Foto: KLE Architekten Einselen Kern

Der Beschluss für eine darin untergebrachte Belegklinik wird erst im nächsten Jahr gefasst.

Marbach - Die Regionale Kliniken-Holding (RKH) will im Jahr 2020 mit dem Bau eines Gesundheitszentrums in Marbach beginnen. Das teilte das Trägerunternehmen der Krankenhäuser im Landkreis Ludwigsburg in einem Pressetext am Freitagnachmittag mit – und sorgte damit bei den von unserer Zeitung dazu angefragten politischen Entscheidungsträgern kurzzeitig für Verwirrung.

In dem Pressetext wird Matthias Ziegler, der Regionaldirektor der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim, zitiert: „Wir wollen das Planungsverfahren noch in diesem Jahr abschließen, damit bereits 2020 mit dem Bau begonnen werden kann.“ Von einem derart frühen Baubeginn war bisher nicht die Rede. Im Gegenteil: Noch im Mai vorigen Jahres war der Landrat Rainer Haas fest davon ausgegangen, dass der Landkreis Ludwigsburg und die RKH erst im Jahr 2020 einen Beschluss über den Neubau einer Belegklinik fassen und sie dann später bauen könnten. Als Grund nannte Haas damals, dass die Bundesregierung noch darüber entscheiden müsse, inwieweit sie Belegkliniken finanziell fördere. Dabei spiele auch deren Größe eine Rolle. Seitdem gab es offenbar noch keinen neuen Beschluss.

Auch der Marbacher Altbürgermeister Herbert Pötzsch, der als Kreisrat im Kliniken-Aufsichtsrat die Interessen der Stadt vertritt, wusste auf Nachfrage unserer Zeitung von keiner neuen Entscheidung. Das noch ausstehende Maß der Vorgaben aus Berlin halte er freilich für wichtig: „Sollte der Gesetzgeber verlangen, dass es in einer Belegklinik etwa mindestens 200 Hüft-OPs geben sollte, wäre dies das Todesurteil für eine geplante Belegklinik in Marbach“, erklärt Pötzsch. Wenn die RKH jetzt bekannt gebe, dass auf der Basis der bisherigen Beschlüsse die Planung 2019 weiterbetrieben werde und 2020 dann der Baubeginn sei, würde ihn das natürlich freuen.

Überrascht, aber auch etwas verschnupft, reagierte der Bürgermeister Jan Trost. „Ich hätte ehrlich gesagt erwartet, dass man uns als Standortkommune vorab informiert, wenn so eine Pressemitteilung rausgeht“, moniert er. Gleichwohl begrüße er, dass die Planungen offensiv vorangetrieben werden. „Bisher stand aber immer die Belegklinik im Fokus und da steht der Baubeschluss nach wie vor aus.“

Diese Aussage bestätigt Alexander Tsongas, Pressesprecher der RKH, am Freitagnachmittag. „Der Begriff Gesundheitszentrum ist missverständlich, weil man sofort an die Belegklinik denkt“, räumt er ein. Tatsache sei, dass der Bau des Gesundheitszentrums als Ärztehaus definitiv 2020  beginne, auch um weitere interessierte Ärzte unterzubringen. Das sei konform mit den Beschlüssen des Aufsichtsrates aus dem Jahr 2018. „Es ist lediglich noch offen, ob die Belegklinik als Teil des neuen Gesundheitszentrums kommt.“ Diese Belegklinik würde in einem oberen Stockwerk untergebracht. Eine Entscheidung darüber müsste der Kliniken-Aufsichtsrat des Landkreises Ludwigsburg Ende 2020 aber noch fällen, wenn Daten zu Bedarf und Wirtschaftlichkeit vorliegen. „Wenn der Kliniken-Aufsichtsrat beschließen sollte, dass er keine Belegklinik will, wird eine Ebene nicht gebaut oder sie wird einer anderen Funktion zugeführt“, berichtet Alexander Tsongas. Das könnten zum Beispiel weitere ambulant tätige Ärzte mit ihren Praxen sein. Bereits jetzt seien 60  Prozent der Operationen im Marbacher Krankenhaus ambulant.

Schon im bestehenden Panorama-Gesundheitszentrum untergebracht sind die niedergelassenen Ärzte des alten Marbacher Krankenhauses, das abgerissen werden soll. Beendet wird im Laufe des Jahres in Marbach hingegen die Arbeit der Inneren Medizin und der Geriatrie. Die Bereiche ziehen in das Klinikum nach Bietigheim um. Der Bau des neuen Gesundheitszentrums soll 11,6  Millionen Euro kosten. In einem Stockwerk sollen eine Endoskopieeinheit sowie weitere Praxen wie etwa für eine Dialyse untergebracht werden.