Bürgermeister Jan Trost hat keine Wahl und gibt den Schlüssel heraus. Foto:  

Der entmachtete Bürgermeister ist mit einer Kinderhorde zum Faschingstreiben auf die Schillerhöhe gezogen.

Was kann Kind in der närrischen Zeit tun, wenn die Großen zu Kindsköpfen werden? Klar, das Stadtzepter einkassieren. Oder zumindest vor der Rathauspforte das Rausrücken des Schlüssels fordern. Das haben am Faschingsdienstag 55,5 Kids und mehr getan. Gleich nach dem stärkenden Mittagsmahl, unterstützt vom musikalischen Krach der Neckarsulmer Sulmanafetza, nimmt das Abenteuer Fahrt auf. „Schlüssel! Schlüssel!“, kreischt die wilde Bande aus Raumfahrern, Feen, Micky Mäusen und Kumpanen auf dem Rathausvorplatz.

Ein echter Kapitän, alias Peter Vossler, der sich mit den Kindern verschworen hat, feuert sie noch an. Denn, außer Bonbonregen rückt das Verwaltungsteam nix heraus. Überhaupt scheinen die Echten ausgeflogen zu sein, denn nur ein Piratenkapitän, der dem echten Bürgermeister Jan Trost schon ähnlich sieht, nebst Gefährten, etwa Obelix und eine Musketierin, erscheinen an den Rathausfenstern. Letztlich haben die Überfallenen keine Chance, geben sich der Kindermacht geschlagen und den Obrichkeitsschlüssel an die Meute. Nachdem die Kids den Hefezopfschlüssel ruckzuck verputzt haben, wird die Rathausbande verurteilt, sich unverzüglich mit einem Spazierzug auf den Weg zum Spaßschiff auf der Schillerhöhe zu machen.

„Wo ist denn der Fasching?“, will die bunte Gestalt, erinnernd an Pippi-Langstrumpf, auf der Bühne wissen. Wie-Pippi, man könnte meinen, es sei Claudia Freude, fragt den Seeräuberkapitän. Der ist schlau: „Ein buntes Programm gibt’s und Spiel und Spaß an sechs betreuten Spielstationen.“ Und er erklärt noch, es sei unter anderem der ehrenamtlichen Organisation Peter Vosselers und dem Einsatz des Jugendhausteams vom planet-x zu verdanken. „Marbach HaNo!“ wirft der Pirat dem kindlichen Publikum zu. Die inzwischen voll besetzte Halle zündet kreischenden Applaus. Mitgetanzt wird beim Guggenspaß der Sulmanafetza. Staunen darf man über Danceperformance der TSC-Gruppen und Solisten. Die haben unterschiedliche Choreografien einstudiert, mal im Modernstil, auch einen Überraschungsmarsch durch den Saal gibt es, dazu klassischen Karnevalsschautanz. Letzteren zeigen zudem die Mistelhexen Neckarweihingen mitsamt Mariechen in Glitzeruniformen.

Neben den Bühnenattraktionen werden am Glücksrad Bonbons kassiert. Verschnaufpausen finden müde Krieger an Maltischen und beim Magnetangeln farbiger Figuren. Aber was ist das, welches Abenteuer verbirgt sich hinter dem Teppichzelt? „Vielleicht werde ich ein echter Pirat“, verrät ein Junge mit der James-Bond-Knarre. Er ist gerade aus dem Zelt geschlüpft und erklärt, die Wahrsagerin habe ihm das prophezeit. Er flitzt schnell mit seinem Kumpel weiter, denn er muss eines ausnützen: Wildes Herumrennen ist heute ausdrücklich erlaubt. Ganz und gar nicht böse erscheint hier und da die Hexe Flizzi Putzli. Im Gegenteil, sie kehrt mit ihren Späßen lustigste Lacher durchs Lokal und flüstert einmal ganz leis, sie sei eigentlich Siggi Steuer, aber nicht verraten.

Bombenstimmung herrscht mit fröhlicher Faschingsmusik, bei der man richtig gut mitsingen kann – und bei der sich zwischendurch Polonaisen durch die Halle schlängeln. Für weiteren grenzenlosen Klamauk sorgt während des Nachmittags außerdem Clown Claus Augenschmaus. Mit schrägen Tricks, Kunststücken und wilden Späßen führt er den Seeräuberkapitän sowie dessen Konsorten mitsamt der jungen Faschingsgesellschaft ordentlich aufs alberne Glatteis. Was auch dazu führt, dass die Festgemeinde sich zwischendurch ordentlich mit Kuchen und Berlinern stärken muss. Ja und wenn nicht zu viel Marmelade und Zucker die niedlichen und grusligen „Kriegsbemalungen“ verschmiert und die Kostüme bekleckert haben, können ein paar Abenteurer am Ende sogar einen Preis für das allerschönste Kostüm mit nach Hause nehmen.