Die Lust auf Neues ist groß: Die Messestände in der Stadthalle sind an beiden Tagen gut besucht gewesen. Foto: Werner Kuhnle

Die vierte Auflage der Wein Lese Tage auf der Schillerhöhe hat rund 1250 Besucher angelockt. In gemütlicher Atmosphäre widmeten sie sich ganz dem Genuss.

Marbach - Einen Genuss für Körper und Geist – das haben am Wochenende wieder die Wein Lese Tage in Marbach geboten. Bei der vierten Auflage der Veranstaltung hat sich erneut alles um die so vielfältigen Welten des Weines und der Literatur gedreht. Eine Verbindung, die mobil machte: Rund 1250 Besucher kamen auf die Schillerhöhe, und damit mehr als bei der vorherigen Auflage vor zwei Jahren.

Das Angebot, das sich den Besuchern bietet, ist reichhaltig: 17 Winzer laden dazu ein, von ihren neuesten Weinen zu probieren und mehr über sie zu erfahren. Heitere Vorträge und fröhliche Musik stellen die Verbindung zur Literatur her. Und tiefsinnige Lesungen von namhaften Persönlichkeiten untermauern diesen Anspruch auf besondere Weise.

Eine dieser Persönlichkeiten ist Vincent Klink, der am Sonntag erstmals bei den Wein Lese Tagen zu Gast ist und aus dem Roman „Die Auslöschung“ von Thomas Bernhard liest. Eine Erfahrung, die der aus dem Fernsehen bekannte Koch – selbst auch Autor und Herausgeber – nicht missen möchte. „Die Schillerhöhe generell empfinde ich schon als sehr inspirierend. Und diese Veranstaltung wird dem besonderen Ruf dieser Stadt sehr gerecht“, sagt Vincent Klink, der von einer „tollen Initiative“ und „einem echten Pfund“ spricht. Gerade auch das Messeangebot mit regionalen Produkten, die oftmals „bio“ sind, befürwortet er. „Es ist schön, dass sich in dieser Richtung etwas tut. Denn viele Menschen ernähren sich schlecht. Immerhin nimmt die Zahl der ‚anderen’ aber ständig zu. Das ist Veranstaltungen wie dieser zu verdanken.“

Auch Natalie Lumpp, bundesweit bekannte Sommelière und Weinautorin, ist bei ihrem ersten Besuch bei den Wein Lese Tagen angetan. „Ich bin wirklich begeistert“, meint sie, als sie in der Stadthalle von Stand zu Stand geht, um sich über die Weine und Weingüter zu informieren. Kostproben, Notizen und Gespräche dürfen da nicht fehlen. „Die Winzer sind hier greifbar. Das macht es sehr sympathisch“, schildert sie. Die Lokalität empfindet sie als „traumhaft“ und ihre Lesung aus dem Roman „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann bringt ihr zugleich eine neue Herausforderung. „Das ist für mich eine Premiere, der ich mich aber gerne stelle.“

Die Stadthalle ist bereits kurz nach der Eröffnung am Samstagmittag gut gefüllt. An den Ständen bilden sich Schlangen. An Stehtischen und auf Sitzmöglichkeiten wird der Wein begutachtet, beschnuppert und gekostet. „Das Publikum ist sehr interessiert. Und es sind auch viele Gäste aus der Stuttgarter Region dabei, die sich gleichzeitig über das Bottwartal informieren“, meint Iris Lemmermeier vom Weingut Graf Adelmann in Kleinbottwar. Manche seien zum Beispiel ganz überrascht, dass es dort Burgen gibt.

Auch Monika Sträßer von den Bottwartaler Winzern ist mit den Wein Lese Tagen zufrieden. „Das Publikum ist diesmal noch fachkundiger als die vergangenen Male“, hat sie festgestellt. Und schön sei, dass es mehr Gäste der jüngeren Generation gibt.

„Positiv“ schätzt auch Marleen Waldbüßer vom gleichnamigen Weingut aus Kleinbottwar das Wochenende ein. „Wir haben am Stand wenig Leerlauf. Die Menschen sind sehr angenehm und es gibt einen guten Austausch“, freut sie sich. Ebenso „sehr zufrieden“ mit der Resonanz ist Herbert Schütz vom Weingut Schütz in Höpfigheim. „Das Publikum ist sehr interessiert und wir freuen uns immer, wenn wir hier dabei sein können.“ Bei der Messe stehe der Verkauf aus seiner Sicht im Hintergrund. „Ob es dann im Nachhinein einen Nachhall geben wird, werden wir dann sehen.“

Abgerundet wird das Angebot von weiteren Köstlichkeiten wie von Gaumenlieb aus Steinheim und erstmals von der Marke „Tal der Liebe“, das sich dem Vertrieb von Produkten aus dem Bottwartal und der Umgebung verschrieben hat.

Eingeläutet hatten die Wein Lese Tage die baden-württembergische Weinkönigin Carolin Klöckner und die württembergische Weinprinzessin Weinprinzessin Laura Irouschek, die gemeinsam das rote Band durchtrennten. „Wein und Literatur prägen die Kultur dieser Region, deshalb ist es schön, dass diese beiden Hauptzweige gemeinsam genutzt werden. Und ich war überrascht, wie schnell die Halle gefüllt war“, sagt Carolin Klöckner, nachdem sie anschließend erste Eindrücke gesammelt hatte. Spannend seien die vielen neuen Produkte und die Aufmachung an den Ständen, mit der auch junge Leute angesprochen werden. „Und man merkt, dass die Gestaltung der Etiketten eine immer größere Bedeutung bekommt“, fügt Laura Irouschek hinzu.

Als eine gute Gelegenheit für die Winzer, ihre Weine zu präsentieren, aber auch für die Besucher, jene zu probieren, beschrieb Marbachs Bürgermeister Jan Trost die Wein Lese Tage in seiner Begrüßungsrede. Auch seine Amtskollegen aus Affalterbach, Beilstein und Murr waren zur Eröffnung gekommen – bei der das gemeinsame Anstoßen freilich nicht fehlen durfte.