Die Marbacher Abiturienten damals . . . Foto: privat

Der erste Abiturjahrgang des Friedrich-Schiller-Gymnasiums ist 1969 von der Schule ins Leben entlassen worden.

Marbach - Es ist ein großes Hallo. Teils etwas zögerlich gehen die Menschen aufeinander zu, gucken sich genau ins Gesicht, dann fällt der Groschen und man fällt sich in die Arme oder schüttelt sich herzlich die Hände. 50 Jahre sind eine lange Zeit. 1969 haben 23 junge Menschen als erster Abiturjahrgang des Friedrich-Schiller-Gymnasiums ihre Reifeprüfung absolviert – damals noch an der Uhlandschule.

Vor etwa einem Jahr dachten sich zwei davon, Rüdiger Heilgeist und Wolfgang Istler: „50 Jahre – da sollte man etwas machen.“ Gesagt, getan. „Das größte Problem war, die Adressen herauszufinden – wegen des Datenschutzes“, berichtet Heilgeist. Vier, fünf ihrer ehemaligen Mitschüler konnten sie daher einfach nicht ausfindig machen. Vier weitere sind bereits verstorben. Ein großer Rest, um die 15 Personen, sagte gerne zu für den Wiedersehenstermin am Donnerstag im Friedrich-Schiller-Gymnasium.

Auch drei ehemalige Lehrer waren gekommen: Klaus Bohnert, Martin Fritz und Hermann Schick, der damals stellvertretender Schulleiter war. Er hatte 1969 gemeinsam mit seinen Kollegen einige Hürden zu überwinden, als das erste Abitur auf dem Programm stand. „Das war kompliziert für uns Lehrer, weil wir nicht wussten, wie wir in dem alten Haus die Prüfungen durchführen sollten.“ Außerdem erkrankte der Schulleiter Fred Trost kurz vor den Prüfungen. „Da haben wir ziemlich geschwitzt.“

Das haben freilich auch die 23 Schüler, die übrigens am Ende alle ihre Reifeprüfung bestanden haben. Wenn auch nicht ohne die eine oder andere Hürde zu überwinden. Heinrich Villinger zum Beispiel. Fürs Französisch-Abi hatte er das falsche Datum genannt bekommen. Als die Prüfung dann tatsächlich stattfand, wurde er zuhause aus dem Bett geklingelt und konnte so – wenn auch verspätet – noch mitschreiben.

Solche und noch viele weitere Geschichten sind am Donnerstag beim Wiedersehen auf den Tisch gekommen. „Wir haben uns schon damals gut verstanden“, erinnert sich Rüdiger Heilgeist. „Es ist toll, dass man sich wieder gefunden hat. Ein wirklich schönes Wiedersehen.“

Gern wurde an diesem Abend in einem Ordner geblättert, den Heilgeist mitgebracht hatte. Drin waren Fotos und Zeitungsausschnitte von der Zeit damals. „Seit gestern schwitzen auch in Marbach Abiturienten – Erstmals Reifeprüfung am Friedrich-Schiller-Gymnasium“ titelte die Marbacher Zeitung am 11. März 1969. Und einige Wochen später „Alle 23 Abiturienten haben das Ziel erreicht“. Eine Quote, die dem ersten Abi-Jahrgang am FSG erst einmal einer nachmachen muss, wie einer der Ehemaligen augenzwinkernd in Richtung des heutigen Schulleiters Christof Martin meinte. Der konnte aus dem vergangenen Abiturjahrgang am FSG immerhin 286 erfolgreiche Abiturienten vermelden. „Da merkt man, wie sich die Schule entwickelt hat“, so Martin. „In den vergangenen 50 Jahren ist viel passiert.“ Das merke man nicht nur an der Schülerzahl des mit Abstand größten Gymnasiums in Baden-Württemberg, sondern auch an den jüngsten Neuerungen, dem Schillercafé und der Einweihung des neuen Lernzentrums ebenfalls am Donnerstag, wo die Ehemaligen zunächst zusammenkamen und begrüßt wurden.

Später ging es dann weiter, erst ins neue Schillercafé und dann ins Turnerheim. „Dort sind wir damals zum Abitur auch schon zusammengesessen“, berichtet Rüdiger Heilgeist. Seither haben sich manche nur einmal gesehen: beim 20-Jährigen 1989. Bis zum nächsten Treffen soll es nicht so lange dauern. „Wir wollen es wiederholen – wann, wissen wir noch nicht, aber jetzt sind die Adressen aktuell.“