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Die Labag hat auf ihr 100-jähriges Bestehen angestoßen.

Marbach - Selbst die große Getreideerfassungshalle in der Rielingshäuser Straße reichte kaum aus, um die mehr als 500 Gäste zu fassen, mit denen die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft (Labag) am Mittwoch ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Am Sonntag ist ein Tag der Offenen Tür mit vielen Angeboten zur Unterhaltung und Information geplant. Nach dem Sektempfang auf dem Hof und der musikalischen Einstimmung durch die Musikschule Marbach-Bottwartal begrüßten Geschäftsführer Jürgen Häußermann und Vorstandsvorsitzender Rainer Müller die Mitglieder, Mitarbeiter, Genossenschaftskollegen und Geschäftspartner, mit denen man den runden Geburtstag feierte.

Die regionale Verwurzelung werde auch in Zukunft ein zentrales Merkmal der Genossenschaft sein, die nur durch das Engagement ihrer Mitglieder über all die Jahre so stark sein konnte. Kreative Ideen, wie die Ausweitung der Geschäftstätigkeit auf den Heizölmarkt und die Tankstellen, seien eine Besonderheit der Marbacher Genossenschaft. „Die Labag ist sicherlich ein hervorragendes und vorzeigefähiges Beispiel unter unseren 800 Genossenschaften, die ihre Erfahrung auch gerne weitergibt“, lobte Monika van Beek, Vorstandsdirektorin des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes den Zusammenschluss der Landwirte und Wengerter, der sich nie dem Fortschritt abgeneigt gezeigt habe.

Die Genossenschaft lebt durch ihre Mitglieder, das wurde auch in dem zwölfminütigen Film deutlich, der bei dem Festakt zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgeführt wurde. Ein Jahr im 100-jährigen Bestehen der Labag zeigte dabei auf, wie vielfältig die Arbeiten trotz aller technischer Entwicklungen auch heute noch auf dem Acker und im Weinberg sind.

Nicht nur die 500 Mitglieder, auch die 60 Mitarbeiter sind sehr wichtig, betonte Häußermann: „Sie stehen hinter dem Betrieb und mühen sich das ganze Jahr ab.“ Daher sei er sehr froh, dass der Vorstand die Jubiläumsgratifikation als Anerkennung genehmigt habe.

Mit den BAG-Kollegen, die vom Bodensee bis Hohenlohe nach Marbach gekommen waren, hätte der rührige Geschäftsführer noch einiges vor. „Wir sind eine tolle Truppe, aber wir könnten noch viel mehr draus machen“, wies Häußermann auf die insgesamt 600 Millionen Umsatz und 1500 Mitarbeiter hin. „Wir sollten unsere Kräfte mehr bündeln.“ Wo man in weiteren 100 Jahren stehen werde, sei heute kaum abzuschätzen, so der Vorstandsvorsitzende Müller, der seinen Vorgänger Ulrich Bollinger herzlich begrüßte. Der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Mayer wurde zudem für seine Verdienste geehrt.

Für die Stadt Marbach überbrachte die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik die allerbesten Geburtstagsgrüße. „Die Landwirtschaft ist auch heute noch ein wichtiger Wirtschaftszweig“, betonte Wunschik, die den Bauern stets „starke Nerven“ und „faire Preise“ wünschte.

Luise Pachaly vom Fachbereich Landwirtschaft des Landratsamtes Ludwigsburg lobte die „immer angenehmen Begegnungen“. 100  Jahre Labag seien eine Erfolgsgeschichte. „Sie sind eine ganz wichtige Einrichtung über den Landkreis hinaus. Wenn es die Labag nicht gäbe, müsste man sie sofort wieder gründen.“

Eberhard Zucker, Vorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg, stellte die Labag seinerseits als „familiäre, aber stets innovative Genossenschaft“ dar. Der gemeinsame Einkauf und die Vermarktung der Erzeugnisse seien heute noch genauso wichtig wie vor 100 Jahren. Er ärgere sich, dass „jeder weiß, wie Landwirtschaft funktioniert, aber keiner die Bauern fragt“. Wenn es gelinge, zusammenzustehen, werde man noch viele Stürme überstehen, so Zucker unter dem Beifall der Anwesenden.

Häußermann dankte für die „wohltuenden Worte“. Mit einem Bilderrückblick auf die vergangenen 100 Jahre wurde bei reichhaltigem Essen, kühlem Schillerwein und einer Eisüberraschung noch in den lauen Sommerabend hinein gefeiert.