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Der Erdmannhäuser muss sich vor dem Amtsgericht verantworten.

Marbach/Erdmannhausen - Ein Mann aus Erdmannhausen soll seine Ehefrau verletzt haben, als diese ihm einen Seitensprung gebeichtet hatte. Aus diesem Grund muss er sich nun vor dem Amtsgericht Marbach verantworten.

Als Angeklagter und als Nebenklägerin sitzen sie sich gegenüber und starren sich an, dabei schienen sie jahrelang glücklich verheiratet. Eine Affäre brachte den Stein ins Rollen – doch es geht nicht um das Scheidungsverfahren. Vielmehr steht der 34 Jahre alte Ehemann vor dem Amtsgericht Marbach wegen gefährlicher Körperverletzung, weil seine Reaktion auf die Enthüllung seiner Frau alles andere als angemessen war.

Frau gesteht Affäre

Das Paar lernte sich vor mehr als zwölf Jahren kennen, 2011 heirateten die beiden angehenden Lehrer. „Ich konnte mir das nie bei uns vorstellen“, sagt der Angeklagte mit leiser Stimme, dennoch gestand ihm seine sechs Jahre jüngere Frau eines Tages im Dezember 2017 eine Affäre mit einem anderen Mann, wollte eine Auszeit nehmen und ging zu einer Freundin. „Ich war sehr verletzt und konnte dazu nicht viel sagen“, beschreibt der Mann den Prozessbeteiligten seine damalige erste Reaktion in gleichmütigem Ton.

Der Angeklagte stößt seine Frau auf den Boden

Als die 28-Jährige zwei Tage später noch einmal einen Besuch in der Wohnung in Erdmannhausen angekündigt hatte, um einige Sachen zu holen, eskalierte ein Gespräch am Esstisch: Er wollte intime Details der Affäre wissen, sie nur noch weg. „Plötzlich bist du ohne etwas zu sagen auf mich losgestürmt“, wendet sich die junge Frau unter Tränen während ihrer Zeugenaussage direkt an den Angeklagten, der sie regungslos anstarrt. Laut Anklage fiel die angehende Lehrerin mitsamt dem Stuhl zu Boden und als sie schrie, hielt ihr der 34-Jährige mit einer Hand den Mund zu, mit der anderen drückte er ihr auf den Hals. „Ich dachte, ich überlebe das nicht“, erzählt sie weiter. Der Angeklagte dagegen räumt ein, im Affekt sie umgestoßen und ihr auch den Mund zugehalten zu haben, keinesfalls habe er sie gewürgt.

„Es ging mir nicht gut in dieser Ehe“

Die Verletzungen beider Seiten sitzen tief: „Es ging mir nicht gut in dieser Ehe, die eher eine WG war“, sagt sie und räumt ein, dass sie sich schon Jahre zuvor einmal trennen wollte. Er wirft ihr vor, sich nie für die Affäre entschuldigt zu haben und lässt seinen Anwalt eine Email von ihr aus dem Jahr 2010 vortragen, um ihre Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen.

Die Frau absolvierte nach dem Vorfall zunächst noch einige Prüfungen, bevor sie ihre Arbeit an der Schule unterbrach. Sie ist seither in therapeutischer Behandlung. Da Aussage gegen Aussage steht, will das Gericht nun in weiteren Verhandlungsterminen noch Zeugen und einen Gutachter hören, bevor es ein Urteil fällt. Der Prozess wird am 21. Februar fortgesetzt.