Der Turm der Steinheimer Martinskirche ist schon wieder baufällig. Foto: Archiv (avanti)

Die Steinheimer Martinskirche ist unerwartet erneut zum Sorgenkind geworden. Erst vor zehn Jahren wurde ihr Turm für rund 210 000 Euro saniert.

Marbach/Bottwartal - Kirchtürme können sehr schön sein. Das Problem: Der Zahn der Zeit nagt an ihnen – und das manchmal schneller als gedacht. So war der Turm der Steinheimer
Martinskirche erst vor zehn Jahren für rund 210 000 Euro saniert worden. Benefizkonzerte und viele Spenden brachten das Projekt damals ins Rollen. Jetzt steht das Gebäudeteil aber schon wieder auf der Bauübersicht des Evangelischen Kirchenbezirks Marbach – und zwar mit satten 450 000 Euro.

In der evangelischen Kirchengemeinde der Urmenschstadt versucht man, den neuen Schaden ganz sachlich zu analysieren. „Unsere Baustelle ist das Fachwerk am Turm und über dem Schiff die teilweise zerstörten Auflager der Dachsparren auf den Mauern“, erklärt Dieter Henninger, Vorsitzender des Bauausschusses. Das Fachwerk sei in den 1950er Jahren erstmals freigelegt und 1985 sowie 2009 „teilweise unsachgemäß“ instand gesetzt worden. „Dadurch haben Feuchtigkeit und Pilzbefall das Holz schwer geschädigt.“

Ein Gutachter wurde eingeschaltet. Überrascht von den großen Lücken zwischen Mauerwerk und Holz ist auch der Pfarrer Matthias Maier. „Viele fragen sich, ob bei der letzten Restaurierung vor zehn Jahren ordentlich gearbeitet wurde.“ Die Kirchengemeinde sei dabei, dies juristisch zu prüfen. „Aber es führt wohl kein Weg an einer weiteren Restaurierung vorbei.“ Über zusätzliche Schäden im Dachwerk über dem Kirchenschiff und dem Chor sagt Maier: „Für den Fall, dass wir alles in einem Zug restaurieren, werden etwa 500 000 Euro fällig. Es liegt nun am Kirchengemeinderat, dies zu entscheiden.“

In der Regel müssen Kirchengemeinden rund 50 Prozent der Baukosten aufbringen. Zuschüsse winken von der Landeskirche, dem Evangelischen Kirchenbezirk und von den Kommunen. „Wir nutzen die relativ günstige finanzielle Situation, um zu helfen“, sagt Ekkehard Graf, Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Marbach. Mit einer Beteiligung von zehn Prozent liege man im Vergleich zu anderen evangelischen Kirchenbezirken im oberen Bereich. Dies sei durch ein „erfreulich hohes“ Kirchensteueraufkommen möglich. Er beobachte zudem, dass die Kirchengemeinden mit vielen kreativen Aktionen die Projekte mittragen. Dies sei auch in Marbach
der Fall, wo die Innenrenovierung der Stadtkirche mit geschätzten 913 000 Euro anstehe. Der Betrag für das 700 Jahre alte Gebäude sei jedoch durch eine relativ umfangreiche Wunschliste zustande gekommen, Priorität habe freilich bisher das Dach gehabt. „Wir lassen jetzt erst mal das Jubiläumsjahr vorübergehen – dann werden wir im Innern aber nicht so viel machen, es wird schlichter.“

Eine umfangreiche Turmsanierung steht auch in Affalterbach
bevor. „Der Turm weist enorme Schäden auf“, sagt Dieter Ries, Erster Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Vom Fachwerk bröckele schon der Außenputz – er hoffe, dass der Oberkirchenrat die Ausschreibung mit einem Kostenanstieg von 284 000 auf 350 000 Euro nach der Ausschreibung genehmige und man noch vor der Winterpause sanieren könne.

Ein Mammutprojekt wird für die evangelische Kirchengemeinde in Murr
die Sanierung des Dachtragwerks in der Peterskirche. Der Pfarrer Daniel Renz schätzt die Kosten auf rund 390 000 Euro, dazu kommen noch 150 000 Euro für die Außenrenovierung, die laut Renz in den kommenden Jahren sowieso fällig gewesen wäre. „Wir haben schon seit einigen Jahren Probleme mit dem Dach und dachten, dass eine große Zeder dafür die Ursache wäre“, erzählt Renz. Doch auch nachdem der Baum vor drei Jahren gefällt wurde, gab es keine Besserung. Ein Gutachten brachte Gewissheit: Die Sanierung soll im kommenden Jahr anlaufen, und der Pfarrer hofft auf viel Unterstützung.

Ganz so eilig hat es der Gronauer
Pfarrer Markus Haag noch nicht. Das Dachtragwerk der Cyriakuskirche habe Risse, „es ist aber nichts total kaputt“. Die Feuerwehr habe bei einer Übung ein kleines Leck repariert – seit etwa fünf Jahren spare die Kirchengemeinde, damit sie ihr Mindestkapital für das auf 400 000 Euro geschätzte Projekt nebst der 60 000 Euro teuren Innenrenovierung zusammenbekommt. „Wir stellen die Sanierung in unserem Spendenbrief zum Advent als eines von mehreren Projekten zur Auswahl“, erklärt Markus Haag.

Das Dach der Annakirche in Benningen
war erst im Jahr 2014 saniert worden. Dafür sei das ganze Geld verwendet worden, das man jetzt für eine Innenrenovierung bräuchte, erzählt die Pfarrerin Dorothee Gabler. Deshalb baue die Kirchengemeinde derzeit wieder einen finanziellen Grundstock auf. Die Innenrenovierung koste 510 000 Euro und soll nach der Kirchengemeinderatswahl im Dezember vom neuen Gremium angepackt werden.