb mit meinem eigenen gearbeitet“, sagt er im Rückblick und erinnert sich, dass Pfarrer Wolfgang Gramer „recht locker in seiner Art“ gewesen sei. Wie Pfarrer Gramer auch war Diakon Jäger die Ökumene stets sehr wichtig. „Wir haben viele Treffen mit den evangelischen und evangelisch-methodistischen Gemeinden organisiert“, berichtet Jäger. Auch die gemeinsamen Feiern und Gottesdienste und Veranstaltungen wie Public-Viewing bei der Fußballweltmeisterschaft hat der Diakon genossen.

Michael Jäger hat sich selbst immer als „Diener der Gemeinde“ begriffen. „Das liegt mir“, sagt der Diakon im Rückblick. „Diakon ist das griechische Wort für Diener, und als solcher repräsentiert der Diakon die dienende Dimension der Kirche“, schreibt Jäger im Gemeindebrief zu Weihnachten. Ganz ursprünglich, erwähnt Jäger, wollte er Pfarrer werden. In seiner rumänischen Heimat hatte er sechs Semester Theologie studiert, dann aber mit dem „archaischen System“ gehadert. Sein weiterer Weg führte ihn über eine Mesner- und Elektrikertätigkeit. Im Jahr 1983 verließ er seine rumänische Heimat und wurde in Ulm, wo er mit seiner Frau und den beiden Kindern lebte, zum Diakon ausgebildet.

Michael Jäger ist es ganz besonders wichtig, dass seine Arbeit in den verschiedenen Einrichtungen weitergeführt wird. Deshalb hat er schon vor geraumer Zeit damit begonnen, Nachfolger zu suchen – größtenteils mit Erfolg: Seinen Posten im Krankenpflegeverein wird voraussichtlich Günter Offermann, der ehemalige Leiter des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums, einnehmen. Für die Leitung des Krankenhausbesuchsdienstes konnte Jäger den pensionierten Arzt Dr. Franz Lang gewinnen. Bei der Caritasgruppe wird Hildegard Helfenstein seinen Part übernehmen. Für den Kontakt zum Marbacher Tafelladen ist künftig Michael Fingas zuständig. Die Schnittstelle zu den Asylkreisen wird voraussichtlich Rolf Benneweg sein. Für die Leitung der Sternsingeraktion in den vier Gemeindeteilen Marbach, Erdmannhausen, Rielingshausen und Benningen hat Michael Jäger bislang noch keinen Nachfolger gefunden, hofft aber noch auf einen Interessenten. Seine 100-Prozent-Stelle in der Kirchengemeinde wird nicht wieder besetzt, berichtet Diakon Jäger. Aber Gemeindereferentin Raphaela Vogel ist seit dem Sommer fertig ausgebildet und übernimmt entsprechend viele Aufgaben. Wenn Michael Jäger am 1. Februar in den Ruhestand tritt, möchte er viel wandern, lesen, radfahren und auf dem Akkordeon und dem Keyboard musizieren. Außerdem freut er sich sehr auf das Reisen mit seiner Frau Brunni – vielleicht sogar im Wohn-mobil.