Die Betreuung im Kindernest ist bis zuletzt gewährleistet. Foto: Archiv (Fenja Sommer)

Betreiberinnen beenden Engagement in zwei Jahren.

In Zeiten wie diesen, da hierzulande wieder mehr Babys zur Welt kommen, sind die Kommunen in der Regel froh, wenn ein Teil der dadurch später benötigten Kita-Plätze von Erzieherinnen auf freiberuflicher Basis zur Verfügung gestellt wird. Denn das bedeutet, selbst weniger in Steine für eine Kleinkindbetreuung investieren zu müssen. So schätzt sich auch die Stadt Marbach glücklich, dass das eigene Portfolio durch ein privat organisiertes Kindernest oberhalb des Krankenhauses ergänzt wird. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass dort in zwei Jahren die Lichter ausgehen. Im Spätsommer 2021 wollen die Betreiberinnen aus persönlichen Gründen aufhören, gab die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik nun im Gemeinderat bekannt.

„Die beiden möchten dennoch die Kinder bis ganz zum Schluss begleiten. Die Kinder, die sie jetzt haben, werden also bis zum Schluss dort sein“, versicherte Wunschik sogleich. Außerdem stünden die Räumlichkeiten nach ihrem Auszug auch für denselben Zweck wieder bereit. „Die Liegenschaft ist prädestiniert dafür, liegt im Grünen und hat einen schönen, großen Garten“, ergänzte der Bürgermeister Jan Trost, der zumindest in der frühzeitigen Bekanntgabe für das Aus des Kindernests unter dem Regenbogen etwas Positives sah. Nun habe man zwei Jahre Vorlaufzeit, einen Nachfolger zu finden.

Schon jetzt ist hingegen beschlossene Sache, dass die Eltern in den konventionellen Einrichtungen für die Betreuung von unter Dreijährigen ab September tiefer in die Tasche greifen müssen. Das entschied der Gemeinderat bei sieben Gegenstimmen von den Grünen und der Gruppe Puls sowie einer Enthaltung von Ute Rößner von der SPD. Hendrik Lüdke von Puls sprach sich unter anderem deshalb dagegen aus, an der Gebührenschraube zu drehen, weil die Sätze in Marbach ohnehin schon gepfeffert seien. In Winnenden müsse man für einen Ganztagesplatz beispielsweise 533 Euro bezahlen, „bei uns sind es 627 Euro, also fast 100 Euro mehr“, sagte Lüdke. „Wir sind hier in einem oberen Bereich. Insoweit ist die Erhöhung aus unserer Sicht überhaupt nicht gerechtfertigt“, betonte er.

Das sahen aber die Verwaltung und die Mehrheit der Räte anders. Franziska Wunschik hob hervor, dass mit der Anpassung der Gebühren vor allem die Tariferhöhung für die Erzieherinnen berücksichtigt werde. Außerdem könne man mit den Beiträgen der Mütter und Väter lediglich 17 Prozent der Ausgaben für das Kitawesen begleichen. Damit liege man unter den Richtlinien der kommunalen und kirchlichen Spitzenverbände, die einen Kostendeckungsgrad von 20 Prozent empföhlen. „Die verbleibende Summe wird von der Allgemeinheit, also von allgemeinen Steuermitteln, getragen“, sagte die Erste Beigeordnete. Alles in allem seien die Erhöhungen „notwendig und geboten“. Damit ließen sich Mehreinnahmen von rund 6000 Euro pro Jahr generieren.

Für die Familien bedeutet das konkret, dass sie je nach Anzahl ihrer Kinder und abhängig vom Betreuungsumfang künftig zwischen zwei und 19 Euro mehr pro Monat überweisen müssen als bislang. Wer beispielsweise zwei Sprösslinge hat und ein Kind in einer Gruppe mit Verlängerten Öffnungszeiten unterbringen lässt, zahlt dafür aktuell 295 Euro und ab September 302 Euro. Ein Ganztagesplatz mit zehn Stunden Betreuung kostet in der gleichen familiären Konstellation 465 statt 453 Euro. Nicht inbegriffen ist dabei das Essensgeld, für das momentan 55 Euro anfallen.