Mit ungewöhnlichen Ideen umwerben Betriebe den Nachwuchs im Handwerk. Foto: Piumadaquila - Fotolia

Mit ungewöhnlichen Ideen umwerben Betriebe den Nachwuchs im Handwerk.

Marbach - Nachwuchs im Handwerk ist teilweise schwer zu bekommen. Mit einer ungewöhnlichen Idee wirbt jetzt die Marbacher Karosseriewerkstatt BMK Müller: Ein Auto für den Azubi. Geschäftsführerin Michaela Müller erklärt das Modell: „Man muss dafür auch gute Leistungen erzielen.“

Das Auto gibt es nämlich erst nach einem halben Jahr engagierter Arbeit. „Die Leistungsprämie hängt vom Berufsschulzeugnis ab.“ Ab einem Notenschnitt von 2,9 gibt es einen Bonus von 40 Euro auf das Lehrgehalt. Bis zu 150 Euro bei einem Schnitt von 1,5 sind möglich – oder eben das Firmenauto, für das der Azubi nur den Sprit selbst bezahlen muss.

Die Aktion hat Erfolg: „Wir haben mehr Bewerbungen oder überhaupt mal Bewerbungen“, sagt Michaela Müller. Bisher seien nur wenige oder gar keine Zuschriften auf die ausgeschriebenen Lehrstellen eingegangen. Der Karosseriebauer sei als Beruf weniger bekannt als andere Jobs in der Autobranche. Daher sei es schwierig, Ausbildungsplätze zu besetzen. „Wir sind seit zwei Jahren hier auf der Schulmesse in Marbach, das bringt auch viel.“

Die Stuckateur-Innung im Kreis bietet für Top-Azubis ebenfalls einen Anreiz: Als „Azubi des Jahres“ darf Georgios Neumeier ein Jahr lang kostenfrei einen Opel Adam fahren.

Der Spannmittelhersteller Hainbuch ist nicht nur der größte privatwirtschaftliche Arbeitgeber in Marbach, sondern auch einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region. Mit derzeit 50 Azubis lohnt sich das hauseigene Ausbildungsprogramm „Cultus“ umso mehr. Die Auszubildenden erhalten zusätzlich zur „normalen“ Lehre Schulungen in den Bereichen Produkte und Technik, Business Knigge, Methoden und Fachwissen und Prüfungsvorbereitung. Nun gesellen sich noch Themen aus der Industrie 4.0 wie Bildverarbeitungssysteme, automatisiertes Fertigen und aktuelle Steuerungstechnik dazu.

Anreize, Lehre oder Studium bei Hainbuch zu machen, gibt es einige. Unter anderem können die Nachwuchskräfte für ein bis zwei Monate ins Ausland, berichtet Unternehmenssprecherin Melanie Bernard. „Da übernehmen wir die kompletten Kosten.“

Für die Lehrlinge gibt es ein Punktesystem, das sich aus Noten und Engagement im Betrieb zusammensetzt. „Wenn ein Lehrling mit auf Messen geht oder als Ausbildungsbotschafter zusätzliche Aufgaben übernimmt, wird das für einen Bonus aufs Lehrgeld berücksichtigt.“ Man habe in diesem Jahr 13 Auszubildende und drei Studenten neu aufgenommen. In insgesamt elf verschiedenen Berufen bilde man so viele junge Menschen bei Hainbuch aus wie noch nie zuvor. Die seit vielen Jahren hohe Ausbildungsqualität wurde letztes Jahr sogar offiziell ausgezeichnet. Hainbuch gehört laut einer Studie des Wirtschaftsmagazins Capital zu Deutschlands besten Ausbildungsbetrieben.

Die internationale Spedition EgeTrans setzt mehr auf ein positives Arbeitsumfeld als dass direkte Bonuszahlungen gewährt werden. „Der Nachwuchs wird bei uns nachhaltig gefördert“, so Sprecher Heiko Schaal. Die zwölf neuen Azubis profitieren als erste von der ET-Academy. „Corporate Learning“ bedeutet, dass Erfahrungen geteilt werden. „Auch langjährige Mitarbeiter können sich hier weiterbilden.“

Mit dem hauseigenen Restaurant im Atrium versuche man einen „ruhigen Gegenpol zu Bürowelt“ zu schaffen, ebenso mit After-Work-Veranstaltungen bis hin zum Eishockey-Besuch.