Der Startschuss für die neue Bürgerturm-Nutzung ist gefallen. Foto: Werner Kuhnle

Ab sofort können Tuk Tuk Touren in der neu eröffneten „Basisstation“ in der Altstadt gebucht werden.

Marbach - Sicher musste der Prinz sein Dornröschen auch suchen, bevor er es wachküssen konnte. Von einer Dornenhecke überwuchert, so wie das Dornröschenschloss, ist der Marbacher Bürgerturm zwar nicht, aber suchen muss man ihn schon ein bisschen. Christa Schultheiß hat ihn jedenfalls gefunden – und sie hat ihn sozusagen wach geküsst, nachdem er lange Zeit auf einen neuen Mieter gewartet hatte (wir berichteten).

Christa Schultheiß ist die Inhaberin von Tuk Tuk Tours Marbach, die mittlerweile schon recht bekannt ist, weil bis zu vier Menschen in ganz besonderen Fahrzeugen mit Elektromotor die schönen Seiten der Schillerstadt ganz bequem besichtigen können. Von der Tour Schillerhöhe, über die Tour Altstadt plus Weinberge bis zur literarischen Tour, das Angebot ist vielfältig. „Wir stellen auf Wunsch auch ganz besondere Touren zusammen und setzen gerne Schwerpunkte je nach Interesse der Fahrgäste“, sagt Christa Schultheiß engagiert.

An diesem Donnerstagabend hat sie zur Eröffnung ihres Stützpunktes für Tuk Tuk Tours eingeladen und mehr als zwei Dutzend Interessierte und Bekannte haben den Weg vom Oberen Torturm aus über eine schmale Gasse, bis fast zur Grabenstraße gefunden, wo der runde Turm steht, der ursprünglich als Wehrturm gebaut wurde. In den 80er-Jahren war dort ein Laden für Dekorationsartikel untergebracht, später hatte die Stadt einen neuen Mieter für diese ganz besondere Immobilie gesucht. Auch die frühere Ladenbesitzerin hat wohl erfahren, dass dort etwas Neues entstehen soll und hat Christa Schultheiß einen Zeitungsartikel und Fotos aus der damaligen Zeit in den Briefkasten gesteckt. Die haben nun einen würdigen Platz im neuen Ausstellungsraum gefunden. Auch Bilder von befreundeten Künstlern hängen dort. Etwa von der geborenen Marbacherin Stephanie Gempe, sie hat sogar das neue Logo der Tuk Tuk Tours gestaltet, das sich als Schild über dem Raum wiederfindet.

Zwei weitere Künstler, die direkt in der Nachbarschaft von Christa Schultheiß wohnen, haben sich ebenfalls in das neue Projekt eingebracht. Zum einen sind es Fotos von Barbara Esser, die Marbacher Motive bearbeitet, verfremdet und so neu interpretiert hat. Und zum anderen hat der Künstler Dieter Glock für diesen Tag ein großes Metallbild mit einem Tuk Tuk gestaltet, das sogleich einen Ehrenplatz im Raum gefunden hat. Auch Fanartikel lassen sich hier erwerben: Postkarten und Magnete mit Motiven der Tuk Tuks. Hat der Stützpunkt geöffnet, lassen sich Touren buchen oder man lernt ein weiteres Standbein der Marbacherin kennen, das sie gemeinsam mit ihrer Ehefrau Sonja betreibt: Das Gästehaus CriSo, das zwei Zimmer vermietet – nur an Frauen.

Allen, die den Weg zum Burgturm an diesem lauen Frühlingsabend gefunden haben, erzählt Christa Schultheiß launig, wie es so kam, dass sie seit dem Jahr 2014 einen Personenbeförderungsschein besitzt, vor der IHK einen Fachkundenachweis Taxi und Mietwagenverkehr ablegen musste und zwei mit Elektromotor betriebene Tuk Tuks besitzt. Deutschlandweit ist sie die erste, die eine Genehmigung besitzt, Transporte dieser Art anzubieten. Angefangen hatte alles mit einer zur Uhr umgestalteten Nivea-Dose, mit der sie Künstlermärkte besuchte. Später kaufte sie mit ihrer Frau ein Haus, das sie für sich und Gäste umbaute und bei einer Jeep Tour im Urlaub kam sie auf die Idee, besondere Fahrten für Touristen anzubieten. Als sie dann auf die Tuk Tuks stieß, war die Idee geboren – und bald darauf der Bürgerturm aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.