Gernot Geldner betreut acht junge Männer aus Syrien. Foto: Dominik Thewes

Der Marbacher Gernot Geldner wird für seinen Einsatz als Flüchtlingspate von der Bundeskanzlerin gewürdigt.

Marbach -

Das persönliche Wohl vieler Flüchtlinge in Deutschland liegt in den Händen von Menschen wie Gernot Geldner. Sie kümmern sich hingebungsvoll und helfen den Alltag der oft verstörten Persönlichkeiten zu gestalten. Geldner weiß sich dabei in guter Gesellschaft: Der 68-jährige Marbacher nämlich wird mit weiteren Unterstützern am 17. März im Bundeskanzleramt für seine Einsatzbereitschaft syrischen Flüchtlingen gegenüber, offiziell gewürdigt. Stellvertretend für den gesamten Asylkreis Marbach – denn nur eine Person je Gruppe ist eingeladen – wird Gernot Geldner nach Berlin reisen und dort Kanzlerin Angela Merkel die Hand schütteln. Außerdem soll es eine Podiumsdiskussion geben, die den Anwesenden ermöglicht, eigene Gedanken und Ideen einzubringen, die das Thema Flüchtlinge und Integration in Deutschland umfassen.

Politisieren aber sei nicht sein Ding, meint der Marbacher Flüchtlingspate, der noch nicht weiß, ob er sich an diesem Tag zutrauen wird, vor der Kamera und in aller Öffentlichkeit Stellung zu beziehen. Am liebsten würde er die Plattform nutzen, um über die Familienzusammenführung zu sprechen. „Ein umstrittenes Thema“, wie er genau weiß, aber eines, für das er noch viel Diskussionsbedarf sehe.

Acht junge Männer aus Syrien sind es, die er seit Herbst 2015 zusammen mit seiner Freundin Marita Heinke in Marbach, Ludwigsburg und Bietigheim betreut. Gernot Geldern verfolgt die Entwicklung „seiner Buben“ mit großem Interesse. „Denn die jungen, alleinstehenden Männer haben es hier am schwersten“, sagt der erfahrene Pate. Geradezu väterlich-liebevoll gleitet das Wort „Buben“ über seine Lippen, wenn er von den Syrern im Alter zwischen 20 und 35 spricht. „Alle haben mindestens schon einmal dem Tod ins Auge geschaut“, konstatiert der Pate, der schon so einiges mit seinen Schützlingen erlebt hat und weiß, dass sie „alles andere als gefährlich sind“. Eine Einschätzung, die er allerdings oft zu hören bekomme. „Doch sind sie ja gerade vor Tod und Terror geflüchtet“, setzt er dem dann gerne entgegen.

Gernot Geldner verfolgt mit seiner Betreuung das Ziel, den Männern die deutsche Kultur auf interessante Weise nahezubringen. Besuche im Porschemuseum, dem Ludwigsburger Schloss oder in der Wilhelma standen deshalb ebenso auf dem Programm, wie gemeinsame Kochorgien fremdländischer Genüsse, darunter auch schon mit Schülern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums oder fröhliche Grillparaden bei ihm im Garten. „Manche können richtig gut kochen“, sagt der Marbacher, der eigentlich ja in Rente ist, aber immer noch an seiner Vertriebsgesellschaft festhält, die Maschinen für die heimische Chemieindustrie importiert. Diese Arbeit hat ihn viel ins Ausland gebracht, etwa nach China oder in die USA. Deshalb weiß Geldner auch um die Bedeutung der Sprache.

Sie zu beherrschen sei der erste wichtige Schritt. „Inzwischen können wir uns alle schon richtig gut unterhalten“, resümiert er über seine Schützlinge, die alle den B1 Abschluss in Deutsch haben und mit Eifer weiter an der Sprache dran sind. „Eine Voraussetzung, um eben auch studieren zu können“, betont der ehrenamtlich Tätige, der in seiner Gruppe zwei Studenten, aber auch einen Apotheker, einen Tierarzt, einen Physiklehrer sowie einen Agraringenieur betreut. Ihm macht es „viel Freude mit den Buben zu arbeiten und gemeinsam viel zu lachen“, erklärt Geldner, der jedoch die Tatsache, dass es vorwiegend Menschen ab 60 sind, die für die jungen Flüchtlinge zur Verfügung stehen, als „kuriose Allianz“ bezeichnet.