Auf dem Gelände der alten Rollschuhbahn könnten 96 Flüchtlinge untergebracht werden. Die Stadt will klären, ob diese Dimension angemessen ist. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Eine Sondersitzung des Gemeinderats wird angesichts sinkender Flüchtlingszahlen über das Heim auf der alten Rollschuhbahn entscheiden.

Marbach - Der Tenor war bislang klar und deutlich: Die Stadt Marbach darf in Sachen Unterbringung von Flüchtlingen keine Zeit verlieren und muss so schnell wie möglich das Heim auf der alten Rollschuhbahn realisieren. Dort sollen bis zu 96 Personen eine Bleibe finden, was den Druck erheblich mindern würde. Umso überraschender war deshalb die Erklärung von Bürgermeister Jan Trost am Donnerstagabend im Gemeinderat, wonach die angedachte Vergabe der Arbeiten von der Tagesordnung genommen werde. Er lieferte aber sogleich eine Erklärung nach: Seit kurzem kursierten neue Zahlen dazu, wie viele Personen die Kommunen aufnehmen müssen. Man wolle nun klären, welche Auswirkungen das genau hat.

Die Bestandsaufnahme wird innerhalb der nächsten Tage erfolgen, ehe das Thema am kommenden Donnerstag in einer Sondersitzung des Gemeinderats behandelt wird. Wie Jan Trost auf Nachfrage erläutert, sei man davon ausgegangen, für 2018 genau 118 Personen aufnehmen zu müssen. Diese Zahl sei nun aber auf 103 Asylsuchende herunterkorrigiert worden. Für 2019 habe man noch keine Prognose bekommen. Insofern müsse das Ganze nun mit dem Landratsamt Ludwigsburg aufgearbeitet werden. Man wolle beispielsweise erörtern, ob die genannten 103 Personen fix sind und mit wie vielen Zugängen man für 2019 rechnen kann. Der Bürgermeister erinnert außerdem daran, dass das Landratsamt zuletzt einige eigene Unterkünfte in anderen Städten geschlossen hat. Und die Personen, die dort in der Erstunterbringung betreut wurden, seien bei den Quoten für die Kommunen berücksichtigt worden. „Da wurde massiv abgebaut. Interessant wird nun sein, wie sich das auswirkt“, erläutert der Rathauschef. Er weist darauf hin, dass sich hierdurch der Proporz verändert haben könnte – nachdem die Unterkunft des Landratsamts am Marbacher Bahnhof weiter in Betrieb ist.

Vor diesem Hintergrund wollte man keinen Schnellschuss machen. „Es geht um viel Geld“, betont Jan Trost. Rund 3,45 Millionen Euro würden die beiden Häuser auf der Rollschuhbahn kosten – die nun plötzlich auf dem Prüfstand stehen. Denn je nachdem, was die Gespräche mit dem Landratsamt ergeben, sei es jetzt auch denkbar, dass das Heim überhaupt nicht realisiert wird, sagt der Bürgermeister. Möglich wäre ebenfalls, eine abgespeckte Version zu bauen oder dass letztendlich doch alles so bleibt wie gehabt. „Es gibt viele Optionen“, fasst der Schultes die Situation zusammen.

Fraglich scheint allerdings, ob die Stadt tatsächlich auf die beiden Häuser auf der alten Rollschuhbahn verzichten kann. Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg, teilt nämlich mit, dass „die Räumung von Unterkünften in anderen Kommunen keine Auswirkung auf die Zuteilungszahlen der Stadt Marbach“ habe – auch wenn richtig sei, dass sich die Plätze in der vorläufigen Unterbringung auf die Quote der Anschlussunterbringung auswirken. Korrekt sei zudem die Zahl von 103 Flüchtlingen, die Marbach 2018 aufnehmen muss. Fürs nächste Jahr könne noch keine Prognose abgegeben werden. „Bei gleichbleibenden Zugangszahlen rechnen wir für 2019 jedoch mit weniger Zuteilungen in die Anschlussunterbringung als in den Vorjahren“, erklärt Fritz.