Die Gruppe hat sich einen Teil der möglichen Strecke angeschaut. Foto: Andrea Ertl

Die Marbacher SPD will eine Stadtbahn von Marbach durchs Bottwartal nach Beilstein unterstützen. Die SPD-Stadträte schauten sich einen Teil der Trasse vor Ort an.

Marbach - Die Gleise im Bereich der Marbacher Häldenmühle sind von Unkraut überwuchert. Und trotzdem bezeichnen die Fachmänner Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer sie als „Goldschatz, den es zu bewahren gilt“. Sei die Widmung für eine Gleisstrecke an diesem Ort erst einmal weg oder die Gleise abgebaut, dann werde das gesamte Planungsverfahren für die von ihnen vorgestellte Variante einer künftigen Bottwartalbahn sehr viel teurer und komplizierter.

Interessiert sind am Dienstagabend 14 Bürger der Einladung des Marbacher SPD-Ortsvereins gefolgt und haben sich zu Fuß auf den Weg zu einer Ortsbesichtigung gemacht. Vom Treffpunkt an der Neckarbrücke geht es zunächst den neuen Radweg hinauf, dann über die Brücke über der L 1100 und weiter in Richtung Kompostieranlage und Klärwerk Häldenmühle bis zu einer Stelle, an der ein Wirtschaftsweg den neuen Radweg kreuzt. Einige 100 Meter nach der Brücke werden auf der rechten Seite zunächst alte Straßenlampen sichtbar und schließlich auch Gleise – überwuchert von Unkraut. Früher sei eine Kraftwerksbahn auf diesen Schienen vom ehemaligen EVS-Kraftwerk heraufgefahren. Von der Stelle, an der weitere Gleise von oben auf die Schienen treffen, hätten die Züge über Rangiergleise in Richtung Marbacher Bahnhof fahren können – vorbei am Krankenhaus. „Der neue Radweg, den das Land daneben gebaut hat, ist von unseren Planungen nicht betroffen“, betonen Berner und Knupfer.

Hier, an der ehemaligen Rangierstelle, können sich die beiden Fachleute vorstellen, dass ein Betriebshof für die Bottwartalbahn entstehen könnte. Sie beurteilen die Lage beim Streckenende Marbach als gut, am Betriebsmittelpunkt in Beilstein herrsche dagegen Platzmangel. An diesem Betriebshof könnte künftig die Tageswartung und die Reinigung der Wagen erfolgen, wofür zwei bis drei ständige Arbeitsplätze entstehen könnten.

Für Berner und Knupfer liegen die Vorteile für dieses Gelände auf der Hand: Es sei bereits erschlossen, es werde kein weiteres Gelände benötigt und es sei bereits als Bahnanlage gewidmet, was große Vorteile für Genehmigungs- und Planungsverfahren habe. Ein Betriebshof würde den Bau einer etwa 40 Meter langen Halle für fünf Zugeinheiten plus einer Reserve, die für den Betrieb der Strecke Marbach-Beilstein nötig wären, nach sich ziehen – plus Büro und Lager. Platz sei dort gar für eine 80 Meter lange Halle vorhanden.

Weiter nach Murr würde die Strecke dann über die L 1100 führen. Diese müsste dann vor dem Tunnel gekreuzt werden, was laut den Referenten eher unproblematisch wäre, denn diese Straße lasse sich mit einer einfachen Schranke samt Ampel überqueren. In die andere Richtung vom „Betriebshof Häldenmühle“ aus würde die Bottwartalbahn weiter auf ebenfalls schon vorhanden Schienen am Krankenhaus vorbei zum Marbacher Bahnhof fahren. Die Fahrgäste könnten dann dort bequem in die S-Bahn und in Busse umsteigen. Am Marbacher Bahnhof müssten für eine zusätzliche Haltestelle der Bahn Park-and-Ride-Parkplätze entfallen, was den Vortragenden keine allzu großen Sorgen bereitet, denn auch die neuen Stadtbahn-Haltestellen in der Region Stuttgart beispielsweise würden kaum noch über große Parkplätze verfügen.

Nachdem Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer ihre detailliert ausgearbeitete Präsentation vorgestellt und Fragen beantwortet hatten, sicherte die SPD-Fraktion ihre Unterstützung im Marbacher Gemeinderat zu. Außerdem möchte der Fraktionsvorsitzende Ernst-Peter Morlock die Idee im Kreistag unterstützen. Hans-Joachim Knupfer sagt: „Die Idee zur Bottwartalbahn soll ein Selbstläufer werden, bis dahin möchten wir den Prozess begleiten.“ Hier im Bottwartal, wo die Städte wie an einer Perlenkette aneinandergereiht liegen, würde eine solche Regionalstadtbahn mit Anschluss an das bereits bestehende Heilbronner Netz Sinn machen. „Vor allem bei der aktuellen Lage rund um die Themen Verkehr und Auto.“ Berner brennt ebenfalls für das Projekt und wünscht sich, dass er „als Marbacher eines Tages ins schöne Bottwartal fahren kann – ohne Stau“.