In der Kernstadt werden dann auch die Kunden aus Rielingshausen betreut. Foto: Karsten Schmalz

Marbach/Bottwartal - Vor zwei Jahren machte die Nachricht, die Volksbank schließe ihre kleineren Filialen, die Runde und sorgte für Unruhe in der Bevölkerung. Erleichterung dann als sich herausstellte, dass die Filialen bleiben, die Öffnungszeiten in den Zweigstellen jedoch deutlich reduziert werden. An zwei halben Tagen pro Woche gab es eine persönliche Beratung vor Ort. Jetzt, zwei Jahre später, kommt der harte Schnitt dann doch noch.

Ab Jahresbeginn 2020 gibt es die kleinen Filialen nicht mehr. Zum 1. September habe man die Privatkundenbetreuung in vier Teilmärkte gegliedert, so der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Ludwigsburg, Thomas Palus. „Weg von der bisherigen Zentralisierung am Haupthaus entstehen im Herzen unserer Teilmärkte künftig umfassende Dienstleistungszentren am König-Wilhelm-Platz in Marbach sowie an den Standorten in Bietigheim, Ludwigsburg und Vaihingen.“ Durch die Schaffung dieser dezentralen Strukturen im Privatkundenmarkt wolle man dem Kundenwunsch nach hochwertiger persönlicher Beratung in akzeptabler Entfernung vom Wohnort entgegenkommen.

Die Neuerung: Im Beratungscenter am König-Wilhelm-Platz finden Privatkunden auf Wunsch von 8 bis 20 Uhr einen Ansprechpartner. In der Kernstadt werden dann auch die Kunden aus Rielingshausen betreut, informiert Martina Benzler, die seit dem 1. September Regionalleiterin am Standort Marbach ist. Im Gebäude stünden ausreichend Räume zur Verfügung. Allerdings werde man ins Gebäude investieren, bauliche Maßnahmen seien geplant. Die Standorte Murr und Steinheim werden mit den jeweils benachbarten Standorten Höpfigheim und Kleinbottwar zusammengefasst. Die Mitarbeiter in Großbottwar kümmern sich dann um die Kunden aus Winzerhausen und der Standort Benningen werde mit der benachbarten Filiale in Freiberg zusammengelegt und künftig von dort aus betreut.

Seit dem ersten „Filialprojekt 2016“ habe die Volksbank Ludwigsburg mit einem ganzen Maßnahmenbündel um die Zukunftsfähigkeit vieler Filialstandorte gerungen. So seien durch einen stärkeren Zuschnitt der Öffnungszeiten auf die tatsächliche Nachfrage, den Ausbau ihrer SB-Serviceangebote und einer strikteren Trennung von Beratung und personenbedientem Service, erste Optimierungen umgesetzt worden. Doch die kleinen Filialen würden immer weniger frequentiert. „Wenn in Rielingshausen beispielsweise drei Stunden offen ist, dann kommen zweieinhalb Leute – einer von ihnen fragt nach dem Weg“, berichtet Palus. Die Hoffnung, man könne ehemalige Kunden der Kreissparkasse, die schon zuvor ihre Filialen geschlossen hatte, zu sich ziehen, habe sich nicht erfüllt. „Obwohl wir in einen Dialog mit den Bürgermeistern, Ortsvorstehern und Kunden gegangen sind und auch in Flyern in der Bevölkerung für unser Angebot geworben haben“, betont der Pressesprecher der Volksbank Bernd Weisheit. Selbst die Nutzung der Geldautomaten sei rückläufig. Der Service vor Ort werde immer weniger angenommen, der Bedarf an qualitativ hochwertiger Beratung steige hingegen. „Der Kunde von heute möchte eine hochwertige persönliche Beratung, benötigt aber nicht mehr die Kleinfiliale direkt vor Ort. Dies ist dem gesellschaftsprägenden Wandel bei Mobilität und Digitalisierung geschuldet“, so das zusammenfassende Fazit von Palus. Schon vor 2016 habe der jährliche Rückgang der Besucherfrequenzen in den Filialen mit fünf bis sieben Prozent im Bundesschnitt gelegen. „In den vergangenen Jahren hat sich dies durch die rasch zunehmende Digitalisierung nochmals auf aktuell rund zehn Prozent Rückgang pro Jahr beschleunigt.“

Es sei weder sinnvoll noch wirtschaftlich vertretbar, sich gegen diese gesellschaftliche Entwicklung zu stemmen: „Die Kosten, die entstehen, wenn wir eine personenbesetzte Kleinstfiliale offen halten, obwohl am Vormittag nur zwei, drei Kunden vorbeischauen, sind in Zeiten von politisch gewollten Minuszinsen für uns nicht mehr finanzierbar – und das kann damit auch nicht im Interesse unserer Mitglieder und Kunden liegen“, ergänzt Benzler.

Dies gelte auch für die Umwandlung in kaum kostengünstigere SB-Standorte, zumal die Bargeldnutzung selbst in Deutschland deutlich rückläufig sei. Da SB-Standort und Filiale nahezu die gleiche technische Infrastruktur benötigen, ergibt die Umwandlung einer Kleinstfiliale in einen reinen SB-Standort nur einen geringen Kostenvorteil – rund 70 Prozent der Kosten würden weiterhin anfallen. Dem gesellschaftlichen Wandel zunehmender Digitalisierung und Mobilität trage man auch durch andere Maßnahmen Rechnung, so Palus. Vom 1. Oktober an baue man die digitalen Leistungen deutlich aus. „Unser zweites Standbein wird ein umfassendes Omnikanal-Angebot aus digitalen Services, schlanken Online-Produkten und einem leistungsfähigen KundenDialogCenter sein.“ Die Nachfrage nach Service- und Beratungsleistungen online oder per Telefon nehme weiter zu, daher denke man über eine Ausweitung des Angebots etwa in die frühen Abendstunden oder am Wochenende nach.