Die CDU will die Situation für Fußgänger am Bahnhof verbessern. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Stadt lässt Fußgängerüberweg am Bahnhof prüfen. Es gibt aber Stimmen, die keinen Gewinn dadurch sehen.

Marbach - Im Vorfeld hätten wahrscheinlich die Wenigsten damit gerechnet, dass sich um den CDU-Antrag zur Einrichtung eines Zebrastreifens am Bahnhof eine Diskussion entzünden würde. Zu eindeutig schien der Fall, verbanden die Christdemokraten mit dem Vorstoß doch den Wunsch, die Sicherheit der Fußgänger zu verbessern. Und doch entspann sich jetzt im Gemeinderat eine lebhafte Debatte um das Thema. Denn die erfahrenen Pendler unter den Räten beteuerten, dass das derzeitige, eher chaotische Lenkungssystem leidlich funktioniere und ein Zebrastreifen womöglich sogar eine Verschlimmbesserung bedeuten könnte. Am Ende entschied sich die Runde aber bei drei Gegenstimmen doch dafür, den Fall zumindest prüfen zu lassen. Dann soll das Ergebnis nochmals in die Gremien kommen, um die Sache abschließend zu entscheiden.

Ziel der CDU ist, den Zebrastreifen zum Mittelbussteig am Bahnhof hin aufbringen zu lassen. Aktuell sei die Querung mit einer Zickzacklinie auf Höhe der Bordsteinabsenkung gekennzeichnet. „Die zwischenzeitlich vorliegenden Erfahrungen zeigen, dass ein Teil der motorisierten Verkehrsteilnehmer diese Markierung ignoriert“, konstatieren die Christdemokraten in ihrem Antrag. Ferner werde „durch am Bussteig 1 bereitstehende Busse die Sicht auf diese Fußgängerquerung für PKW-Fahrer versperrt, sodass diese oftmals querende Fußgänger erst im letzten Moment erkennen und gefährliche Situationen entstehen“. Vor dem Hintergrund fordert die CDU, die Zickzacklinie durch einen Zebrastreifen zu ersetzen.

Der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling sieht in rechtlicher Hinsicht ganz gute Chancen, das Anliegen umzusetzen. „Allerdings haben wir ein kleines Problem bezüglich der Sichtverhältnisse“, sagte er im Gemeinderat. Aktuell könne ein Autofahrer einen Passanten auf dem Weg zum Bussteig nicht erkennen, wenn vor ihm gerade ein Bus hält. Die Richtlinien besagten, dass ein Fußgänger aus 30 Metern Entfernung zu sehen sein muss. Das werde man nur hinbekommen, indem eine Art Gehwegnase hinausgezogen werde. Ein solches gestalterisches Element behindere aber wiederum die Zufahrt zu den Parkplätzen. „Da braucht es also noch ein bisschen Abstimmungsbedarf“, erklärte Andreas Seiberling.

Wenn es nach Ute Rößner von der SPD ginge, könnte man sich die weitere Prüfung jedoch sparen. Sobald die S-Bahn eintreffe, eilten die Leute ohnehin querbeet zu den Bussen. „Kein Mensch wird wirklich diesen Fußgängerweg nutzen“, ist sie sicher. Da sich nach Auskunft der Verwaltung auch noch keine Unfälle ereignet haben, könne sie das Ganze nicht ganz nachvollziehen.

Andreas Seiberling wies jedoch darauf hin, dass derzeit Autofahrer bevorrechtigt seien. Ute Rößner glaubt aber wie Barbara Eßlinger von den Grünen, dass die Macht der gehenden Masse den motorisierten Verkehr ausbremst.

Heike Breitenbücher von der CDU hob jedoch hervor, dass man mit dem Überweg die Passagierströme lenken und die Autofahrer sensibilisieren könne. „Ich denke, wenn dieser Zebrastreifen kommt, dann hat das die psychologische Wirkung auf die Autofahrer, dass er meint, er müsse nur dort halten“, sagte Barbara Eßlinger. „Das halte ich für viel gefährlicher als das Chaossystem, das man jetzt hat“, plädierte sie dafür, alles beim Alten zu lassen. Martin Mistele von den Freien Wähler wollte ebenfalls nichts überstürzen. Perspektivisch wolle man die Anlage neu überplanen, rief er seinen Kollegen in Erinnerung. Insofern möge man jetzt keine Maßnahme wie eine Fußgängernase anpacken, die größere Investitionen nach sich ziehe. „Das wäre dann ein Schildbürgerstreich“, meinte er.

„All diese Gesichtspunkte fließen in die Abwägung mit ein“, versicherte Andreas Seiberling. Wenn sämtliche Fakten auf dem Tisch liegen, soll das Thema nochmals aufgegriffen und ins Gremium gebracht werden, fasste der Bürgermeister Jan Trost den Beschlussvorschlag der Verwaltung zusammen – mit dem sich der Großteil Räte anfreunden konnte.