Jochen Biesinger (CDU) und Dr. Michael Herzog (Freie Wähler) Foto: Werner Kuhnle

Die Südtangente, unsichere Radwege und E-Mobilität: Die Verkehrsthemen gehen in Marbach nicht aus. In einem Diskussionsforum nahmen Politiker jetzt Stellung.

Marbach - Wo setze ich bei der Kommunalwahl meine Kreuze? Eine Frage, die zumindest die rund 140 Bürger beschäftigt, die am Donnerstagabend in den Gemeindesaal der katholischen Kirche gekommen waren. Gemeinsam mit der evangelisch-methodistischen Kirche und in Kooperation mit der Marbacher Zeitung hatte diese zur Diskussion mit Vertretern der Gemeinderats-Fraktionen eingeladen. Ein großes Thema, das sowohl Verwaltung wie auch Bürger tagtäglich beschäftigt, ist die Verkehrsbelastung – vor allem auf den Hauptdurchgangsstraßen.

Wie dieses in den Griff zu bekommen ist, dafür hatte jede Fraktion ihre ganz eigenen Ideen. „Auf jeden Fall keine Verbote“, stellte Dr. Michael Herzog (Freie Wähler) direkt zu Beginn klar. „Wir können nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen, und das Auto verbannen.“ Dass der Verkehr ein facettenreiches Thema ist und es auf den Verkehrsmix ankommt, da stimmten auch die übrigen Stadträte ihm zu, wie Sebastian Engelmann (Grüne): „Aber es ist auch eine Frage des Angebots.“ Sichere Radwege suche man in Marbach derzeit vergebens. Und auch die Fußgänger – die aus seiner Sicht umweltfreundlichsten Verkehrsteilnehmer – sind derzeit eher benachteiligt, etwa wenn es um Wartezeiten an den Fußgängerampeln geht. Ein Punkt, mit dem er bei Hendrik Lüdke (Puls) auf Zustimmung stieß: „Fußgänger und Radfahrer sind bisher vernachlässigt worden.“

Dem Gemeinderat seien allerdings oft die Hände gebunden, da beispielsweise die Güntterstraße eine Kreisstraße sei, fügte Jochen Biesinger (CDU) hinzu: „Derzeit haben wir da einfach wenig Einfluss.“ Eine Herunterstufung zur Gemeindestraße hielten fraktionsübergreifend alle für sinnvoll.

Eine Maßnahme, die schon jetzt umgesetzt werden könnte, sei dagegen die Südtangente vom Kreisverkehr an der Feuerwehr zur Affalterbacher Straße, die Ernst Morlock (SPD) ins Rennen schickte, um die Hauptverkehrsachsen wie die Kronenkreuzung zu entlasten: „Die Augen zu verschließen, wäre verantwortungslos.“ Damit stieß er jedoch auf Kritik, unter anderem von Jochen Biesinger (CDU), der zu bedenken gab, dass die Effekte lediglich eine Reduzierung von rund 3000 bis 4000 Autos pro Trag zur Folge haben, während andernorts 7500 bis 20 000 Autos rollen: „Ist uns das einen Eingriff in die Natur wert?“ Auch Hendrik Lüdke spricht sich klar gegen die Querspange aus, „zumal es für uns auch nur eine Verlagerung des Verkehrs zur Folge hat“.

Sebastian Engelmann führte noch die Kosten von rund einer Millionen auf und gab zu bedenken, dass das Schulzentrum in den Studien bislang keine Berücksichtigung gefunden habe. Unterstützung bekam Ernst Morlock dagegen von Michael Herzog: „Wir können nicht zu unseren Nachbarkommunen gehen und um Hilfe bei der Umgehung bitte, wenn wir nicht mal das, was wir schon selbst tun können, umsetzen.“ Langfristiges Ziel müsse aber klar der Regionalverkehrsplan sein.

Auf den Straßen Marbachs rollen aber nicht nur Autos, sondern auch Busse. Bislang herkömmlich angetriebene, da E-Busse technisch noch nicht weit genug sind (siehe auch Seite xy). Doch der Antrieb ist auch nicht ausschlaggebend für die Räte, wenn es um eine Stärkung geht.

„Es geht um die Verlässlichkeit“, betonte Jochen Biesinger. Allerdings spielen auch die Kosten eine massive Rolle, wobei das Stadt-Ticket zur Sprache kam. Der Umstieg auf das Ludwigsburger Modell mit Kosten von 3 Euro pro Tag, „ist eine versteckte Preiserhöhung“, stellte Engelmann fest. Bisher zahlen Bürger pro Fahrt 1,40 Euro – würden aber meist eben auch nur Hin- und Rückfahrt tätigen und bei 2,80 Euro landen. Auch Ernst Morlock hoffte auf eine bessere Lösung, will aber das Stadtticket auf jeden Fall beibehalten.

Das 365 Euro-Jahresticket schickte Puls hierbei als Idee ins Rennen: „Wir gehen jeden Weg mit, der den ÖPNV stärkt.“ Eine City-Maut dagegen, wäre eine Entscheidung die von den Bürgern angestoßen werden müsste.