Im Marbacher Schulzentrum wird bald wieder etwas mehr Betrieb sein. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Klassen 6 bis 9 bleiben im Homeschooling. Rund 350 Schülern wird zusätzlich aber nachmittags Unterstützung in Intensivierungskursen vor Ort angeboten.

Marbach - Was sich schon vor zwei Wochen angedeutet hat, steht jetzt fest: Am Friedrich-Schiller-Gymnasium wird es nach den Pfingstferien keinen Präsenzunterricht für alle Klassen geben. Das Kultusministerium hatte vor Kurzem verkündet, dass alle Schüler nach den Ferien in einem rollierenden System in den Hauptfächern an der Schule unterrichtet werden. Doch das lässt sich, so Jürgen Sauter vom Schulleitungsteam des FSG, am Marbacher Gymnasium so nicht umsetzen. Die Hygiene- und Abstandsregelungen führten dazu, dass beispielsweise die Klassenräume mit maximal 15  Kindern belegt werden können, Klassen also geteilt werden müssen. Gleichzeitig soll zwischen der Belegung von Klassenräumen geputzt werden. Zudem können am FSG rund ein Viertel der Lehrkräfte nicht zum Präsenzunterricht an die Schule kommen, viele von ihnen unterrichten Hauptfächer. „Wir streben für die Zeit zwischen Pfingstferien und Sommerferien für alle ein hohes Maß an Verlässlichkeit und sinnvollem Unterricht an, sowohl in der Schule als auch zu Hause. Eine rein temporäre Aufbewahrung von Schülern an der Schule mit Arbeitsblättern und Vertretungslehrern kommt für uns nicht in Frage“, heißt es in einem Brief an die Eltern, in dem das von der Schulleitung erarbeitete Konzept erläutert wird.

Jürgen Sauter wird noch deutlicher: „Eine Eier legende Wollmilchsau gibt es nicht. Für die Schulen ist es eine Frage der Prioritätensetzung, wie die Wochen nach den Pfingstferien gestaltet werden, und wir haben im Rahmen unserer Ressourcen eine Entscheidung getroffen.“ Die Lehrkräfte am FSG wie auch anderswo wüssten um die Herausforderungen, vor die sich derzeit Eltern und Schüler gestellt sehen. „Wir selbst sind ja auch Eltern.“ Die Politik habe eine Erwartungshaltung geweckt, die so nicht zu erfüllen sei, schickt Sauter kritische Worte in Richtung Landeshauptstadt.

Das FSG-Konzept sieht ein Ende des Heimunterrichts für die Klassen 5 und 10 mit den Pfingstferien vor. Beide Klassenstufen werden so wie schon jetzt die Kursstufen 1 und Kursstufe 2 danach an der Schule unterrichtet – und zwar in allen Fächern nach Stundenplan. Gruppen mit mehr als 14 Schülern in den Kursstufen werden geteilt und finden im A-/B-Wochen-Rhythmus statt. Soll heißen: In einer Woche ist die eine Hälfte der Klasse an der Schule, in der anderen dann daheim. Allerdings findet in der präsenzfreien Woche kein Homeschooling statt. „Das schaffen wir nicht, aber die Kinder bekommen Aufgaben für die Woche mit nach Hause“, erklärt Sauter. Auch der Sportunterricht wird, unter Berücksichtigung der besonderen Hygienebestimmungen, wieder stattfinden. Für die Klassenstufe 10 soll der Übergang in die Kursstufe vorbereitet werden. Die Schüler sollen die Gelegenheit erhalten, so Sauter, ihre Noten zu verbessern. „Insbesondere in den Fächern, die nur im zweiten Halbjahr stattfinden sollten, müssen wir Leistungsfeststellungen möglich machen. In manchen Fächern geht es auch darum, mit welchen Noten Fächer abgewählt werden, die dann auf den Abiturzeugnissen erscheinen.“

Die fünften Klassen bekommen in den verbleibenden sechs Wochen jeweils drei Wochen im rollierenden System in halben Klassen Präsenzunterricht in allen Fächern. „Wir haben in den verschiedenen Klassen mitunter Hauptfachlehrer, Nebenfachlehrer und Klassenlehrer ersetzen müssen“, informiert Sauter. Der Sportunterricht entfällt, der Religionsunterricht wird klassenweise erteilt, Arbeitsgemeinschaften und Zusatzangebote finden nicht statt.

Für die Klassenstufen 6 bis 9 wird es im restlichen Schuljahr keinen Präsenzunterricht mehr geben. Es bleibt beim Homeschooling. Allerdings sollen sich die Klassen dreimal mit ihren Klassenlehrern und soweit möglich auch Fachlehrern in der Schule treffen – um soziale Kontakte zu pflegen, Fragen zu klären und natürlich auch Unterricht zu machen. Selbstredend nicht die ganze Klasse, sondern ebenfalls aufgeteilt in zwei Gruppen zu je zwei beziehungsweise drei Stunden.

Ein besonderes Augenmerk wird in diesen Jahrgangsstufen auf die Schüler gerichtet, die entweder bereits zum Halbjahr versetzungsgefährdet waren oder die sich im Heimunterricht schwer tun. „Das hat für uns Priorität und ist im Rahmen unseres pädagogischen Konzeptes stimmig“, so Sauter. Rund 350 Empfehlungen haben Sauters Kollegen für Intensivierungsstunden abgegeben. „Das sind rund 20 Prozent der Schüler in den Klassenstufen 6 bis 9.“ In jedem Hauptfach wird einmal pro Woche ein Übungs- und Intensivierungskurs angeboten. Und zwar ab dem 22. Juni immer von 14 bis 17.15 Uhr. Die Gruppengröße beträgt maximal 15 Schüler. In den nächsten Tagen erhalten alle Schüler, die von ihren Lehrern zur Intensivierung empfohlen wurden, einen Brief mit der entsprechenden Information.

In Sachen Notbetreuung gibt es ebenfalls eine Änderung. Sie wird es nach den Pfingstferien nicht mehr geben. Die Schüler werden in bestehende Gruppen an der Schule integriert.

So handhaben es die anderen Marbacher Schulen

Ein komplett normaler Schulbetrieb ist nach den Pfingstferien auch an der Anne-Frank-Realschule nicht möglich, wie Rektorin Sabrina Hubbuch erklärt. „Ich denke aber, wir haben eine gute Lösung gefunden“, sagt sie. In den Wochen bis zu den Sommerferien werden die Klassen 5 bis 8 – so wie bereits jetzt schon die 9. Klasse – halbiert. „Die eine halbe Klasse kommt dann in der einen Woche, die andere in der anderen. So können die Abstandsregeln eingehalten werden und alle haben noch einmal drei volle Schulwochen vor Ort“, erklärt die Schulleiterin. Konzentriert wird sich dabei auf die Fächer Deutsch, Mathe und Englisch. Für die Zeit zu Hause bekommen die Schüler Aufgaben. Des Weiteren wird es auch Fernunterricht in den Fächern geben, in denen die Lehrer nicht anwesend sein können. „Das sind aber nur wenige“, erklärt Hubbuch, die hofft, dass man nach den Sommerferien dann wieder halbwegs normal starten kann.

Die Tobias Mayer Gemeinschaftsschule handhabt es ähnlich wie die Anne-Frank-Realschule und wird die Klassen 5 bis 8 in der Zeit von den Pfingst- bis zu den Sommerferien in zwei Gruppen aufteilen. „Das bekommen wir gerade so gehändelt mit unseren Räumlichkeiten. Aber uns war wichtig, dass die Schüler in den Klassenstufen 5 bis 8 verlässlich kommen können. Das können wir jetzt vormittags alle zwei Wochen für 20 bis 25 Stunden garantieren“, erklärt Schulleiterin Silke Benner. Für die anderen Wochen bekommen die Schüler Aufgaben mit nach Hause und können sich zudem an die Lehrer wenden, die zur Risikogruppe gehören und ebenfalls daheim sind. Die Neunt- und Zehntklässler werden in den nächsten Wochen nachmittags unterrichtet.