Die alten Industriegleise sind inzwischen abgebaut, der Radweg lässt aber noch auf sich warten. Foto: Werner Kuhnle

Später als gedacht wird der Radweg am Neckar bei Marbach fertig. Das liegt an einer Brücke, die neu gebaut werden muss, was Zeit erfordert.

Marbach - Insider haben schon vor einigen Wochen schwarz gesehen und prognostiziert, dass der neue Radweg vom Energie- und Technologiepark zur Häldenmühle nie und nimmer bis Oktober fertiggestellt sein würde – wie vom Regierungspräsidium Stuttgart (RP) angekündigt. Als Knackpunkt sahen Kenner der Materie die Brücke an, mit der die Pedaleure künftig die Landesstraße 1100 am Neckar überwinden sollen. Die Konstruktion werde nicht so schnell wie der übrige Radweg gebaut werden können, hieß es. Und die Mahner sollten Recht behalten. Bei der Behörde korrigiert man nun tatsächlich wegen der Brücke den Zeitplan. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten um den Jahreswechsel herum abgeschlossen sind“, sagt Nadine Hilber, Pressesprecherin des RP.

Doch selbst hinter diesem Termin steht ein Fragezeichen. Möglicherweise könnten die Bagger auch erst im Frühjahr 2016 wieder abrücken, erklärt Nadine Hilber. Schließlich sei man bei dem Vorhaben von der Witterung abhängig. Die Arbeiten sollen in diesem Sommer ausgeschrieben werden und Ende August beginnen, berichtet die Pressesprecherin. Der Zeitpunkt des Spatenstichs hänge allerdings davon ab, wann die Firmen Kapazitäten frei haben. Nadine Hilber betont, dass man das Verfahren nicht früher hätte in Schwung bringen können. „Manche Details ergeben sich während der Planung und werden dann entsprechend berücksichtigt. Zu keinem Zeitpunkt vorher wäre eine Ausschreibung möglich gewesen“, erläutert sie.

Schon weiter als bei der Brücke ist man bei der restlichen Trasse. Die gewinnt langsam Konturen. Bereits im Mai machten sich Arbeiter mit schwerem Gerät daran, die alten Industriegleise neben der L 1100 herauszureißen, um den Weg für den Radweg zu ebnen. Aktuell werden von Süden her Leitungen von der Telekom und der EnBW verlegt, erklärt Nadine Hilber. Von Norden her, also aus Richtung Häldenmühle, wurden auch schon erste Schottertragschichten aufgetragen. „Wir bauen also von zwei Seiten her“, stellt die RP-Sprecherin fest. Allerdings lief auch dabei nicht alles komplikationslos. Denn im Bereich der Kläranlage durfte nicht weiter gebohrt und gehämmert werden, weil Mauerreste aus römischer Zeit zum Vorschein kamen (wir berichteten). Fachleute halten es für möglich, dass man beim Bau des Radwegs auf das Wohnhaus einen römischen Hafenkommandanten gestoßen ist. Ziel sei nun, den „sichtbaren Zustand der Ruinen fachgerecht zu dokumentieren“, erklärt Hilber.

Damit die Mauern nicht zerstört werden, sollen sie anschließend wieder zugeschüttet werden. Ob der Radweg dann auf seiner geplanten Trasse verbleiben kann, ist fraglich. Momentan sei es so, dass man kurz vor der Grabungsstelle einen Schwenk vorgesehen habe, über den man auf den Radweg Richtung Murr stößt, erläutert Hilber. Das sei zwar nur eine provisorische Lösung. „Aber wenn sich das bewährt, kann man es ja vielleicht so lassen.“ Davon würde Dieter Wanner, Leiter des Marbacher Bauamts, aber abraten. Er hofft eher, dass man eine „komfortable Lösung findet, die sich an der ursprünglichen Planung orientiert“. Mit diesem Ziel sei man bei einem Vororttermin Ende Juni auch auseinandergegangen, betont er. Sollte das Provisorium nämlich zugleich das letzte Wort sein, gäbe es zwei Probleme: Radler aus dem Bottwartal müssten ohne Schwung in die Steigung rollen – und würden dann wohl lieber geradeaus weiterfahren. Das wolle aber keiner, weil sie dann doch wieder die L 1100 überqueren müssten, sagt Wanner. Zudem würden die Pedaleure aus Richtung Marbach von oben auf den bestehenden Radweg herunterschießen, wo sie eine enge Kurve nehmen müssten.