Frauen sind in den Gemeinderäten im Verbreitungsgebiet der Marbacher Zeitung fast immer unterrepräsentiert. Foto: dpa

Die Gremien an den Ratstischen sind von Männern dominiert – außer in Benningen.

Marbach/Bottwartal - Ein Blick in die Gemeinderatsgremien in Marbach und dem Bottwartal macht schnell deutlich: Männer dominieren die Kommunalpolitik. Gerade mal 28 Prozent der Ratsmitglieder sind Frauen. Damit liegen die Gemeinden im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung allerdings im Trend: Bei den Gemeinderatswahlen 2014 belief sich der Anteil an Gemeinderätinnen auf 23,9 Prozent, berichtet die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.

So gibt es in Affalterbach gleich zwei Fraktionen im Gemeinderat, in denen gar keine Frauen mitreden: CDU und SPD. Mit insgesamt 14 Prozent Frauenanteil ist Affalterbach auf dem hintersten Platz, wenn es um die Beteiligung der Frauen in den Ratsgremien geht. Am Tisch der Freien Wähler sitzt neben vier Männern immerhin eine Frau – insgesamt zwei Frauen diskutieren im Gemeinderatsgremium mit. Hans Steidle, Sprecher der CDU-Fraktion, erinnert sich, dass es in Affalterbach noch nie leicht war, Frauen für die Wahlliste zu bekommen. „Dieses Mal war es insgesamt schwierig, genügend Kandidaten zu finden – und bei den Frauen besonders“, sagt er. Fünf bis sechs Frauen wollte er eigentlich für seine Liste haben. Letztlich hat er dann drei rekrutieren können. Deren Listenplätze: 8, 9 und 10 von insgesamt 14 Plätzen. „Auf den vorderen Plätzen stehen die amtierenden, dann diejenigen, die schon mal kandidiert haben, dann alphabetisch geordnet die neuen Kandidaten“, erläutert Steidle. Auf seiner Kandidatinnensuche habe er von Frauen immer wieder das Argument gehört, dass sie zu wenig Zeit haben oder sich ein solches Amt nicht zutrauen, berichtet er.

Ein wenig aber nicht sehr viel besser als in Affalterbach sieht es im Ratsgremium der Stadt Marbach aus: Insgesamt sind hier im Jahr 2014 fünf Frauen gewählt worden. Bei SPD, Grüne und Freie Wähler sitzt jeweils eine Frau mit am Tisch, bei der CDU sind es zurzeit noch zwei. Eine davon ist die Fraktionsvorsitzende Heike Breitenbücher. Sie hat eine Erklärung für die mangelnde weibliche Beteiligung: „Frauen sind oft so in Beruf und Familie eingespannt, dass ihnen die Kapazität fehlt“, sagt sie.

Heike Breitenbücher ist zwar nicht für eine Frauenquote, aber wichtig wäre es allemal, so sagt sie, dass sich die Gesellschaft in einem Ratsgremium widerspiegelt – also müsste etwa die Hälfte Frauen sein. Denn dann wären alle Belange der Gesellschaft besser berücksichtigt. Ihrer Ansicht nach müssten verstärkt Hemmschwellen abgebaut werden, so dass sich aus allen Bevölkerungsgruppen Kandidaten für den Stimmzettel finden ließen. Für die Liste der kommenden Wahl am 26. Mai hat ihre Fraktion das „Minimalziel“ erreicht, nämlich ein Drittel Frauen auf dem Stimmzettel. Auf ihre langjährige und erfahrene Kollegin Arnegunde Bärlin muss sie aber verzichten – sie tritt nach 24 Jahren in dem Gremium nun nicht mehr an. Neu auf der Liste ist dafür Jennifer Kurrle, sie steht hinter den beiden Zugpferden Ulrich Frech und Andreas Bertele auf Platz vier der Liste.

Genau wie in Affalterbach sitzen auch in Murr in den Fraktionen der CDU und der SPD keine Frauen. In Steinheim diskutieren für die Freien Wähler ausschließlich fünf Männer im Gemeinderat mit. Die gleiche Fraktion muss in Erdmannhausen bei vier Plätzen ebenfalls auf weibliche Unterstützung verzichten.

In Großbottwar zeigt sich bei der SPD das gegenteilige Bild: Alle drei Plätze im Gremium werden von Frauen eingenommen. „Bei uns ist die Bereitschaft der Frauen, zu uns auf die Liste zu kommen, einfach groß – ganz ohne Quote“, sagt Doris Daniel, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Großbottwar, nicht ohne Stolz. Sie hat keine Probleme, Frauen für den Stimmzettel zu finden – zehn stehen für die Wahl am 26. Mai zu Verfügung, dabei sind es lediglich acht Männer. Eine große Rolle spielt dabei, so Daniel, dass die bereits gewählten Frauen als Vorbild fungieren. So entstehen Versagensängste bei potenziellen Kandidatinnen erst gar nicht. Und bei der Suche nach Kandidatinnen sei von Bedeutung, dass die Gespräche „von Frau zu Frau“ geführt würden, „denn Frauen können mit Frauen gut reden“. Richtig zuhören sei ebenso wichtig und Erfahrungsberichte aus der kommunalpolitischen Arbeit. Ihr Tipp für die Frauensuche: „Schickt eure Frauen voraus und setzt sie in die Vorstände von Ortsverbänden.“

Ein glückliches Händchen haben offenbar auch die Fraktionen in Benningen. Die Hälfte aller Gemeinderatsmitglieder sind hier Frauen. Für die CDU sitzen zwei Frauen und zwei Männer im Gemeinderat, für die SPD drei Frauen und ein Mann und für die Freien Wähler zwei Frauen und vier Männer. Ist Bürgermeister Klaus Warthon stolz auf diesen hohen Frauenanteil, der seit zehn Jahren vorherrscht? „Ja“, sagt er deutlich. Obwohl es sein Verdienst nicht ist. Wenn die richtigen Personen auf dem Stimmzettel stünden, dann würden sie auch gewählt, sagt der Bürgermeister. Für eine grundsätzliche Frauenquote ist er nicht. Viel besser sei es, Menschen zu überzeugen, sich auf den Wahlzettel schreiben zu lassen. Die Platzierung wiederum, so Warthon, der auch an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg unterrichtet, sei in kleinen Gemeinden nicht so entscheidend. Grundsätzlich hält er eine alternierende Platzierung für sinnvoll.