Foto: Archiv (Karsten Schmalz

Für Lars Kohler und Timo Forisch ändert sich nach der der Abwahl von Sibylle Wieland nach eigenen Aussagen erstmal nicht viel.

Marbach - Ist es ein Neustart oder ein „Weiter so“? Diese Frage stellt sich nun wohl der ein oder andere nach der ereignisreichen Jahreshauptversammlung des FC Marbach am Freitagabend. In dieser wurde Sibylle Wieland nach sechs Jahren als 1. Vorsitzende von der Mitgliederversammlung mit 35:15 Stimmen bei fünf Enthaltungen abgewählt (wir berichteten). Da es keinen Gegenkandidaten gab, ist das Amt nun vakant. Lars Kohler und Timo Forisch, 2. und 3. Vorstand des Vereins, hatten im Vorfeld angekündigt, ihre Ämter bei einer Wiederwahl von Sibylle Wieland zur Verfügung zu stellen. Beide wollen nun kommissarisch das Amt an der Spitze des FC mitübernehmen, bei der Hauptversammlung 2020 stehen dann alle drei Vorstandsposten zur Wahl. Die Frage, die sich nun stellt: Was ändert sich?

Glaubt man den Worten von Timo Forisch und Lars Kohler, gar nicht so viel. Zumindest im täglich Doing. „Das operative Geschäft haben wir ja eh schon gemacht, während Sibylle Wieland die repräsentativen Aufgaben wahrgenommen hat. Die müssen wir nun noch zusätzlich erledigen“, sagt Kohler. „Mit ihr zusammen in dieser Funktion, das haben wir jetzt sechs Jahre lang gemacht. Man reibt sich immer wieder aneinander. Das ist in Ordnung und gehört auch dazu. Aber jetzt war es so, dass ich gesagt habe: ,Wir zu dritt in dieser Konstellation, das funktioniert so nicht.’ Und dann muss es eben in die eine oder andere Richtung gehen. Denn im Fokus steht immer der FC Marbach und nicht Lars Kohler, Timo Forisch oder Sibylle Wieland“, erklärt Forisch. Beide betonen aber, dass nicht sie Sibylle Wieland aus dem Amt gedrängt hätten. „Die Mitgliederversammlung hat so entschieden. Und das deutlich“, so Kohler. „Wir haben lediglich vorher klargestellt, welche Folgen die Wahl hätte. Das war aber schon lange bekannt“, ergänzt Forisch. Klar ist aber auch, dass die Ansage der beiden die Wahl beeinflusst hat.

Wobei Sibylle Wieland selbst einen anderen Hauptgrund für ihre Abwahl anführt: Sie habe die Vereinsstrukturen modernisieren wollen. Der FC sei aber so konservativ und von alten Strukturen geprägt, dass er „noch nicht so weit ist“. Das neue Jugendkonzept, das auf der Versammlung vorgestellt wurde, sei ein Beispiel für die geplante Modernisierung. „Ich wollte, dass die Arbeit auf mehr Schultern verteilt wird. In den vergangenen Monaten haben wir das schon praktiziert und ganz toll im Team zusammengearbeitet“, sagt Wieland.

Mit einer Umstrukturierung habe man sich im Vorstandskreis „grundsätzlich schon befasst“, erklärt Lars Kohler dazu. „Ich glaube aber, dass es zu kurzfristig vorgestellt und dann auch mit Sibylle Wieland als Person verbunden war. Man muss das länger vorbereiten, dann ist das nichts, was ich von vornherein ausschließen würde.“ Hinter dem neuen Jugendkonzept stünden auch Timo Forisch und er: „Wir sind sowohl mit den handelnden Personen als auch mit der Konzeption voll einverstanden“, betont Kohler. „Wir werden uns in den nächsten Tagen treffen und hoffen, dass das Team in dieser Konstellation weitermacht und wir aus diesem Kreis dann den neuen Jugendleiter einsetzen können.“

Björn Schmidt ist einer von denen, die in das neue Jugendkonzept involviert sind. Er war als neuer Jugendleiter vorgesehen und sollte – obwohl beruflich bedingt selbst gar nicht anwesend – am Freitagabend gewählt werden. Doch entschied man sich aufgrund der neuen Situation, diese Wahl zurückzustellen. „Wir haben jetzt zunächst ein internes Gespräch, in ein paar Tagen soll es dann das Treffen mit den beiden Vorständen geben. Da muss dann eine Basis gefunden werden“, erklärt Schmidt und ergänzt: „Man muss jetzt mal die Emotionen runterfahren und schauen, wie wir das Ganze im Sinne des Vereins voranbringen. Wir haben ja viel Arbeit in dieses Konzept gesteckt. Und letztlich habe ich ein persönliches Interesse, dass es in der FC-Jugend funktioniert, da zwei meiner Kinder hier spielen.“

Der Kreis der ehrenamtlichen Mitstreiter im Umfeld des FC Marbach ist durch die Abwahl Sibylle Wielands kleiner geworden. So hat Marcus Kalmbach, der neben seiner Position als Medienreferent auch in die Jugendarbeit eingebunden war, noch am Freitagabend seine Kündigung abgegeben. Andreas Kindl, seit ein paar Monaten für die Kaderplanung der ersten Mannschaft zuständig, hat angekündigt, es ihm gleichzutun. „Das hat weniger mit der Person Sibylle Wieland zu tun, sondern vielmehr mit einem Interessenkonflikt, der sich für mich jetzt ergibt.“ Und Jochen Berger, Jugendtrainer und 2. Vorsitzender des Fördervereins und als solcher auch maßgeblich am jüngsten Sponsorenvertrag mit dem Unternehmen EgeTrans beteiligt, zeigte sich am Freitagabend von Wielands Abwahl zumindest wenig begeistert und stellte sich auch in den sozialen Medien hinter die ehemalige Vorsitzende.

Inmitten des ganzen Hickhacks gibt es aber zumindest einen Punkt, über den sich alle freuen dürften: „Der FC ist erstmals seit vielen Jahren schuldenfrei“, betont Sibylle Wieland und lobt in diesem Zusammenhang auch die Arbeit von Kassier Timo Forisch, ergänzt aber gleich: „De facto wurde das Geld von den Leuten beschafft, die nichts mehr im Verein zu sagen haben.“ Wen außer sich selbst sie damit meint, das lässt Wieland offen.

Auf der Homepage des FC Marbach haben die Ereignisse der Hauptversammlung auf jeden Fall schon Folgen gehabt. Sibylle Wieland wird dort nicht mehr als 1. Vorstand geführt, auch Marcus Kalmbach als Medienreferent ist entfernt. Dafür taucht mit Günther Michelfelder als „Passivenvertreter“ ein altbekannter Name wieder auf.