Am Bauzaun reihen sich die Wünsche der Mitschüler und der Familien für die Abiturienten aneinander. . An der Erich Kästner Realschule hat sich der Förderverein etwas Nettes überlegt für die Prüflinge: Traubenzucker und Glückwünsche. Foto: Frank Wewoda

Am Mittwoch haben 297 junge Frauen und Männer am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium die schriftliche Prüfung im Fach Deutsch abgelegt.

Marbach -

Der größte Einzeljahrgang, der je in Marbach geprüft wurde, hat am Mittwochmorgen am Friedrich-Schiller-Gymnasium mit dem Abitur begonnen. 297 Prüflinge sind es, die um Punkt 8 Uhr ihre Aufgaben im Fach Deutsch erhalten haben, „der Königsdisziplin“, wie Schulleiter Christof Martin sagt.

Hell blinzelt die Frühlingssonne um 7.30 Uhr übers Dach des XXL-Baus auf die Menschentraube aus Prüflingen vor der geschlossenen Türe. Die Anspannung ist fast mit Händen zu greifen, kein Lachen ist zu hören, ein Mädchen und ein Junge liegen sich trostsuchend und -spendend in den Armen. An eigens gespannten Schnüren, aber auch großen Bauzäunen haben Freunde und Familien mehrere Dutzend Plakate aus Papier, Pappe und ausgeschnittenen Bettlaken gestaltet. Beste Wünsche sind da zu lesen, aufmunternde, aber auch witzige Zeilen: „Schluss mit Mimimi, tanz Dich durch’s Abi“, heißt es da etwa oder auch, eher mit Vorfreude auf das Ende der Schulzeit: „Abios, Amigos“.

An den allgemein bildenden Gymnasien legen die Schüler vier schriftliche und eine mündliche Prüfung ab. Alle Abiturienten müssen sich im schriftlichen Teil verbindlich in den Kernfächern Deutsch, Mathematik, einem weiteren individuell gewählten Kernfach und einer Fremdsprache beweisen. „Rund 95 Prozent“ haben sich in Marbach laut Christof Martin dabei für Englisch entschieden.

Die große Zahl an Prüflingen – nur beim Doppeljahrgang 2012 seien es mit 400 Schülern mehr gewesen – sei eine echte logistische Herausforderung. „Man braucht Räumlichkeiten, die getrennt sind und muss in kurzer Zeit viel Papier bewegen“, so Martin. 14 Räume sind etwa belegt im FSG für die Deutschprüfung im XXL-Bau, zusätzlich auch der Gymnastikraum der Gymnasiumsturnhalle. In jedem Raum sind zwei Aufsichten postiert, ebenso auf den Fluren, die von Kollegen abgelöst werden in den fünfeinhalb Stunden, die die Prüfung dauert. Handys müssen abgegeben werden, auch Smartwatches und andere Geräte mit Internetzugang. Außerdem mussten die Schüler eine schriftliche Erklärung abgeben, dass der Betrieb elektronischer Geräte als Hilfsmittel tabu ist. „Wenn da jemand ertappt werden sollte, gilt es als Täuschungsversuch“, so Martin. „Wir hatten aber noch nie ein Problem damit.“

Am Beilsteiner Herzog-Christoph-Gymnasium machen dieses Jahr 68 Schüler ihr Abitur. An den allgemein bildenden Gymnasien enden die schriftlichen Prüfungen mit dem Fach Mathematik am 2. Mai. Die mündlichen Abiturprüfungen finden am 25. Juni statt. Ihre Abiturzeugnisse halten die erfolgreich Geprüften spätestens am 6. Juli in den Händen.

Bis 13.30 Uhr saßen die Schüler an ihren Aufgaben, fünfeinhalb Stunden hatten sie Zeit für die von ihnen gewählte Aufgabe. Fünf Optionen standen zur Wahl, etwa die Interpretation einer Textstelle aus Peter Stamms „Agnes“ neben einer vergleichenden Betrachtung dieses Romans mit „Homo faber“ von Max Frisch. Alternativen: Eine vergleichende Interpretation zu Gedichten von Theodor Fontane und Alfred Lichtenstein, die Auseinandersetzung mit Erich Kästners „Spuk in Genf“ oder mit einem Kommentar aus „Welt online“ zum Thema Boulevardpresse – neben einem Essay zum Thema Sprache.

An den Realschulen des Landes beginnen die Abschlussprüfungen am Freitag. Die Steinheimer Schüler der Erich Kästner Realschule (EKRS) bekommen nicht nur die Daumen gedrückt, sondern erhalten vom Förderverein der Schule auch eine „süße Unterstützung beim Denken“, so Sigrid Böhle vom Förderverein der Erich Kästner Realschule. An den baden-württembergischen Haupt- und Werkrealschulen sowie den Gemeinschaftsschulen haben die Abschlussprüfungen schon am Dienstag begonnen, ebenfalls mit dem Fach Deutsch, am 19. Juni ist dann alles geschafft.