Gleich drei Lastenräder im Hof des Klosters Maulbronn. Foto: privat/Andreas Sieber

Andreas Sieber hat mit dem Lastenrad Charlotte an der Schokofahrt teilgenommen und mit zwei anderen Pedaleuren 50 Kilogramm des Kakaoprodukts über 125 Kilometer transportiert.

Marbach - Das Lastenrad Charlotte hat eine erste große Bewährungsprobe bestanden. Das Gemeinschaftsrad der neu gegründeten elfköpfigen Marbacher Initiative ist zum Transport von klimaneutraler Schokolade im Rahmen einer ungewöhnlichen Lieferkette eingesetzt worden. Andreas Sieber hat den insgesamt 250 Kilometer langen Trip in die Nähe von Mannheim und zurück an zwei Tagen unternommen. Das Konzept der Aktion Schokofahrt sieht vor, Schokolade völlig ohne klimaschädliche Abgase vom Anbauort des Rohstoffs Kakao bis zum Verkauf des Endprodukts in einem Laden irgendwo in Europa anzuliefern.

Die Lieferkette begann in der Dominikanischen Republik. Der dort angebaute Kakao war auf dem Segelschiff Tres hombres über den Atlantik in die Niederlande gelangt. „In Amsterdam ist mithilfe von Solarstrom aus dem Rohstoff Schokolade produziert worden“, erzählt Andreas Sieber. Er habe von der Schokofahrt erfahren, als er mit Kollegen der Stuttgarter Lastenrad-Initiative im Gespräch war. Etwa 200 Radler sollten auf ihren Drahteseln 2,5 Tonnen der Süßigkeit in Deutschland und Österreich an Läden weiterverteilen.

Andreas Sieber holte die 50 Kilogramm schwere Fracht für das Reformhaus seiner Frau und ein Geschäft in Stuttgart mit zwei anderen Lastenradfahrern in Rödersheim-Gronau ab. Dort hatte sie ein anderer Radfahrer im Haus seiner Cousine abgegeben, nachdem dieser vorher 120 Kilo von einem anderen Kurierfahrer übernommen hatte, der die Last zuvor per Rad von Amsterdam nach Göllheim in der Nordpfalz gefahren hatte. „Wir haben uns mit einer App organisiert“, erzählt Andreas Sieber. Die Aktion gebe es seit zwei bis drei Jahren immer an Ostern und im Herbst, „wenn es nicht so heiß ist“. Da das Oktober-Wochenende jedoch sehr sonnig war, musste der Rettungssanitäter die Schokolade mit Alufolie und Rettungsdecken vor dem Schmelzen bewahren.

Normalerweise kann das Lastenrad Charlotte 100 Kilo Fracht tragen. Doch für Sieber, der mit einem 18-Stundenkilometer-Schnitt „relativ schnell“ unterwegs war, durfte es bei der sieben Stunden langen Fahrt ruhig etwas leichter sein. Der Anblick von drei Lastenrädern auf einmal sei für die Passanten ungewöhnlich gewesen. „Bei einer Pause im Kloster Maulbronn staunten die Leute, und wir erzählten ihnen, was dahintersteckt.“