In Sachen Fotovoltaik au Foto: fotolia/Simon Kraus

Viele Kommunen könnten deutlich mehr Fotovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden und Flächen installieren. BUND und NABU fordern mehr klimafreundliche Stromversorgung.

Marbach/Bottwartal - Mit einem dringlichen Brief hat sich vor Kurzem die Vorstände der BUND- und NABU-Landesverbände gemeinsam an die Bürgermeister und Gemeinderäte aller Kommunen gewendet. „Unser Klima braucht Ihre Unterstützung“, heißt es darin. Konkret fordern die beiden Verbände, dass Städte und Gemeinden mehr Solaranlagen auf ihren Dächern installieren und damit das Klima schützen. „Was würde sich besser eignen als die Kraft der Sonne? Gerade im Südwesten hat die Fotovoltaik ein immenses Potenzial“, schreiben die Landesverbände.

Tatsächlich scheint im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung in Sachen Fotovoltaik viel Luft nach oben zu sein. In Mundelsheim zum Beispiel gibt es lediglich eine einzige solche Anlage – auf dem Dach des Bauhofes, die allerdings von einer Privatperson betrieben wird. Von der Energieagentur Kreis Ludwigsburg (LEA) lasse man gerade prüfen, ob die Käsberghalle sich für die Installation einer Fotovoltaikanlage eignen würde, berichtet Bürgermeister Boris Seitz. Auf den Flachdächern der Schule sei eine Anlage theoretisch möglich, sagt er weiter, aber man könne nicht mehrere Baustellen gleichzeitig stemmen. „Blinder Aktionismus bringt auch nichts“, so Seitz.

Auch in Beilstein wird die Kraft der Sonne nur zögerlich genutzt: Die einzige städtische Anlage steht auf der Sporthalle. „Die Dächer der Schule und der Stadthalle müssten erst saniert werden“, sagt der Bauamtsleiter Tim Breitenöder auf Nachfrage. Auf den Dächern der Beilsteiner Kindergärten ist erst einmal auch kein Beitrag zur Energiewende geplant. Ob interkommunal Gespräche zu möglichen Solarparks angedacht sind, weiß der Bauamtsleiter nicht.

Wenige Fotovoltaikanlagen hat auch die Stadt Steinheim auf ihren Dächern. Zu den zwei bestehenden kommt eine dritte auf dem Anbau der Riedhalle. „Da ist noch Luft nach oben, aber es gibt keine konkreten Planungen“, sagt der Steinheimer Kämmerer Martin Pauleit, „man kann mehr tun“. In Großbottwar stehen zwar mehr Anlagen, etwa auf der Wunnensteinhalle, der Schule, dem Kinderhaus und einem Kindergarten. Und auch für die neue Stadthalle ist die Anschaffung einer Anlage vorgesehen. Aber auch hier sind nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Allerdings seien auch nicht alle Gebäude geeignet, so Kämmerer Tobias Müller.

Stefan Flaig, Vorsitzender des BUND-Kreisverbandes Ludwigsburg, sieht dringenden Handlungsbedarf. Abgesehen vom ökologischen Nutzen sei eine Fotovoltaikanlage auch „kostendeckend bis gewinnbringend“. Er fordert kommunale Konzepte zur Klimaneutralität. „Es müssen hierfür umfassende Pläne erstellt werden, in denen Strom, Wärme und Mobilität behandelt werden“, sagt er. Wer nicht selbst Strom erzeugt, sollte sich um Ökostrom mit dem Grünen-Strom-Label bemühen. Denn nur damit wird der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben.

So macht es die Stadt Marbach. Und auch in Sachen Fotovoltaik scheint die Schillerstadt den Nachbarkommunen voraus zu sein: Auf sämtlichen öffentlichen Gebäuden sind nach Angaben des Bürgermeisters Jan Trost Fotovoltaikanlagen installiert – insgesamt 20. Zudem hat sich die Stadt 2015 am Solarpark Königsbronn im Landkreis Heidenheim beteiligt. Trost sagt deutlich: „Fotovoltaik ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll und existenziell wichtig für die Zukunft“. In einem nächsten Schritt möchte der Bürgermeister Gespräche mit den Nachbarkommunen suchen. Er wolle weitere Möglichkeiten wie zum Beispiel einen interkommunalen Solarpark oder Fotovoltaikanlagen auf Freiflächen diskutieren.